PhV BW zur Pressemitteilung des Kultusministeriums (KM) Nr. 33/2025 „Lehrerstellen fälschlicherweise als besetzt ausgewiesen“
17. Juli 2025
Wer sucht – oder unter Druck suchen muss – der findet … Stellen!
Aus Leerstellen müssen jetzt schnell Lehrstellen werden!
• Der Philologenverband freut sich, dass – hoffentlich sehr zeitnah — mehr Lehrkräfte eingestellt werden können.
• PhV BW fordert, dass die gymnasialen Referendare – jetzt erst recht — nicht auf der Straße stehen gelassen werden, während gleichzeitig noch die Werbekampagne (https://www.lieber-lehramt.de/) des Kultusministeriums aktiv ist.
• Seit Jahren hat der PhV BW die viel zu knappe Lehrerversorgung angemahnt, aber unsere Hinweise aus der Basis wurden ignoriert!
• Entlastung der Schulleitungen – jetzt!
Ist es ein Zufall, dass das Kultusministerium (KM), das gerade wegen mangelnder Planung bei der Einstellungspolitik am allgemeinbildenden Gymnasium unter heftigem Beschuss steht, gerade jetzt etwa 1500 Stellen „findet“, die seit Jahren nicht besetzt sind? „Das Kultusministerium muss sofort handeln und diese Stellen besetzen. Im kommenden Schuljahr darf keine dieser Stellen weiterhin unbesetzt bleiben!“, so Martina Scherer, die Landesvorsitzende des Philologenverbands Baden-Württemberg (PhV BW).
Es ist ein Skandal, dass in Baden-Württemberg offensichtlich nicht bemerkt wurde, dass die Anzahl der besoldeten Lehrkräfte und die Anzahl der Stellen im Verwaltungsprogramm in einem solchen Maße nicht übereinstimmen. „Hat das keiner bemerkt? Oder sind diese Gelder anders verwendet worden?“ fragt Martina Scherer. „Diese Fragen wird die Landesregierung in nächster Zeit beantworten müssen. Und das in Anbetracht der prekären Einstellungssituation, die wir aktuell am Gymnasium haben,“ so die PhV-Landesvorsitzende weiter.
Der PhV BW hat sich dazu mehrfach geäußert:
Zumeldung des PhV BW zum SWR-Bericht „Lehrer-Nachwuchs am Gymnasium: Ministerin wirbt für Wechsel an andere Schulen in BW“ vom 08.07.2025
PhV BW zur Einstellungssituation an den Gymnasien
An den allgemeinbildenden Gymnasien muss jetzt schon für den ab 2032 absehbaren gravierenden Lehrermangel durch die Pensionierung der Boomer-Generation und den Aufwuchs von G9 zusätzlich eingestellt werden. Zumindest die besten unserer Referendare, die im Land Baden-Württemberg ausgebildet wurden, müssen auch hier gehalten werden! Hier darf nicht wieder derselbe Fehler des „Schweinezyklus“ gemacht werden! Irgendwann muss eine Schulverwaltung doch lernen, für die Zukunft zu planen! Falls zuerst die Schulen im Sekundarbereich versorgt werden müssen, dann muss den gymnasialen Referendarinnen und Referendaren zumindest eine vertraglich zugesicherte Rückkehrgarantie an das allgemeinbildende Gymnasium angeboten werden.
„Das wäre nun die Chance für das KM, mit einer nachhaltigen Einstellungspolitik zu beginnen. Es gibt ausreichend Referendarinnen und Referendare, die noch eine Stelle benötigen. Zudem sind viel zu viele Kolleginnen und Kollegen in unattraktiven Krankheitsvertretungs-Verträgen eingestellt“, mahnt Scherer an. Jetzt wäre auch die Zeit und die Möglichkeit, die Schulleitungen endlich zu entlasten und von den „Geister-Stellen“ mehr Stunden für Leitungsaufgaben zur Verfügung zu stellen. Die Überlastung der Schulleitungen zeigt sich beispielsweise darin, dass neue Statistiksysteme die Handlungsspielräume zunehmend einschränken oder schulische Prozesse bis ins kleinste Detail durchfaktorisiert werden müssen; zudem haben sie zunehmende Aufgaben bei der Arbeit in der Schulentwicklung vor Ort — dies benötigt Ressourcen.
Den PhV BW überrascht die Nachricht mit den fehlenden Stellen nicht. In der Praxis war die mehr oder weniger massive, aber immer vorhandene Unterdeckung der Unterrichtsversorgung immer spürbar, während die offizielle Statistik der Kultusverwaltung angeblich eine ausreichende Zahl von Lehrkräften bescheinigte. „Wir haben uns schon immer über den Gegensatz zwischen gefühlter Unterversorgung in der Realität auf der einen und der angeblichen Überversorgung auf dem Papier auf der anderen Seite gewundert“, so die PhV-Landesvorsitzende. Laut KM sind die Schulen mit 105 % „über“-versorgt, jedoch ist im November die Krankheitsvertretungsreserve regelmäßig aufgebraucht und der Vertretungspool leergefegt, und bei jeder Krankmeldung oder Schwangerschaft fällt gewöhnlich Unterricht aus – die Eltern kennen das auch.
„Wir benötigen an den Schulen unbedingt eine höhere Versorgung, damit Ausfälle keine Löcher in die Stundenpläne der Schülerinnen und Schüler reißen“, fordert Scherer.
Seriöse Berechnungen zeigen: Die Schulen brauchen mindestens eine (rechnerische) Versorgung von 115 %, damit Krankheitsvertretung und Ergänzungsbereich permanent gesichert sind. Insofern muss dringend deutlich über den nominellen Bedarf von 100 % hinaus eingestellt werden. 100 % bedeuten nämlich: Der Pflichtunterricht ist gerade abgedeckt, wenn alle Lehrkräfte anwesend sind und niemand krank ist. Und darin ist keine einzige Stunde für AGs wie Chor, Theater, Sportangebote, für Fördermaßnahmen, Hausaufgabenbetreuung (und deren Verwaltung), Mittagsbetreuung oder Sonstiges enthalten, was das besondere Profil einer Schule ausmacht. Von kleineren Gruppen zum Üben, Wiederholen usw. ganz zu schweigen.
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An den Gymnasien des Landes Baden-Württemberg werden knapp 300.000 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Der Philologenverband Baden-Württemberg e.V. (PhV BW) vertritt mit über 9.000 im Verband organisierten Mitgliedern die Interessen der Lehrerinnen und Lehrer an den 462 öffentlichen und privaten Gymnasien des Landes.
Im gymnasialen Bereich hat der Philologenverband BW sowohl im Hauptpersonalrat beim Kultusministerium als auch in allen vier Bezirkspersonalräten bei den Regierungspräsidien die Mehrheit und setzt sich dort für die Interessen der ca. 26.500 Lehrkräfte an den Gymnasien des Landes ein.