PhV BW zum Schulversuch „Grundschule ohne Noten“

29. Juni 2022

* Philolo­gen­ver­band kri­tisiert geplante Neuau­flage des Schul­ver­suchs „Grund­schule ohne Noten“
* Ver­bal­beurteilun­gen mit vorgeschrieben­er­maßen auss­chließlich pos­i­tiv­en For­mulierun­gen geben nicht die notwendi­gen klaren Rück­mel­dun­gen, wenn es „nicht rund“ läuft
* Die Erfahrun­gen aus dem ersten Schul­ver­such waren neg­a­tiv: Grund­schüler „ohne Noten“ hat­ten nach Aus­sage der aufnehmenden, weit­er­führen­den Schulen deut­lich gerin­gere Ken­nt­nisse bei ihrem Start in Klasse fünf

Der Philolo­gen­ver­band Baden-Würt­tem­berg (PhV BW) reagiert mit Kopf­schüt­teln auf die neueste Pirou­ette in der baden-würt­tem­ber­gis­chen Schulpoli­tik: die geplante Neuau­flage des schon vor fünf Jahren gescheit­erten Schul­ver­suchs „Grund­schule ohne Noten“, der ab dem kom­menden Schul­jahr an 39 Grund­schulen erneut durchge­führt wer­den soll.

„Kinder und Jugendliche wollen sich ver­gle­ichen und suchen Her­aus­forderun­gen“, erk­lärt der PhV-Lan­desvor­sitzende Ralf Scholl. „Von daher ist die Idee, sie vor allen Schwierigkeit­en und Hin­dernissen zu bewahren und daher auf Noten zu verzicht­en, schon vom Ansatz her ver­fehlt.

Außer­dem hat Schule einen Erziehungsauf­trag: Im Rah­men der Schule müssen die Kinder auch ler­nen, dass Anforderun­gen von außen an sie gestellt wer­den, und dass sie sich anstren­gen müssen, um diesen Anforderun­gen gerecht zu wer­den.“

Mit Ver­bal­beurteilun­gen, die nach Vor­gabe nur pos­i­tive For­mulierun­gen enthal­ten dür­fen, wer­den Kinder und Eltern in Schein­sicher­heit gewiegt. Das Wohlbefind­en der Grund­schulkinder und die Zufrieden­heit der Eltern wird damit während der Grund­schulzeit abse­hbar steigen. Ler­nen wer­den die Kinder aber weniger als gle­ichal­trige „benotete“ Grund­schüler. Das zeigen die Erfahrun­gen aus dem ersten Schul­ver­such, der genau aus diesem Grund 2017 abrupt been­det wurde.

„Wir hof­fen, dass die wis­senschaftliche Eval­u­a­tion dann nicht nur das Wohlbefind­en der Kinder unter­sucht, wie 2016 in der Wiss­Gem-Studie bei der Eval­u­a­tion der Gemein­schaftss­chule. Die wis­senschaftliche Eval­u­a­tion muss auch den Wis­sens­stand der Kinder objek­tiv und akribisch unter­suchen“, so Ralf Scholl.

„Wir leben in ein­er Leis­tungs­ge­sellschaft. Nicht weil wir das wollen, son­dern weil wir mit unseren Fir­men auf dem Welt­markt in inter­na­tionalem Wet­tbe­werb ste­hen. Den Leis­tungs­gedanken aus der Schule zu ver­ban­nen, ist daher wirk­lich keine gute Idee“, erk­lärt der PhV-Vor­sitzende abschließend.

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An den Gym­nasien des Lan­des Baden-Würt­tem­berg wer­den knapp 300.000 Schü­lerin­nen und Schüler unter­richtet. Der Philolo­gen­ver­band Baden-Würt­tem­berg e.V. (PhV BW) ver­tritt mit über 9.000 im Ver­band organ­isierten Mit­gliedern die Inter­essen der Lehrerin­nen und Lehrer an den 462 öffentlichen und pri­vat­en Gym­nasien des Lan­des.

Im gym­nasialen Bere­ich hat der Philolo­gen­ver­band BW sowohl im Haupt­per­son­al­rat beim Kul­tus­min­is­teri­um als auch in allen vier Bezirksper­son­al­räten bei den Regierung­sprä­si­di­en die Mehrheit und set­zt sich dort für die Inter­essen der ca. 26.500 Lehrkräfte an den Gym­nasien des Lan­des ein.

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