PhV zu kommendem G9

18. Oktober 2024

Pressemit­teilung des Philolo­gen­ver­bands Baden-Würt­tem­berg (PhV BW) zur Stun­dentafel des Kul­tus­min­is­teri­ums für das kom­mende G9

  • Viele Vorschläge aus dem PhV-Konzept (siehe https://www.phv-bw.de/phv-g9-konzept/) wur­den vom Kul­tus­min­is­teri­um aufgenom­men
  • PhV begrüßt Stärkung der Bas­is­fäch­er Math­e­matik und Deutsch
  • PhV lobt mehr Zeit für die Gesellschaftswis­senschaften und zur Demokratiebil­dung
  • Zumin­d­est zwei Klassen­lehrerstun­den in der Unter­stufe und Schüler-Men­tor­ing sind jet­zt auch am Gym­na­si­um vorge­se­hen
  • PhV begrüßt durchge­hen­des Fach Infor­matik ab Klasse 5
  • Der PhV ist kon­stern­iert: Aus der schon öffentlich kom­mu­nizierten Stärkung von Englisch als Bas­is­fach wurde nichts!
  • Der PhV bemän­gelt die gän­zlich fehlende Wertschätzung der Fremd­sprachen: Keine einzige erhält mehr Zeit als im G8!
  • PhV hält noch mehr Fokus auf beru­flich­er Ori­en­tierung für nicht zielführend
  • Der PhV BW set­zt sich ein für die Fix­ierung von Inhal­ten in den Bil­dungsplä­nen auf Ebene der Klassen­stufen.

Der Ver­band für gym­nasiale Lehrkräfte, PhV Baden-Würt­tem­berg, befür­wortet die Stärkung der Demokratiebil­dung, auch durch mehr Stun­den für die Gesellschaftswis­senschaften. „Tagtäglich ist es für unsere Gesellschaft wichtig, an der Demokratie zu arbeit­en, auch in den Schulen“, so Mar­ti­na Scher­er, Lan­desvor­sitzende des Philolo­gen­ver­bands Baden-Würt­tem­berg (PhV BW). Einen Beitrag hier­für leis­ten die Gesellschaftswis­senschaften. Aber auch in den nun imple­men­tierten Klassen­lehrerstun­den wer­den wichtige Fähigkeit­en für gelebte Demokratie eingeübt. „Man spürt als Lehrkraft, wie die Schü­lerin­nen und Schüler in dieses The­ma hineinwach­sen“, berichtet die PhV-Lan­desvor­sitzende aus ihrer schulis­chen Erfahrung. Durch das erst­mals im Gym­na­si­um ver­ankerte Schüler­men­tor­ing wird die Möglichkeit eröffnet, die jun­gen Men­schen in eini­gen — vielle­icht auch schwieri­gen — Leben­sphasen bess­er zu begleit­en. Bei der Ver­wirk­lichung des Men­tor­ings gibt der PhV BW aber zu bedenken, dass die Schulen mit der prak­tis­chen Umset­zung nicht allein gelassen wer­den dür­fen, son­dern diese z.B. klare Leitlin­ien für das Set­ting von Vier­au­genge­sprächen brauchen.

„Scharf zu kri­tisieren ist, dass die Fremd­sprachen jet­zt in kein­er Weise gestärkt wur­den,“ so Mar­ti­na Scher­er, „denn min­destens zwei Fremd­sprachen auf hohem Niveau zu erler­nen ist das Alle­in­stel­lungsmerk­mal des all­ge­mein­bilden­den Gym­na­si­ums, und dies hat man nun völ­lig außer Acht gelassen!“. Der PhV BW kann im Sinne der Schüler­schaft nur hof­fen, dass die Schulen über die Pool­stun­den eine Möglichkeit find­en, einen Aus­gle­ich zu schaf­fen. Ver­tiefter Unter­richt ist son­st nicht gut möglich, und der berühmte „Knopf im Ohr“ wird das nicht richt­en kön­nen. Beim Gedanken von „mehr Zeit“ zum ver­tieften Ler­nen wur­den die Fremd­sprachen lei­der kom­plett vergessen. Es wäre bess­er gewe­sen, man wäre den Vorschlä­gen des PhV BW hier gefol­gt.

Die pos­i­tiv­en Seit­en der Stun­dentafel erin­nern sehr an Ele­mente, die der PhV BW schon in diesem Früh­jahr in seinem Konzept InNOVAtion­s­gym­na­si­um G9 veröf­fentlicht und dem Kul­tus­min­is­teri­um und den bil­dungspoli­tis­chen Entschei­dungsträgern über­mit­telt hat­te, genau­so wie eine durch Prak­tik­er entwick­elte Beispiel­stun­dentafel für G9 (siehe auch: https://www.phv-bw.de/phv-g9-konzept/ ). Mehr Zeit durch Neun Jahre (Lernzeit und Engage­ment), mehr Zeit für Orien­tierung (Demokratie, poli­tis­che Bil­dung, life skills), mehr Zeit für Verknüp­fung von Wis­sen (Studier­fähigkeit), mehr Zeit für Außerun­ter­richtliche Aktiv­itäten (Kreativ­ität) – das sind die Eck­punk­te unseres PhV-Papieres. Der PhV weist darauf hin, dass mehr Zeit auch mehr Gestal­tung bedeuten muss. Ger­ade der Ergänzungs­bere­ich bleibt ein wichtiger Baustein für ein gelin­gen­des G9. Hierzu fehlen noch Ein­blicke in die Pla­nun­gen und Ressourcen für Arbeits­ge­mein­schaften.

