Zumeldung des PhV BW zur Pressemitteilung des VBE und zur Stellungnahme des Kultusministeriums vom 31.01.2022 zum Thema Lehrkräftegesundheit

1. Februar 2022

* Lehrerin­nen und Lehrer sind sys­tem­a­tisch über­lastet
* PhV-Vor­sitzen­der Ralf Scholl „Poli­tik muss endlich Maß­nah­men zum Schutz der Gesund­heit von Lehrkräften ergreifen“
* „Wirk­same Ent­las­tun­gen statt zynis­ch­er Hin­weise auf Fort­bil­dun­gen sind nötig“

Die Reak­tion des Kul­tus­min­is­teri­ums (KM) auf die Pressemit­teilung des VBE vom 31.01.2022 zur sys­tem­a­tis­chen Über­las­tung der Lehrkräfte während der Coro­na-Zeit ist an Zynis­mus kaum zu über­bi­eten: Die über­lasteten Lehrerin­nen und Lehrer sollen laut KM während ihrer akuten Über­las­tung noch zusät­zliche, Zeit fressende Fort­bil­dun­gen absolvieren, z.B. um besseres Zeit­man­age­ment zu ler­nen! Konkrete, wirk­same Maß­nah­men zu ein­er tat­säch­lichen Ent­las­tung von Schulleitun­gen und Lehrkräften sind weit­er­hin Man­gel­ware.

Der PhV-Lan­desvor­sitzende Ralf Scholl stellt klar: „So lange das Kul­tus­min­is­teri­um sämtliche Mit­tel zum Gesund­heitss­chutz der Lehrkräfte nur für Maß­nah­men zur Ver­hal­tenspräven­tion aus­gibt – Maß­nah­men also, in denen die Lehrkräfte ler­nen sollen, wie sie mit den extremen Belas­tun­gen, denen sie täglich langfristig aus­ge­set­zt sind, bess­er oder zumin­d­est so gut wie möglich umge­hen kön­nen – so lange wird sich an der Über­las­tungssi­t­u­a­tion der Lehrkräfte rein gar nichts ändern. Erst wenn das Kul­tus­min­is­teri­um endlich mit ein­er Ver­hält­nis­präven­tion begin­nt, wird sich an der Sit­u­a­tion an den Schulen grund­sät­zlich etwas verbessern.“

1. Nötig ist ein Ende des Schönre­dens der man­gel­haften Lehrerver­sorgung: Das Kul­tus­min­is­teri­um kom­mu­niziert alljährlich, welch­er Anteil des Pflich­tun­ter­richts mit Lehrkräften abgedeckt wer­den kann. Das Prob­lem dabei ist: Die Stun­den für (verpflich­t­ende!) Ober­stufen­ber­atung, für Chor, Orch­ester und sämtliche Arbeits­ge­mein­schaften in Sprachen, Natur­wis­senschaften und Tech­nik zählen nicht zum Pflich­tun­ter­richt, son­dern sind „Zusatzange­bote“. Diese von den Schulen in lan­gen Jahren müh­sam aufge­baut­en Ange­bote sollen bei Aus­fall von Lehrkräften laut Pla­nung der Schul­ver­wal­tung vorüberge­hend eingestellt wer­den, damit die so „freige­set­zten” Lehrkräfte dann Vertre­tung­sun­ter­richt geben kön­nen. Das ist die offizielle Anweisung an die Schulen. In der Prax­is ist diese Regelung allerd­ings wenig sin­nvoll. Was nützt z.B. ein „freige­set­zter“ Chor­leit­er, wenn eine Math­e­matik­lehrkraft aus­fällt? Und wie soll der Chor nach Wochen des Aus­falls wieder reak­tiviert wer­den?

2. Nötig ist die Ein­pla­nung aus­re­ichend viel­er Lehrkräfte und die Ein­stel­lung entsprechend viel­er Lehrerstellen im Lan­deshaushalt: Wer von vorn­here­in die Unter­richtsver­sorgung auf Kante näht und negiert, dass – wie in jedem Unternehmen – ständig ein gewiss­er Prozentsatz der Beschäftigten durch Krankheit oder Fort­bil­dung abwe­send sind, erzeugt in genau diesem Maß ver­mei­d­baren Unter­richt­saus­fall oder Mehrar­beit. Daher fordert der Philolo­gen­ver­band seit langem eine bedeu­tend bessere Unter­richtsver­sorgung mit per­son­ellen Reser­ven – als Ziel­größe eine Unter­richtsver­sorgung von 110 Prozent des Pflich­tun­ter­richts.

3. Nötig ist die Entwick­lung von Konzepten, wie Vertre­tungslehrkräfte gewon­nen, eingestellt und sin­nvoll einge­set­zt wer­den kön­nen, z.B. die Fes­te­in­stel­lung ein­er flex­i­blen Krankheit­sre­serve auf Kreisebene, damit die Schulen bei plöt­zlichen Aus­fällen nicht mehr min­destens drei Wochen auf Lehrer-Ersatz warten müssen. So kön­nte der Unter­richt­saus­fall wesentlich reduziert wer­den. Das würde mas­siv Druck von den bish­er vertre­tenden Kol­le­gen nehmen.

 

* * *

An den Gym­nasien des Lan­des Baden-Würt­tem­berg wer­den knapp 300.000 Schü­lerin­nen und Schüler unter­richtet. Der Philolo­gen­ver­band Baden-Würt­tem­berg e.V. (PhV BW) ver­tritt mit über 9.000 im Ver­band organ­isierten Mit­gliedern die Inter­essen der Lehrerin­nen und Lehrer an den 462 öffentlichen und pri­vat­en Gym­nasien des Lan­des.

Im gym­nasialen Bere­ich hat der Philolo­gen­ver­band BW sowohl im Haupt­per­son­al­rat beim Kul­tus­min­is­teri­um als auch in allen vier Bezirksper­son­al­räten bei den Regierung­sprä­si­di­en die Mehrheit und set­zt sich dort für die Inter­essen der ca. 26.500 Lehrkräfte an den Gym­nasien des Lan­des ein.

Im Sinne unserer Mitglieder verwendet diese Webseite bis auf einen technisch notwendigen Cookie keine Cookies. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen