PhV BW zum Thema G9

13. März 2024

* Philolo­gen­ver­band übt harsche Kri­tik an Kul­tus­min­is­teri­um und Lan­desregierung wegen ver­schleppter Pla­nun­gen zu G9
* PhV legt öffentlich fundierte Vorschläge für neue Stun­dentafeln für ein G9 und für G8-Klassen für beson­ders leis­tungsstarke Kinder vor
* Mehrbe­darf an Lehrerstun­den deut­lich geringer als von der Lan­desregierung angegeben
* PhV legt inhalts­be­zo­genes Posi­tion­spa­pi­er InNO­VA­tion­s­gym­na­si­um G9 vor
* Forderung nach Stärkung aller Schu­larten zur Erhal­tung der Bil­dungsvielfalt

Im Land­tag rückt die Entschei­dung über den Volk­santrag „G9-Gesetz“ mit großen Schrit­ten näher. Am 14.3.2024 debat­tiert der Bil­dungsauss­chuss darüber. Voraus­sichtlich am 17./18.4.2024 wird das Lan­despar­la­ment über dieses Gesetz abstim­men. Alter­na­tive Vorschläge der Lan­desregierung fehlen bish­er: Wed­er wurde vom Kul­tus­min­is­teri­um ein eigen­er G9-Umset­zungs-Vorschlag vorgelegt noch irgendwelche verbindlichen Pla­nun­gen. Der Lan­desvor­sitzende des Philolo­gen­ver­bands Baden-Würt­tem­berg (PhV BW), Ralf Scholl, fragt: „Wie wird hier eigentlich mit dem Bürg­er­willen, der sich in über 106.000 Unter­schriften für den Volk­santrag niedergeschla­gen hat, umge­gan­gen? Leg­en Kul­tus­min­is­teri­um und Lan­desregierung es bewusst darauf an, die Ini­tia­torin­nen und Unter­stützer des Volk­santrags zum näch­sten Schritt in dieser Sache, einem Volks­begehren, zu provozieren, wenn das „G9-Gesetz“ im Land­tag mit Regierungsmehrheit und ohne Alter­na­tive abgelehnt wird?“

Ins­beson­dere das „Coro­na-Aufhol­jahr“, d.h. die Wahlmöglichkeit eines Über­gangs auf G9 (als gestreck­tes G8) für alle Schüler bis zur 10. Klasse wird über­haupt nicht mehr disku­tiert. Dieser Bestandteil des G9-Volk­santrags scheint vol­lkom­men ignori­ert zu wer­den. Das ist eine schwere Ent­täuschung für alle Eltern mit Kindern in der gym­nasialen Unter- und Mit­tel­stufe.
Eine sofor­tige Umstel­lung auf G9 mit gestreck­ten G8-Bil­dungsplä­nen im Sinne eines Coro­na-Aufhol­jahres wäre zum Sep­tem­ber 2024 ohne Weit­eres noch möglich, wie viele Schulleitun­gen an Gym­nasien bestäti­gen.

Um die Diskus­sion zu einem kün­fti­gen InNO­VA­tions-G9 voranzubrin­gen, legt der Philolo­gen­ver­band Baden-Würt­tem­berg jet­zt der Öffentlichkeit seine Vorschläge für Stun­dentafeln vor: Ein von Prak­tik­ern an den Schulen entwick­eltes InNO­VA­tions-G9-Konzept und ein Konzept für ein par­al­le­les G8, let­zteres auss­chließlich für beson­ders motivierte und leis­tungsstarke Kinder.
Grundzüge des InNO­VA­tions-G9 (Neun Jahre, Orien­tierung, Verknüpftes Wis­sen, Außer­schulis­che Ange­bote) sind:

* Eine schüler­fre­undlich reduzierte Pflicht-Wochen­stun­den­zahl pro Jahrgang, ansteigend von
30 Wochen­stun­den in den Klassen­stufen 5 und 6 über
32 Wochen­stun­den in den Klassen­stufen 7, 8 und 9 auf
34 Wochen­stun­den in den Klassen­stufen 10 und 11.
* Kein Fach hat weniger Stun­den als im jet­zi­gen G8, die meis­ten Fäch­er wer­den gestärkt.

Neu im Fokus sind ins­beson­dere:
* Sechs Stun­den eines neuen, durchgängig ein­stündi­gen Fachs Infor­matik
* Eine Stärkung der Kern­fäch­er Deutsch, Math­e­matik und 1. Fremd­sprache um je 3 Stun­den
* Eine Stärkung der gesellschaftswis­senschaftlichen Fäch­er
* Vier Klassen(lehrer)stunden für soziales Ler­nen, Meth­o­d­en­ler­nen, Ler­nen ler­nen usw.

