Junge Philologen sind enttäuscht und kritisieren die geringen Einstellungszahlen an Gymnasien zum neuen Schuljahr

23. Juli 2019

 

Ent­täuscht haben die Jun­gen Philolo­gen, Inter­essen­vertre­tung der Ref­er­en­darin­nen und Ref­er­en­dare sowie der jun­gen Lehrkräfte an Gym­nasien, die vom baden-würt­tem­ber­gis­chen Kul­tus­min­is­teri­um für 2019 vorge­se­henen Ein­stel­lun­gen für das kom­mende Schul­jahr zur Ken­nt­nis genom­men. Die Ein­stel­lungszahlen an den Gym­nasien bleiben weit­er­hin auf kon­stant niedrigem Niveau.

Die Lan­desregierung sollte aus ver­gan­genen Fehlern ler­nen und kon­tinuier­lich neue Lehrkräfte ein­stellen, damit es in Zukun­ft keine Ver­sorgungsen­g­pässe gibt. Die neuen Ein­stel­lungszahlen beweisen aber genau das Gegen­teil. Lediglich im Fach Bildende Kun­st gab es mit 29 Stellen mehr Stellen als Bewer­ber. Wer sich mit natur­wis­senschaftlichen Fäch­ern gute Ein­stel­lungschan­cen aus­gerech­net hat­te, wurde schnell auf den Boden der Tat­sachen zurück­ge­holt. Größte Ver­lier­er in dieser Ein­stel­lungsrunde waren aber wieder die Sprachen und die Geis­teswis­senschaften.

„Das ist bit­ter, vor allem für junge Lehrkräfte beispiel­sweise mit den Fäch­ern Deutsch, Geschichte oder Englisch, bei denen die Chance auf eine Ein­stel­lung an einem Gym­na­si­um bei weniger als 3% lag. Am schlimm­sten hat es dieses Jahr — wieder ein­mal — die Ref­er­en­darin­nen und Ref­er­en­dare im Regierungs­bezirk Tübin­gen getrof­fen, wo es nur 15 Stellen über das Lis­ten­ver­fahren gab“, so Mar­ti­na Scher­er, die Lan­desvor­sitzende der Jun­gen Philolo­gen.

„Baden-Würt­tem­berg kann es sich nicht leis­ten, für teures Geld aus­ge­bildete Spitzenkräfte in andere Bun­deslän­der oder ins Aus­land ziehen zu lassen“, so die JuPhi-Vor­sitzende weit­er. „Außer­dem gibt es trotz ins­ge­samt gese­hen ver­gle­ich­sweise guter Lehrerver­sorgung auf dem Papi­er genü­gend einzelne Schulen, die schon jet­zt so viele Aus­fälle durch Pen­sion­ierun­gen, Elternzeit-Fälle oder Krankheit­en im kom­menden Schul­jahr erwarten, dass die Unter­richtsver­sorgung gefährdet ist, wenn nicht mas­siv Arbeits­ge­mein­schaften, Förderkurse, Hausauf­gaben­be­treu­ung, Chor usw. gestrichen wer­den“, so Scher­er. Die neu aus­ge­bilde­ten und qual­i­fizierten jun­gen Lehrkräfte wer­den für die Bewäl­ti­gung der vielfälti­gen Auf­gaben an den Gym­nasien also drin­gend gebraucht.

Zur Erhöhung der Lehrere­in­stel­lung fordern die Jun­gen Philolo­gen:
• die Rück­nahme der 2013/14 ver­fügten mas­siv­en Stre­ichung von Anrech­nungs- und Ent­las­tungsstun­den für beson­dere Auf­gaben,
• die Absenkung des vollen Dep­u­tats von 25 auf 23 Stun­den, damit mehr sehr gut aus­ge­bildete Lehrkräfte eine Stelle in Baden-Würt­tem­berg antreten kön­nen,
• den Stopp der Schön­rech­nung der prozen­tualen Lehrerver­sorgung, d.h. in diese Berech­nung sollen nur die Lehrkräfte aufgenom­men wer­den, die tat­säch­lich unter­richt­en. Elternzeit, Sab­bat­jahre und Erkrankun­gen müssen aufge­fan­gen und in die Ver­sorgungs­berech­nung mit ein­be­zo­gen wer­den.

„Durch eine berechtigte und sin­nvolle Wieder­erhöhung der Anrech­nungsstun­den auf das Niveau von 2014 und durch eine Ent­las­tung aller Lehrkräfte mit­tels Senkung des Dep­u­tats und des Klassen­teil­ers, kön­nten viele unser­er Absol­ven­ten schnell eine Ein­stel­lung erhal­ten“, so Mar­ti­na Scher­er.

Die Jun­gen Philolo­gen Baden-Würt­tem­bergs prangern darüber hin­aus die immer weit­er steigen­den Belas­tun­gen im Lehrerberuf an. Ursachen sind die ständig wach­senden Verpflich­tun­gen („Abschich­tung von Auf­gaben“ auf die Schulen) und die zunehmend het­ero­gene Schüler­schaft. Mit ein­er klu­gen und zukun­ft­sori­en­tierten Ein­stel­lungspoli­tik kön­nten die Arbeits­be­din­gun­gen an den Schulen und die Betreu­ung der Schü­lerin­nen und Schüler deut­lich verbessert wer­den.

Mar­ti­na Scher­er
Lan­desvor­sitzende der Jun­gen Philolo­gen Baden ‑Würt­tem­berg
und ihr Team der Jun­gen Philolo­gen

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