PhV BW zur Sicherstellung der Unterrichtsversorgung

29. Juni 2022

* Philolo­gen­ver­band erbost über Schreiben von Kretschmann und Schop­per an die Schulleitun­gen und Lehrkräfte
* PhV-Vor­sitzen­der Ralf Scholl: „Lehrerin­nen und Lehrer sollen jet­zt die gravieren­den Ver­säum­nisse der Lan­desregierung aus­baden“
* Forderung nach raschen zusät­zlichen Ein­stel­lun­gen von Lehrkräften für die Beschu­lung der Kinder und Jugendlichen aus der Ukraine

Beim Philolo­gen­ver­band Baden-Würt­tem­berg (PhV BW) stoßen zwei Schreiben von Min­is­ter­präsi­dent Win­fried Kretschmann und Kul­tus­min­is­terin There­sa Schop­per an die Schulleitun­gen und Lehrkräfte mit dem Betr­e­ff „Bitte um Unter­stützung bei der Sich­er­stel­lung der Unter­richtsver­sorgung“, die heute an den Schulen ein­trafen, auf mas­sive Kri­tik. „Wir find­en es eine Unge­heuer­lichkeit, dass der Min­is­ter­präsi­dent und die Kul­tus­min­is­terin jet­zt die nach zweiein­halb Coro­na-Jahren völ­lig erschöpften Lehrkräfte bit­ten, ja beina­he anbet­teln, für die Lan­desregierung die Kas­tanien aus dem Feuer zu holen. Nach­dem die Lehrerin­nen und Lehrer in der Coro­na-Zeit den Schul­be­trieb aufrechter­hal­ten haben – was Win­fried Kretschmann und There­sa Schop­per in ihren Briefen ja in einem Lip­pen­beken­nt­nis auch richtiger­weise anerken­nen – ist jet­zt endlich die Lan­desregierung am Zug, ihre Hausauf­gaben zu erledi­gen“, erk­lärt der PhV-Lan­desvor­sitzende Ralf Scholl.

Den Philolo­gen­ver­band Baden-Würt­tem­berg als Ver­band der gym­nasialen Lehrkräfte erbosen zwei Dinge beson­ders:

Der PhV BW hat bere­its am 14.03.2022 die Lan­desregierung und das Kul­tus­min­is­teri­um aufge­fordert, 3000 — 4000 zusät­zliche Lehrerstellen in allen Schu­larten zu schaf­fen, um die ukrainis­chen Kinder und Jugendlichen beschulen zu kön­nen (s. https://www.phv-bw.de/phv-bw-zur-aufnahme-von-fluechtlingen-aus-der-ukraine-an-den-schulen-im-land/). Bish­er hat die Lan­desregierung nichts unter­nom­men, um diese drin­gend benötigten Stellen zu finanzieren und einzuricht­en. Einen entsprechen­den Nach­trags- oder Son­der­haushalt gibt es immer noch nicht.

Genau in dieser Woche gehen die Haupte­in­stel­lungsver­fahren für das näch­ste Schul­jahr über die Bühne. 2300 Bewer­bun­gen gab es für eine Ein­stel­lung an den Gym­nasien im Land. Aber nur ca. 800 Lehrkräfte wur­den an diesem Jahr an den Gym­nasien im Rah­men des Ersatzbe­darfs für in Ruh­e­s­tand gehende Kol­legin­nen und Kol­le­gen eingestellt.
Und auch wenn es momen­tan knapp 40 nicht beset­zbare Stellen an Gym­nasien gibt, bed­ingt durch regionalen Man­gel an Bewer­bern für Physik, Math­e­matik und Bildende Kun­st: Über 1000 Bewer­ber auf der gym­nasialen Ein­stel­lungsliste haben noch kein Ein­stel­lungsange­bot bekom­men!

Es hätte somit die ein­ma­lige Gele­gen­heit bestanden, fast 1000 zusät­zliche qual­i­fizierte und fer­tig aus­ge­bildete Lehrkräfte für die Beschu­lung der ukrainis­chen Kinder und Jugendlichen zu gewin­nen.

Die Lan­desregierung hat diese her­vor­ra­gende Chance auf fahrläs­sige Weise ver­passt und ruft jet­zt laut­stark um Hil­fe – und zwar genau bei den­jeni­gen, die bish­er schon die Kas­tanien aus dem Feuer geholt haben und die vielfach bere­its ihre Belas­tungs­gren­ze erre­icht bzw. über­schrit­ten haben: bei den Lehrkräften vor Ort. Bil­liger geht es wirk­lich nicht.

„In dieser Sit­u­a­tion den Druck auf die aktuell unter­rich­t­en­den Kol­legin­nen und Kol­le­gen noch weit­er zu erhöhen, ist ein­fach unver­schämt“, empört sich Ralf Scholl. Zudem sei zu beacht­en, dass auch die frei­willig erhöht­en Unter­richtsverpflich­tun­gen kün­ftig bezahlt wer­den müssen. Von den dafür notwendi­gen zusät­zlichen Stellen sei aber bis­lang nichts zu sehen. „Diese Stellen hät­ten in dieser Woche für das Haupte­in­stel­lungsver­fahren bere­it­ste­hen müssen – das wäre eine wirk­liche und große Hil­fe für die Schulen gewe­sen. Über den Som­mer ori­en­tieren sich die Bewer­ber ohne Ange­bot sehr schnell um. Schließlich suchen alle Bun­deslän­der dieses Jahr hän­derin­gend nach Lehrkräften.
Es ist aller­höch­ste Zeit, dass die baden-würt­tem­ber­gis­che Lan­desregierung endlich die Real­itäten anerken­nt und nach­haltig und solide ihre Hausauf­gaben macht!“, fordert der PhV-Lan­desvor­sitzende abschließend.

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An den Gym­nasien des Lan­des Baden-Würt­tem­berg wer­den knapp 300.000 Schü­lerin­nen und Schüler unter­richtet. Der Philolo­gen­ver­band Baden-Würt­tem­berg e.V. (PhV BW) ver­tritt mit über 9.000 im Ver­band organ­isierten Mit­gliedern die Inter­essen der Lehrerin­nen und Lehrer an den 462 öffentlichen und pri­vat­en Gym­nasien des Lan­des.

Im gym­nasialen Bere­ich hat der Philolo­gen­ver­band BW sowohl im Haupt­per­son­al­rat beim Kul­tus­min­is­teri­um als auch in allen vier Bezirksper­son­al­räten bei den Regierung­sprä­si­di­en die Mehrheit und set­zt sich dort für die Inter­essen der ca. 26.500 Lehrkräfte an den Gym­nasien des Lan­des ein.

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