Bei dem Stun­den­plan­vorschlag des PhV wird extrem auf max­i­male Ressourcen-Aus­nutzung Wert gelegt, um die Stun­den-Mehrbe­darfe min­i­mal zu hal­ten. Mit nur 16,3 Stun­den Mehrbe­darf im Ver­gle­ich mit der aktuellen Stun­den­zuweisung liegen die jährlichen Mehrkosten knapp unter 100 Mio. Euro. Zum Ver­gle­ich: Allein für das wenig effek­tive „Rückenwind“-Programm wur­den 2023 vom Kul­tus­min­is­teri­um 250 Mio. Euro aus­gegeben.

Beson­ders motivierte und leis­tungs­fähige Schü­lerin­nen und Schüler sollen zudem die Chance bekom­men, in kürz­er­er Zeit den Weg zum Abitur gehen zu kön­nen – in einem neuen G8 auss­chließlich für leis­tungsstarke Schü­lerin­nen und Schüler, das schw­er­punk­t­mäßig auf Akzel­er­a­tion und punk­tuell auf Enrich­ment set­zt. Dieses neue G8 soll Baden-Würt­tem­berg als dem „Land der heim­lichen Welt­mark­t­führer“ bre­ite und hohe schulis­che Spitzen­leis­tun­gen erbrin­gen, denn jede PISA-Studie hat bish­er bestätigt: Im inter­na­tionalen Ver­gle­ich müssen wir nicht nur ins­ge­samt bess­er wer­den – wir brauchen ganz drin­gend auch mehr und höhere Spitzen­leis­tun­gen, um inter­na­tion­al wet­tbe­werb­s­fähig zu bleiben.

Mit einem Min­derbe­darf von 7,7 Stun­den pro Zug (ver­glichen mit dem beste­hen­den G8) bzw. 24 Stun­den im Ver­gle­ich mit dem InNO­VA­tions-G9 kann diese Förderung – je nach Klas­sen­größe – sog­ar preiswert­er umge­set­zt wer­den als jedes andere Mod­ell. Der PhV schlägt deshalb für dieses G8 max­i­mal 28 Schüler pro Klasse vor.

Der PhV tritt ein für Bil­dungs­gerechtigkeit und die Stärkung aller Schu­larten, damit die Bil­dung in Baden-Würt­tem­berg auf allen Ebe­nen verbessert wird. „Die Vielfalt in unser­er Gesellschaft – vom Handw­erk­er bis zum Akademik­er — ver­langt von uns, diese Vielfalt auch in der Bil­dungs­land­schaft umzuset­zen“, betont der PhV-Vor­sitzende Ralf Scholl. „Die Chance, die es jet­zt durch die G9-Debat­te gibt, das Gym­na­si­um zukun­ftssich­er aufzustellen und gle­ichzeit­ig einen Bil­dungs­frieden abzuschließen, muss mutig genutzt wer­den und darf nicht an der Finanzierung scheit­ern“, so Ralf Scholl. „Unsere Kinder und die Zukun­ftsper­spek­tiv­en unseres Lan­des müssen uns das notwendi­ge Geld wert sein; und der PhV leis­tet mit seinen Vorschlä­gen für ein effizientes, leis­tungs­fähiges und kostengün­stiges Gym­na­si­um, in dem sämtliche Lehrerstun­den allen Schü­lerin­nen und Schülern zu Gute kom­men, seinen Beitrag dazu.“

Unsere vielfälti­gen Schu­larten sind eine wertvolle Grund­lage für unsere vielfältige Gesellschaft. Jede Schu­lart eröffnet Chan­cen und muss auskömm­lich finanziert wer­den. „Investi­tio­nen in die Bil­dung sind Investi­tio­nen in die Zukun­ft“, erk­lärt Scholl.

Anla­gen zum Down­load:
Bedarfs­berech­nun­gen und detail­lierte Aus­führun­gen zu Inno­va­tions-G9 und G8 für leis­tungsstarke Kinder

- Stun­dentafeln für Inno­va­tions-G9 und G8 für leis­tungsstarke Kinder; G8 (aktuell) und G9 (alt) bis Abitur 2012
- InNO­VA­tion­s­gym­na­si­um G9 — Posi­tion­spa­pi­er des PhV BW

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An den Gym­nasien des Lan­des Baden-Würt­tem­berg wer­den knapp 300.000 Schü­lerin­nen und Schüler unter­richtet. Der Philolo­gen­ver­band Baden-Würt­tem­berg e.V. (PhV BW) ver­tritt mit über 9.000 im Ver­band organ­isierten Mit­gliedern die Inter­essen der Lehrerin­nen und Lehrer an den 462 öffentlichen und pri­vat­en Gym­nasien des Lan­des.

Im gym­nasialen Bere­ich hat der Philolo­gen­ver­band BW sowohl im Haupt­per­son­al­rat beim Kul­tus­min­is­teri­um als auch in allen vier Bezirksper­son­al­räten bei den Regierung­sprä­si­di­en die Mehrheit und set­zt sich dort für die Inter­essen der ca. 26.500 Lehrkräfte an den Gym­nasien des Lan­des ein.

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