Zumeldung des PhV BW zur Pressemitteilung des Kultusministeriums vom 21.10.2024 “Land gründet KI-Zentrum Schule”
22. Oktober 2024
Philologenverband BW begrüßt Engagement des Kultusministeriums zum Umgang mit „KI in der Bildung“, sieht aber noch viele wesentliche Fragen unbeantwortet
Der Philologenverband Baden-Württemberg (PhV BW) begrüßt, dass das Kultusministerium sich um “KI in der Bildung” kümmern und Schulen bei dem Thema unterstützen will. Im Zusammenhang mit dem “KI-Zentrum Schule” sieht der Verband gymnasialer Lehrkräfte aber viele zentralen Fragen noch unbeantwortet.
Martina Scherer, die Verbandsvorsitzende, kann nicht nachvollziehen, warum die in erster Linie Betroffenen und Praktiker, die Lehrkräfte, nicht im Vorfeld in die Planungen einbezogen, sondern nur über die Presse informiert und somit vor vollendete Tatsachen gestellt werden.
Darüber hinaus hinterfragt der Referent des PhV BW für IT und Medien, Cord Santelmann: „Warum braucht das Land das Sponsoring einer wirtschaftsnahen Stiftung und finanziert ein solch wichtiges Thema nicht allein? Ist sichergestellt, dass hier interessierte Kreise keinen unbefugten Einfluss auf Bildungsinhalte und Lehrkräftebildung nehmen?” Immerhin stehe das Schulwesen laut Grundgesetz unter der Aufsicht des Staates, nicht privater Stiftungen.
„Der Philologenverband vermisst in der Außendarstellung des Ministeriums Aspekte, die in Schulen besonderer Aufmerksamkeit bedürfen: Datenschutz, Schutz der Persönlichkeitsrechte von Schülerschaft und Lehrkräften, Bewahrung der pädagogischen Verantwortung bzw. Freiheit der Lehrkräfte auch bei digitalen Lehrmethoden“, ergänzt Karin Fetzner, Stv. Landesvorsitzende des PhV BW. Wenn KI in der Schule womöglich ohne Beteiligung der Verbände und der Personalvertretungen vorangetrieben würde, bestehe die Gefahr, dass viele dieser Kriterien unter den Tisch fielen.
„Wir verschließen uns nicht gegenüber den Entwicklungen im digitalen Bereich, müssen aber gerade im Hinblick auf unsere Schülerinnen und Schüler ganz besonders reflektiert neue Möglichkeiten erkennen, aber auch Risiken abschätzen,“ resümiert Martina Scherer.
***
An den Gymnasien des Landes Baden-Württemberg werden knapp 300.000 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Der Philologenverband Baden-Württemberg e.V. (PhV BW) vertritt mit über 9.000 im Verband organisierten Mitgliedern die Interessen der Lehrerinnen und Lehrer an den 462 öffentlichen und privaten Gymnasien des Landes.
Im gymnasialen Bereich hat der Philologenverband BW sowohl im Hauptpersonalrat beim Kultusministerium als auch in allen vier Bezirkspersonalräten bei den Regierungspräsidien die Mehrheit und setzt sich dort für die Interessen der ca. 26.500 Lehrkräfte an den Gymnasien des Landes ein.