PhV BW zu einem „Corona-Aufholjahr“ für Schüler am allgemeinbildenden Gymnasium durch Übergang auf G9 ab September 2021

25. März 2021

* Philolo­gen­ver­band fordert: An allen Schu­larten sollen in den näch­sten drei Jahren zur Aufar­beitung der Coro­na-Defizite je vier zusät­zliche Stun­den pro Klasse zur Ver­fü­gung gestellt wer­den
* In G8 sind zusät­zliche Stun­den zum Aus­gle­ich der Lern­de­fizite aber zeitlich nicht unterzubrin­gen
* Deswe­gen Forderung nach einem sofor­ti­gen Über­gang zu G9, also neun­jährigem Bil­dungs­gang an all­ge­mein­bilden­den Gym­nasien ab Sep­tem­ber 2021
* PhV-Lan­desvor­sitzen­der Ralf Scholl: „Über­gang von G8 auf G9 ist die Voraus­set­zung für die Schließung der coro­n­abe­d­ingten Lern­lück­en für alle Schü­lerin­nen und Schüler“

Am 08.03.2021 hat das „Bünd­nis G9 jet­zt!“ eine Online-Peti­tion mit dem Titel „Coro­na-Aufhol­jahr zur Ret­tung der Bil­dungsqual­ität!“ ges­tartet (siehe www.openpetition.de/!aufholjahr). Ziel dieser Ini­tia­tive ist es, ein Auf­fan­gen der durch Coro­na ent­stande­nen Lern­de­fizite am all­ge­mein­bilden­den G8-Gym­na­si­um durch einen sofor­ti­gen Über­gang zu einem neun­jähri­gen Gym­na­si­um (G9) in den Klassen­stufen 5 bis 10 zeitlich zu ermöglichen. In G8 sind die Schü­lerin­nen und Schüler schon jet­zt so stark beansprucht, dass Zusatzs­tun­den zur Lück­en­schließung nicht möglich sind.

Bis­lang wur­den bin­nen zwei Wochen bere­its mehr als 12.500 Unter­schriften gesam­melt, obwohl die Peti­tion in der Öffentlichkeit noch weit­ge­hend unbekan­nt ist.

Der Philolo­gen­ver­band Baden-Würt­tem­berg (PhV BW) unter­stützt die Aktion von „Bünd­nis G9 jet­zt!“ aus­drück­lich und regt eine öffentliche Debat­te über diesen Vorschlag an. Zudem sollte diese wichtige und sin­nvolle Anre­gung aus der Eltern­schaft in den anste­hen­den Koali­tionsver­hand­lun­gen berück­sichtigt wer­den. „Die Poli­tik muss diesen berechtigten Wun­sch viel­er Schüler, Eltern und Lehrkräfte am Gym­na­si­um endlich ernst nehmen und umset­zen“, fordert der PhV-Lan­desvor­sitzende Ralf Scholl

„Ein sofor­tiger Über­gang von G8 auf G9 in allen Klassen­stufen wäre am all­ge­mein­bilden­den Gym­na­si­um die Voraus­set­zung für die Schließung der coro­n­abe­d­ingten Lern­lück­en in den näch­sten drei Jahren“, erk­lärt Ralf Scholl. Im jet­zi­gen G8 gibt es nach sein­er Ein­schätzung keine Zeit, die Defizite sin­nvoll auszu­gle­ichen, die durch Schulschließun­gen und Fern­lern­phasen ent­standen sind. „Ins­ge­samt zwölf zusät­zliche Stun­den zum Lück­en­schließen inner­halb von drei Jahren wären für die aller­meis­ten Schü­lerin­nen und Schüler an allen Schu­larten wichtig und möglich“, betont der PhV-Lan­desvor­sitzende. „Dies funk­tion­iert aber am all­ge­mein­bilden­den Gym­na­si­um nur, wenn mit G9 auch entsprechend Zeit dafür zur Ver­fü­gung ste­ht. In G8 geht das nicht.“

Für den Ver­band der gym­nasialen Lehrkräfte ist dabei klar, dass in jedem Fall auch weit­er­hin eine G8-Wahlmöglichkeit beste­hen bleiben soll. „Über­durch­schnit­tlich leis­tungs­fähige und motivierte Schü­lerin­nen und Schüler, die in der Coro­na-Zeit keine wesentlichen Ein­bußen hat­ten, sollen nicht in ein G9 gezwun­gen wer­den“, so Ralf Scholl.