Weit­ere Aspek­te sind dem PhV BW wichtig:

  • „Mit Infor­matik ab Klasse 5 wird den Her­aus­forderun­gen unser­er Zeit Rech­nung getra­gen, was wir sehr begrüßen, aber es bleibt die große Frage, mit welchen Fach­lehrkräften dies geschehen soll,“ gibt Mar­ti­na Scher­er zu bedenken. Eben­so kri­tisch ist — zumin­d­est region­al — die Unter­richtsver­sorgung in den Natur­wis­senschaften, ins­beson­dere im Fach Physik. Hier heißt es nun für die Ver­ant­wortlichen, vorauss­chauend zu pla­nen, damit zu jedem Zeit­punkt genü­gend Lehrkräfte an den Schulen sind. Der PhV fordert eine stetige Ein­stel­lung von jun­gen Lehrkräften, damit nicht 2032 eine „unschließbare“ Lücke in der Ver­sorgung entste­ht, wenn G9 nach oben gewach­sen ist. Jet­zt muss gut geplant, für das Lehramtsstudi­um beson­ders in Man­gelfäch­ern gewor­ben und in die Zukun­ft investiert wer­den. Das Kul­tus­min­is­teri­um muss Maß­nah­men ergreifen, um den Lehrkräfte­beruf attrak­tiv­er zu machen.
  • Beim Start der 2. Fremd­sprache in Klasse 6 mit nur 3 Schul­wochen­stun­den sieht der PhV BW große Nachteile für die Schü­lerin­nen und Schüler: Ein früher Beginn mag vielle­icht pubertär bed­ingte Hür­den ver­mei­den, aber durch die geringe Stun­den­zahl pro Woche wer­den neue Prob­leme geschaf­fen. Sprach­lehrkräfte aus der Prax­is fordern für einen erfol­gre­ichen Start in den Erwerb ein­er zweit­en Fremd­sprache min­destens 4 Wochen­stun­den. Ein später­er Beginn, auch mit mehr Wochen­stun­den, wäre eine Alter­na­tive.
  • Der PhV BW sieht keine Notwendigkeit, der beru­flichen Ori­en­tierung an all­ge­mein­bilden­den Gym­nasien noch mehr Raum zu geben, da diese bere­its vor Jahren deut­lich gestärkt wor­den ist: BOGY- und Sozial­prak­tikum, Bil­dungsmessen, indi­vidu­elle Bewer­bungstrain­ings für die Schü­lerin­nen und Schüler oder Work­shops von Unternehmen direkt vor Ort sind Ange­bote, die schon heute erfol­gre­ich stat­tfind­en. Hier wird seit langem gute Arbeit geleis­tet. Der Fachunter­richt als Beitrag zur Studier­fähigkeit darf nicht in den Hin­ter­grund ger­at­en.
  • Durch Fes­tle­gung der Bil­dungs­plan­in­halte auf bes­timmte Klassen­stufen kön­nten Ver­net­zun­gen zwis­chen den Fäch­ern aktiv einge­plant wer­den. Ver­net­ztes Denken ist ein zen­traler Aspekt gym­nasialer Bil­dung, der in den let­zten Jahren durch die Zusam­men­fas­sung mehrerer Jahrgänge bei den Bil­dungsplä­nen lei­der ver­nach­läs­sigt wor­den ist. Ein großer Vorteil für die Schü­lerin­nen und Schüler kommt hinzu: Ein Schul­wech­sel durch Umzug an einen anderen Wohnort inner­halb von Baden-Würt­tem­berg ist viel leichter, wenn die Stof­fverteilung auf die Klassen­stufen ein­heitlich geregelt ist.
  • Beim Blick auf das Abitur muss bedacht wer­den, dass unsere Schü­lerin­nen und Schüler für die IQB-Stan­dards in der Kursstufe best­möglich vor­bere­it­et wer­den sollen, daher müssen bei allen Pla­nun­gen die Erfordernisse der Kursstufe und des Abiturs mitgedacht wer­den. Hier gibt es bere­its Prob­le­manzeigen aus der Prax­is, die das KM ernst nehmen sollte.

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An den Gym­nasien des Lan­des Baden-Würt­tem­berg wer­den knapp 300.000 Schü­lerin­nen und Schüler unter­richtet. Der Philolo­gen­ver­band Baden-Würt­tem­berg e.V. (PhV BW) ver­tritt mit über 9.000 im Ver­band organ­isierten Mit­gliedern die Inter­essen der Lehrerin­nen und Lehrer an den 462 öffentlichen und pri­vat­en Gym­nasien des Lan­des.

Im gym­nasialen Bere­ich hat der Philolo­gen­ver­band BW sowohl im Haupt­per­son­al­rat beim Kul­tus­min­is­teri­um als auch in allen vier Bezirksper­son­al­räten bei den Regierung­sprä­si­di­en die Mehrheit und set­zt sich dort für die Inter­essen der ca. 26.500 Lehrkräfte an den Gym­nasien des Lan­des ein.

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