Erfolg des Philologenverbands — Sachgerechte G9-Dehnungsmodelle
16. Januar 2012
16.01.2012 / 1811 — 01–12
Was lange währt ……… Kabinett legt endlich G9-Konzept vor
Erfolg des Philologenverbands — Sachgerechte G9-Dehnungsmodelle
Aber: Zu knappe Antragsfrist für G9-Schulversuche 2012/13 und unbegründete Beschränkung der Anzahl von G9-Schulversuchen
“Die Vorlage einer G9-Konzeption wäre auch schon vor einem halben Jahr möglich gewesen. Jetzt entsteht ein unnötiger immenser Zeitdruck für diejenigen Gymnasien, die zum kommenden Schuljahr einen G9-Zug einrichten wollen” kommentiert der Vorsitzende des Philologenverbandes Bernd Saur das gestern vorgelegte Konzept des Kultusministeriums für G9-Schulversuche. Die Zulassung von nur 22 Standorten zum nächsten und weiteren 22 Standorten zum übernächsten Schuljahr kann weder als Einlösung der Versprechungen aus dem Wahlkampf noch als Umsetzung der Festlegung im Koalitionsvertrag gewertet werden, wo es heißt: “An den allgemein bildenden Gymnasien gibt es dann Wahlfreiheit zwischen zwei Geschwindigkeiten zum Abitur.” Zur Klarstellung: wir haben im Land 377 staatliche Gymnasien.
Der Philologenverband begrüßt ausdrücklich, dass die ursprünglich seitens des Kultusministeriums favorisierte Dehnung ausschließlich der Unterstufe vom Tisch ist.
Der Philologenverband hatte dies mehrfach als nicht sachgerecht kritisiert und klar gestellt, dass die gesamte Sekundarstufe 1 und vor allem die Mittelstufe in den Blick genommen werden muss (“durchgängige Entschleunigung”).
Nun bleibt abzuwarten, wie viele potentielle Versuchsschulen bis zum 1. März ihren Antrag noch formulieren können. Entscheidungen müssen in der Schulkonferenz und im Gemeinderat getroffen werden. Auch die Schüler müssen ja rechtzeitig informiert werden, da sie sich bei der Anmeldung schon für G8 oder G9 entscheiden sollen.
Weiterhin kritisiert der Philologenverband die Beschränkung auf 44 Versuchschulen. Zusätzlich zu dieser von den Grünen durchgesetzten Vorgabe werden im vorliegenden Konzept weitere Einschränkungen für die Antragstellung gemacht, die absolut willkürlich erscheinen und den Verdacht nähren, dass derlei Hürden die Zahl der Antragstellungen begrenzen sollen: Warum nur vierzügige Gymnasien? Warum mindestens zwei G8- und zwei G9-Züge? “Die Beschränkung auf 44 Modellschulen (es gibt in Baden-Württemberg 44 Stadt- bzw. Landkreise) wäre höchstens zu rechtfertigen, wenn es sich um wirklich notwendige Versuche handeln würde, was aber beim G9-Gymnasium nicht der Fall ist!” betont Bernd Saur und fährt fort: “Hier ist vielmehr zu fragen, ob der ja ansonsten von Grün-Rot immer so vehement betonte Elternwille nicht eklatant missachtet wird, wenn nicht für jeden Gymnasiasten eine Wahlfreiheit zwischen G8 und G9 eröffnet wird.”
“Haben die Koalitionäre etwa Angst, dass für die Menschen in Baden-Württemberg das Gymnasium das nachgefragte Flaggschiff des Bildungssystems ist und nicht die Gemeinschaftsschule, wie dies die grün-rote Landesregierung gerne erzwingen möchte?” fragt Bernd Saur.
Die zusätzlich notwendigen Ressourcen von 133 Deputaten für die geplanten 44 Versuchsschulen sieht der Philologenverband gelassen, da sie ja erst in acht bis neun Jahren wirksam werden. “Immerhin werden zum Ende dieses Schuljahres nach Ausscheiden des letzten G9-Jahrganges über 2.000 Deputate frei.” so Bernd Saur. “Und diese können und müssen zunächst zur Rückgabe der Überstundenbugwelle genutzt werden — da bleibt auch noch Spielraum für zusätzliche Poolstunden in G8, die wir sehr begrüßen!”
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Bild des PhV BW-Vorsitzenden Bernd Saur