Gemeinsame Pressemitteilung des PhV und des BLV zu Problemen beim Moodle-Umzug an den Schulen im Land
19. Januar 2024
„Die Schulen müssen beim in weiten Teilen äußerst herausfordernden Umzug des Lernmanagement-Systems Moodle vom Kultusministerium endlich mit angemessenen Entlastungsstunden unterstützt werden!“
Der Verband der Lehrkräfte an Beruflichen Schulen BLV und der Verband gymnasialer Lehrkräfte PhV fordern mindestens vier zusätzliche Entlastungsstunden für alle Schulen, die mit dem Umzug des Lernmanagement-Systems Moodle befasst sind.
Seit Wochen erreichen den BLV und den PhV sehr viele Problemanzeigen zur Migration der bisher vom Landeshochschulnetz betriebenen Moodle-Instanzen zur neuen Moodle-Plattform, die das Kultusministerium an einen externen Betreiber vergeben hat. Der Migrationsprozess, der den Schulen angeboten wird, scheint in weiten Teilen dysfunktional zu sein. Im entsprechenden Diskussionsforum der Moodle-Administratoren häufen sich Problembeschreibungen: Zur Verfügung gestellte Hilfsmittel funktionieren nicht, der Import der Daten von Lehrkräften und Schülern ist fehleranfällig, Anleitungen waren unvollständig oder fehlerhaft. Umzugstermine wurden mit einem Tag Vorwarnung angekündigt, Unterricht musste deswegen umorganisiert werden, und dann fand der Umzug doch Tage später statt und, und, und.
Zudem muss die Migration im laufenden Schuljahr bewältigt werden – ein Unding, wenn Moodle gleichzeitig im Unterricht eingesetzt werden soll.
Es gibt auch weiterhin offene Fragen zur Funktionalität der neuen Moodle-Instanzen: Im neuen MoodleBW können Benutzer nur noch über die Schulverwaltungssoftware ASV angelegt werden. Es gibt zurzeit aber viele schulische Moodle-Nutzer, die nicht im ASV der Schule hinterlegt sind.
• Was passiert mit den derzeitigen Mailkonten der Schüler, die auf sicheren schulischen Mailservern liegen und notwendig sind?
• Was ist mit Lehrbeauftragten der Seminare, die nicht im ASV der Schule hinterlegt sind?
• Was ist mit Eltern und Ausbildern der Betriebe, die an einzelnen Schulen in Moodle präsent sind?
• Was passiert mit Schülern, die aufgrund von Kooperationskursen an zwei Schulen eingepflegt werden müssen? Das funktioniert bisher nicht.
Anscheinend hatte das Kultusministerium (KM) in der Vergangenheit vor der Ausschreibung keine Nutzungsanalyse durchgeführt, um daraus einen praxisgerechten Umzugsprozess zu entwickeln und im neuen MoodleBW die vorhandenen und notwendigen Strukturen und Funktionalitäten der Schul-Moodles abzubilden. Der PhV und der BLV kritisieren, dass wieder einmal die Erfahrungen und das Know-how der Praktiker von der Basis in keiner Weise in diese Planungen einbezogen wurden.
Deshalb wird an den Schulen befürchtet, dass das neue „MoodleBW“ einen deutlich verringerten Funktionsumfang haben könnte. Genau die Schulen, die Moodle bislang am intensivsten nutzen, würden dann am meisten darunter leiden. Zudem wird die Fremdbetreuung durch eine externe Firma zusätzliche Kosten verursachen. Von Netzwerkbetreuern vor Ort wird bemängelt, dass diese Maßnahme der Schulverwaltung für viele Schulen einen großen Rückschritt in der Digitalisierung bedeutet.
Das KM hat zwar zwischenzeitlich die Hilfsangebote zum Moodle-Umzug gebündelt, und einzelne Mitarbeiter der Schulverwaltung versuchen sehr engagiert zu jeder Tages- und Nachtzeit, die Fragen der verzweifelten Moodle-Admins im entsprechenden Forum zu beantworten – trotzdem stehen betroffene Schulleitungen und Lehrkräfte unter großem Zeitdruck und erbringen zahlreiche Zusatzstunden.
„Das Mindeste ist jetzt, den Schulen für den enormen Mehraufwand, den sie aufgrund der Moodle-Migration leisten mussten, eine angemessene Entlastung in Form von Anrechnungsstunden zukommen zu lassen“, so die Forderung von Martina Scherer und Karin Fetzner, den stv. Landesvorsitzenden des PhV BW. „Digitalisierung geht nicht zum Nulltarif, schon gar nicht, wenn sie Hunderte von Überstunden erfordert, denn dann geht sie zulasten des Unterrichts!“ stellt Thomas Speck, Landesvorsitzender des BLV BW, enttäuscht fest.
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An den Gymnasien des Landes Baden-Württemberg werden knapp 300.000 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Der Philologenverband Baden-Württemberg e.V. (PhV BW) vertritt mit über 9.000 im Verband organisierten Mitgliedern die Interessen der Lehrerinnen und Lehrer an den 462 öffentlichen und privaten Gymnasien des Landes.
Im gymnasialen Bereich hat der Philologenverband BW sowohl im Hauptpersonalrat beim Kultusministerium als auch in allen vier Bezirkspersonalräten bei den Regierungspräsidien die Mehrheit und setzt sich dort für die Interessen der ca. 26.500 Lehrkräfte an den Gymnasien des Landes ein.