PhV BW zur Landespressekonferenz der FDP/DVP-Landtagsfraktion und des Realschullehrerverbands Baden-Württemberg zur verbindlichen Grundschulempfehlung

11. November 2023

  • Warum schafft es die Lan­desregierung in Baden-Würt­tem­berg nicht, sich an erfol­gre­ichen Bun­deslän­dern zu ori­en­tieren?
  • PhV begrüßt die Geset­zesvor­lage der FDP/D­VP-Frak­tion zur Verbindlichkeit der Grund­schulempfehlung

Der Geset­zen­twurf der Frak­tion der FDP/DVP zur ‚Wieder­her­stel­lung der Verbindlichkeit der Grund­schulempfehlung‘ (Gesetz zur Änderung des Schulge­set­zes für Baden-Würt­tem­berg) wurde mit den Stim­men der SPD, der Grü­nen und lei­der auch der CDU im Land­tag mehrheitlich abgelehnt. Warum ignori­ert die Mehrheit unser­er Lan­despoli­tik­er sämtliche Fak­ten und Argu­mente in dieser Frage? Warum scheint der Nieder­gang der Bil­dung im LÄND unseren Poli­tik­ern egal zu sein?

Seit vie­len Jahren liegt Bay­ern mit seinem stark und kon­se­quent nach Leis­tungs­fähigkeit dif­feren­zierten Schul­sys­tem in den schulis­chen Ver­gle­ich­stests immer an der Spitze in Deutsch­land, egal ob diese PISA, IQB oder anders heißen. Früher war Baden-Würt­tem­berg immer bei den Spitzen­leis­tun­gen dabei, aber seit 2012 hat es sich in die Gruppe der Län­der ein­gerei­ht, die lediglich unverbindliche Empfehlun­gen durch die Grund­schule erstellen, während die endgültige Schul­wahl allein den Erziehungs­berechtigten über­lassen wird. Und genau seit dieser kurzsichti­gen und pop­ulis­tis­chen Hau-Ruck-Entschei­dung sinken die Leis­tun­gen unser­er Schü­lerin­nen und Schüler stetig ab – eine wesentliche Ursache dafür ist die äußerst unein­heitliche Zusam­menset­zung unser­er Schulk­lassen, die dazu führt, dass viele Kinder und Jugendliche nicht mehr ihrem Leis­tungsver­mö­gen entsprechend unter­richtet wer­den kön­nen. Das hat zur Folge, dass auf lern­schwache Schüler nicht pass­ge­nau einge­gan­gen wer­den kann, und dass lern­starke Schüler keine adäquat­en Anreize bekom­men, die ihre Tal­ente angemessen fördern kön­nten. Damit verküm­mern die möglichen Leis­tungsträger im mit­tleren Ein­heit­sniveau, und die Lehrkräfte reiben sich auf bei dem Ver­such, allen Kindern in diesen äußerst het­ero­ge­nen Klassen indi­vidu­ell gerecht zu wer­den. In den ver­gle­ichen­den Tests wird ger­ade jet­zt sicht­bar, dass der Anteil der Spitzen­schüler und Hochleis­ter bei uns viel zu niedrig ist – warum wohl? Warum kon­terkari­ert man die viel gepriesene und erwün­schte indi­vidu­elle Förderung durch eine gewollte Schaf­fung von ungün­stig­sten Rah­menbe­din­gun­gen aus Grün­den ver­meintlich­er „Gerechtigkeit“ in wild zusam­mengewür­fel­ten Klassen? Welch­er Train­er im Fußball würde Bun­desli­gaspiel­er und Kreis­li­ga­kick­er in eine Mannschaft zusam­men­steck­en? Die Lan­desregierung stellt sich nicht den Fehlern der Ver­gan­gen­heit und ver­mei­det mit Hin­weis auf Koali­tionsvere­in­barun­gen jeden sach­lich-inhaltlichen Diskurs.

Noch deut­lich­er aus­ge­drückt: Warum ste­hen der Koali­tions­frieden und der Erhalt der eige­nen Posten vor dem Wohl der Kinder unseres Lan­des?

Immer mehr aktuelle wis­senschaftliche Stu­di­en, Umfra­gen und nicht zulet­zt der Sink­flug Baden-Würt­tem­bergs in den IQB-Stu­di­en zeigen auf, wie ele­men­tar wichtig die Verbindlichkeit der Grund­schulempfehlung in einem vielfälti­gen und dif­feren­zierten Schul­sys­tem ist, um jedem Kind die passende Schul­lauf­bahn zu ermöglichen.

Bei uns gibt es in der Schule keine Ein­bahn­straßen, auch wenn fälschlich und wissentlich von manchen Akteuren der Ein­druck erweckt wird, dass mit der Wahl der weit­er­führen­den Schule in der 5. Klasse der Lebensweg eines Men­schen entsch­ieden würde. „Kein Abschluss ohne Anschluss“ – das gilt zum Glück in unserem Bun­des­land. Erhal­ten wir diese Vielfalt zugun­sten unser­er Kinder!

Der PhV-Lan­desvor­sitzende Ralf Scholl erk­lärt: „Wo der ‚freie Eltern­wille‘ zu ein­er bit­teren Lei­dens­geschichte der Kinder führt – sei es durch völ­lige Über- wie durch kom­plette Unter­forderung – müssen ihm im Inter­esse der Kinder Schranken geset­zt wer­den. Wer dies aus Angst vor der Reak­tion der Eltern bei der näch­sten Wahl unter­lässt, mis­sachtet die Inter­essen der Kinder. Aber die Kinder dür­fen ja auch noch nicht wählen, sodass das unsere poli­tis­chen Entschei­dungsträger keine kurzfristi­gen Kon­se­quen­zen zu befürcht­en haben.“

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An den Gym­nasien des Lan­des Baden-Würt­tem­berg wer­den knapp 300.000 Schü­lerin­nen und Schüler unter­richtet. Der Philolo­gen­ver­band Baden-Würt­tem­berg e.V. (PhV BW) ver­tritt mit über 9.000 im Ver­band organ­isierten Mit­gliedern die Inter­essen der Lehrerin­nen und Lehrer an den 462 öffentlichen und pri­vat­en Gym­nasien des Lan­des.

Im gym­nasialen Bere­ich hat der Philolo­gen­ver­band BW sowohl im Haupt­per­son­al­rat beim Kul­tus­min­is­teri­um als auch in allen vier Bezirksper­son­al­räten bei den Regierung­sprä­si­di­en die Mehrheit und set­zt sich dort für die Inter­essen der ca. 26.500 Lehrkräfte an den Gym­nasien des Lan­des ein.

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