Der Philolo­gen­ver­band spricht sich darüber hin­aus dafür aus, ab dem Schul­jahr 2024/2025 (spätestens ab dem Schul­jahr 2025/2026) dieses „Aufhol-G9“ in ein „Mehrw­ert-G9“ mit ein­er über­ar­beit­eten Stun­dentafel zu über­führen. „Dies wäre aus unser­er Sicht der geeignete Zeit­punkt, neue gym­nasiale Bil­dungspläne zu erar­beit­en“, erläutert Ralf Scholl. „Die Schü­lerin­nen und Schüler erhiel­ten dann in diesem ´Mehrw­ert-G9´ durch das zusät­zliche Jahr mehr Unter­richt, wobei die Belas­tung in den einzel­nen Klassen­stufen im Ver­gle­ich mit G8 aber sinken würde.“

Bere­its vor der Coro­na-Pan­demie seien die Schwächen des achtjähri­gen Gym­na­si­ums offen­sichtlich gewe­sen. Stich­worte sind hier die enorme Belas­tung viel­er Schüler sowie die teil­weise man­gel­hafte Stu­di­en­reife von Abi­turi­en­ten. Durch die coro­n­abe­d­ingten Schulschließun­gen habe sich diese Prob­lematik in erhe­blichem Maße zuge­spitzt.
Für Ralf Scholl hat die Pan­demie dazu geführt, dass die Schüler de fac­to nur noch ein „G7“ bzw. ein „G7,5 “ haben. „Ein sofor­tiger Umstieg auf G9 mit Aufhol-Stun­den zur Schließung der Coro­na-Lück­en würde eine erhe­bliche Verbesserung der Bil­dungsqual­ität an unseren Gym­nasien bedeuten und den Schü­lerin­nen und Schülern die drin­gend benötigte zusät­zliche Lernzeit geben“, ist der PhV-Lan­desvor­sitzende überzeugt.


Hin­weis:
Video­clips des „Bünd­nis G9 jet­zt!“ find­en Sie auf dem YouTube-Kanal des Bünd­niss­es: https://www.youtube.com/channel/UCYKLZlOvjzgZZX0cuNKnC0w
Weit­ere Infor­ma­tio­nen kön­nen Sie der Home­page https://www.g9-jetzt-bw.de/ ent­nehmen.

Hin­ter­grund­in­for­ma­tion:
Ein Über­gang zu G9 in allen Klassen­stufen ist schnell und prob­lem­los möglich, da dafür die Stun­dentafel und der lin­ear gestreck­te G8-Bil­dungs­plan eines der vorhan­de­nen G9-Ver­suchs­gym­nasien über­nom­men wer­den kön­nte.
Auf diese Weise kön­nte prob­lem­los die Zeit gewon­nen wer­den, um in ins­ge­samt zwölf Zusatzs­tun­den Unter­richtsin­halte in allen Fäch­ern aufzu­holen.
Der Mehrbe­darf an Lehrkräften im Herb­st 2021 würde sich dabei lediglich auf ca. 100 — 150 Stellen belaufen. Diese Lehrkräfte stün­den zum Schul­jahr 2021/2022 im Rah­men von Neue­in­stel­lun­gen für die Gym­nasien prob­lem­los zur Ver­fü­gung.
Bei der Umstel­lung auf das vom PhV BW vorgeschla­gene „Qual­itäts-G9“ wären ca. 250 — 300 Stellen nötig, da dieses Mod­ell weit­ere zusät­zliche Stun­den für eine ver­tiefte Bil­dung im Rah­men eines neuen Bil­dungs­plans umfasst.

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An den Gym­nasien des Lan­des Baden-Würt­tem­berg wer­den knapp 300.000 Schü­lerin­nen und Schüler unter­richtet. Der Philolo­gen­ver­band Baden-Würt­tem­berg e.V. (PhV BW) ver­tritt mit über 9.000 im Ver­band organ­isierten Mit­gliedern die Inter­essen der Lehrerin­nen und Lehrer an den 462 öffentlichen und pri­vat­en Gym­nasien des Lan­des.

Im gym­nasialen Bere­ich hat der Philolo­gen­ver­band BW sowohl im Haupt­per­son­al­rat beim Kul­tus­min­is­teri­um als auch in allen vier Bezirksper­son­al­räten bei den Regierung­sprä­si­di­en die Mehrheit und set­zt sich dort für die Inter­essen der ca. 26.500 Lehrkräfte an den Gym­nasien des Lan­des ein.

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