Grün-rote Koalitionsgespräche: Halbwertzeit der Wahlversprechen kürzer als zwei Wochen?
12. April 2011
12.04.2011 / 1811 — 05–11
Philologenverband Baden-Württemberg (PhV BW) zum geplanten Wegfall von Lehrerstellen:
“Das geht ja gut los!”
Grün-rote Koalitionsgespräche: Halbwertzeit der Wahlversprechen kürzer als zwei Wochen?
“Man reibt sich verwundert die Augen”, so Bernd Saur, Vorsitzender des Philologenverbands Baden-Württemberg, des Verbands der Lehrerinnen und Lehrer an den Gymnasien, zur Ankündigung der Stuttgarter Neu-Koalitionäre, bei den Lehrerstellen den Rotstift ansetzen zu wollen, “wie schnell sich die bisherige vollmundige Wahlkampfrhetorik in Stellenstreichungspläne verwandelt.”
Im Wahlkampf hatte man angekündigt, in der kommenden Legislaturperiode die frei werdenden Ressourcen im System Schule belassen zu wollen.
Mit völligem Unverständnis nimmt der PhV zur Kenntnis, dass laut Pressemeldungen SPD und Grüne erwägen, die von der Vorgängerregierung angekündigte weitere Absenkung des Klassenteilers bis auf 28 nicht zu realisieren. “Die im Wahlkampf immer wieder beschworene Bedeutung der individuellen Förderung war wohl nicht so ernst gemeint, denn mit Stellenstreichungen vertragen sich solch hehre Ziele nicht,” bemerkt Bernd Saur verwundert.
Saur erinnert an die aufgelaufenen Überstunden an den Gymnasien in einem Volumen von über 800 Deputaten, die zurückgegeben werden müssen und ergänzt:
“Inzwischen ist allen klar geworden, dass bei einer Schulart mit Fächerprinzip, wie es das Gymnasium ist, der Unterrichtsausfall nur dadurch in den Griff zu bekommen ist, dass man die Schulen mit einer 110 prozentigen Lehrerversorgung ausstattet. Nur dadurch kann vor Ort flexibel agiert werden und der Unterrichtsausfall entscheidend minimiert werden. Auch mit diesem Ziel verträgt sich die Ankündigung von Stellenstreichungen nicht.”
Wenn insgesamt ein Rückgang der Schülerzahlen zu erwarten ist, so bedeutet das nicht, dass dies auch für das Gymnasium der Fall sein wird. Die Übertrittsquote auf das Gymnasium ist in den vergangenen Jahren trotz Kritik am G8 ständig gestiegen, und die bereits beschlossene Abschaffung der Grundschulempfehlung dürfte diesen Trend gewiss nicht umkehren.
“Dass sich diejenigen, die sich seit Jahren als die besseren Schulpolitiker darzustellen versuchten, noch vor Aufnahme ihrer Amtsgeschäfte als Stellenstreicher entpuppen, trägt skandalöse Züge”, so Bernd Saur abschließend.
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Bild des PhV BW-Vorsitzenden Bernd Saur