Pressemitteilung des Philologenverbands Baden-Württemberg (PhV BW) zu den geplanten Schulöffnungen

12. Februar 2021

  • Zehn Fra­gen des Philolo­gen­ver­bands zur geplanten Öff­nung der Schulen
  • PhV-Lan­desvor­sitzen­der Ralf Scholl: „Vieles passt ein­fach noch nicht“

Viele Fam­i­lien haben nach monate­langem Lock­down und wochen­lan­gen Schulschließun­gen Prob­leme, und die Ner­ven von manchen Eltern und Kindern liegen blank. Für den Vor­sitzen­den des Philolo­gen­ver­bands Baden-Würt­tem­berg (PhV BW), Ralf Scholl, ist klar: „Selb­stver­ständlich kann nur ein funk­tion­ieren­der Präsen­zun­ter­richt die schulis­che und psy­cho-soziale Entwick­lung der Kinder und Jugendlichen im gewohn­ten Umfang fördern.“

Vor diesem Hin­ter­grund begrüßt der Ver­band der gym­nasialen Lehrkräfte prinzip­iell, dass Pla­nun­gen für schrit­tweise Schulöff­nun­gen nach den Faschings­fe­rien angestellt wer­den.
Gle­ichzeit­ig weist der PhV BW auf mas­sive, nach wie vor ungelöste Prob­leme und offene Fra­gen im Hin­blick auf eine Öff­nung der Schulen hin:

1. Auf welch­er wis­senschaftlichen Grund­lage beruht das Mantra von Kul­tus­min­is­tern, wonach „kleine Kinder keine Treiber der Pan­demie sind“? In den let­zten 14 Tagen gab es in Deutsch­land mehr als zehn Super­spread­er-Events mit der britis­chen Virus­vari­ante in Kindergärten, obwohl dort nur ein Not­be­trieb läuft. Spätestens seit dem Aus­bruch in der Freiburg­er KiTa „Immer­grün“ mit den anschließen­den Infek­tio­nen in den Fam­i­lien der betrof­fe­nen Kinder ist klar: Die Coro­na-Mutan­ten sind so ansteck­end, dass auch kleine Kinder sehr wohl „Pan­demietreiber“ sein kön­nen.

2. Inwieweit ist diese neue Erken­nt­nis bezüglich der Virus-Muta­tio­nen bei den Über­legun­gen zur Öff­nung der Grund­schulen und Kindergärten berück­sichtigt? Durch welche Maß­nah­men wird der Schutz in den Kindergärten und Grund­schulen vor der Öff­nung erhöht? (Maskenpflicht, Raum­luftreiniger, Selb­sttests?)

3. Noch dienen lan­desweit lediglich die AHA-L-Regeln als Schutz­maß­nah­men an den Schulen. Wie stellt das Land sich­er, dass diese auch tat­säch­lich umge­set­zt wer­den? An den Grund­schulen und Kindergärten gibt es aber keine Maskenpflicht für die mit den Virus­mu­ta­tio­nen nach­weis­lich ansteck­enden Kinder, weil das Masken­tra­gen ihnen nicht zuge­mutet wer­den soll?!

4. Was soll geschehen, wenn die Fal­lzahlen und Inzi­den­zen wieder steigen, weil sich die infek­tiöseren Virus-Muta­tio­nen über Super­spread­er-Events immer schneller aus­bre­it­en? Welche Pläne hat die Lan­desregierung bei steigen­den Fal­lzahlen wie im Hohen­lo­he-Kreis? (Anstieg von Inzi­denz 28,4 am 28.1.2021 auf 129,6 am 10.2.2021) Ein Schul­be­trieb im ständi­gen Wech­sel von On- zu Off-Modus kann nicht das Ziel sein.

5. In diesem Zusam­men­hang stellt sich für den PhV auch die Frage nach prak­tik­ablen Schnell­tests für die Lehrkräfte und Schüler: Wer­den ab dem ersten Schul­t­ag nach den Faschings­fe­rien funk­tion­ierende Tests zum Eigenge­brauch zur Ver­fü­gung zu ste­hen? Wie sollen diese Tests in genü­gen­der Anzahl und in kurz­er Zeit durchge­führt wer­den?

6. Wie will das KM mit Schulkindern und Lehrkräften umge­hen, die ein­er Risiko­gruppe ange­hören? Die große Anzahl von Kon­tak­ten in der Schule stellen für alle Betrof­fe­nen ein entsprechend hohes Gesund­heit­srisiko dar.

7. Wann wer­den Lehrkräfte (und gar die Schüler) mit ihrer eige­nen Imp­fung rech­nen kön­nen? Wenn die Schulen wieder öff­nen, dann fordert der PhV eine Pri­or­isierung der Lehrkräfte, um eine Aus­bre­itung der ansteck­enden Virus­mu­ta­tio­nen über die Schulen zu ver­hin­dern. In Schulen im Wech­sel­be­trieb tre­f­fen sich selb­st in hal­bierten Klassen bis zu 15 ver­schiedene Haushalte! Das wäre außer­halb der Schulen mit mas­siv­en Bußgeldern belegt.

8. Wie gedenkt die Lan­desregierung kün­ftig mit der hohen Zahl an immer mil­i­tan­ter auftre­tenden Coro­na-Leugn­ern und Maskengeg­n­ern im Schu­lall­t­ag umzuge­hen? Ist die Schul­ver­wal­tung bere­it, den Schulen in dieser Hin­sicht einen größeren Entschei­dungsspiel­raum für die Sank­tion­ierung von Regelüber­schre­itun­gen zu geben? Ste­hen das Kul­tus­min­is­teri­um bzw. die Regierung­sprä­si­di­en endlich hin­ter den Schulleitun­gen, wenn sie Masken­ver­weiger­er kraft ihres Haus­rechts vom Schul­gelände ver­weisen, weil sie durch pro­vokantes Ver­hal­ten, wie z. B. Nichtein­hal­ten des nöti­gen Abstands, zur poten­tiellen Gefahr für die Gesund­heit ander­er Schüler oder Lehrkräfte wer­den?

9. Wie ste­ht die Lan­desregierung mit­tler­weile zum Ein­satz von Raum­luft­fil­tern? Aus Sicht des Philolo­gen­ver­bands muss endlich Geld in die Hand genom­men wer­den, um diese Geräte in die Klassen­z­im­mer zu brin­gen und damit die Virus­last in der Raum­luft sig­nifikant zu senken. Selb­stver­ständlich geht es beim Ein­satz von Raum­luftreinigern bzw. beim Lüften nicht um ein „entwed­er – oder“, son­dern um ein „sowohl – als auch“!

10. Sind inzwis­chen an allen Schu­larten geeignete zer­ti­fizierte Schutz­masken vorhan­den? Beson­ders die neuen Mutan­ten sind hochansteck­end, wodurch die Infek­tion­s­ge­fahr immens steigt. Ohne hochw­er­tige FFP2-Masken wird die Arbeit mit so vie­len Per­so­n­en aus ver­schiede­nen Haushal­ten zum Rus­sis­chen Roulette.

Der PhV-Vor­sitzende Ralf Scholl fasst zusam­men: „Schulöff­nun­gen kön­nen nur dann ver­ant­wortet wer­den, wenn von Seit­en des Lan­des wirk­lich alle Maß­nah­men getrof­fen wer­den, um den Schul­be­trieb möglichst infek­tion­ssich­er zu machen und Schüler und Lehrkräfte opti­mal zu schützen. Dazu gehören qual­i­ta­tiv hochw­er­tige FFP2-Masken für alle Beteiligten, Raum­luftreini­gungs­geräte für die Unter­richt­sräume sowie ein Wech­sel­be­trieb aus Präsen­zun­ter­richt und Übungsphasen zu Hause. Eine Öff­nung ohne aus­re­ichende Schutz­maß­nah­men wäre grober Leichtsinn und würde die von allen Bürg­ern müh­sam und lang­wierig erkämpfen Erfolge in dem lan­gen und harten Lock­down aufs Spiel set­zen.“

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An den Gym­nasien des Lan­des Baden-Würt­tem­berg wer­den knapp 300.000 Schü­lerin­nen und Schüler unter­richtet. Der Philolo­gen­ver­band Baden-Würt­tem­berg e.V. (PhV BW) ver­tritt mit über 9.000 im Ver­band organ­isierten Mit­gliedern die Inter­essen der Lehrerin­nen und Lehrer an den 462 öffentlichen und pri­vat­en Gym­nasien des Lan­des.

Im gym­nasialen Bere­ich hat der Philolo­gen­ver­band BW sowohl im Haupt­per­son­al­rat beim Kul­tus­min­is­teri­um als auch in allen vier Bezirksper­son­al­räten bei den Regierung­sprä­si­di­en die Mehrheit und set­zt sich dort für die Inter­essen der ca. 26.500 Lehrkräfte an den Gym­nasien des Lan­des ein.

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