Philologenverband Baden-Württemberg (PhV BW) zum Koalitionsvertrag von GRÜNEN und SPD

3. Mai 2011

03.05.2011 / 1811 — 06–11

Philolo­gen­ver­band Baden-Würt­tem­berg (PhV BW) zum Koali­tionsver­trag von GRÜNEN und SPD

Der Philolo­gen­ver­band grat­uliert der desig­nierten Kul­tus­min­is­terin und betra­chtet mit großer Sorge die im Koali­tionsver­trag fest­ge­hal­te­nen Ziele, von denen viele in eine vol­lkom­men falsche Rich­tung weisen.

Der PhV BW wird sich bei der desig­nierten neuen Kul­tus­min­is­terin Gabriele Warmin­s­ki-Lei­theußer (SPD) ein­set­zen:

  • Gegen die Abschaf­fung der verbindlichen Grund­schulempfehlung

  • Für den Aus­bau der Werkre­alschulen

  • Gegen die Ein­führung der Gemein­schaftss­chule

  • Für eine Ver­ringerung des Unter­richt­saus­falls

  • Gegen die Stre­ichung von frei wer­den­den Stellen bis 2016

  • Für die Ein­stel­lung aller qual­i­fizierten Lehramtsbewerber/innen

  • Gegen die Ein­führung des Stufen­lehramtes

  • Für die Beibehal­tung der schu­lart­be­zo­ge­nen Lehreraus­bil­dung

Der Philolo­gen­ver­band BW ist gegen die Abschaf­fung der verbindlichen Grund­schulempfehlung, die auch nach Mei­n­ung des Experten­rats um Pro­fes­sor Baumert kon­trapro­duk­tiv wäre. Der Philolo­gen­ver­band fragt, welch­es denn im Falle ein­er Abschaf­fung der Grund­schulempfehlung die konkreten Auf­nah­mekri­te­rien wären, wenn die räum­lichen Kapaz­itäten der aufnehmenden Schule über­schrit­ten sind. Der neunköp­fige Experten­rat set­zt sich für den Aus­bau der Werkre­alschulen ein — im Gegen­satz zur Behaup­tung der kün­fti­gen Lan­desregierung, das Konzept der Werkre­alschulen sei nicht zukun­fts­fähig.

Wir fordern Gabriele Warmin­s­ki-Lei­theußer als neue Kul­tus­min­is­terin auf, sich für eine Über­prü­fung dieser Pläne einzuset­zen.

Wir begrüßen die angekündigten Investi­tio­nen in die frühkindliche Bil­dung, vor allem in eine kon­se­quente Sprach­förderung, weil dadurch der Grund­stein für erfol­gre­iche Bil­dungslauf­bah­nen gelegt wird.

Der Philolo­gen­ver­band lehnt die Ein­führung der Gemein­schaftss­chule ab. Alle innerdeutschen Schulleis­tungsstu­di­en bestäti­gen, dass je dif­feren­ziert­er ein Schul­we­sen ist, je weniger Gesamtschulen es in einem Bun­des­land gibt, desto bess­er das Bun­des­land abschnei­det. Eine gegliederte Schul­struk­tur kommt allen Schü­lerin­nen und Schülern zugute, ins­beson­dere auch Kindern aus sozial schwächeren Schicht­en oder mit Migra­tionsh­in­ter­grund. “Der desig­nierte Min­is­ter­präsi­dent täuscht sich, wenn er behauptet, dass vom län­geren gemein­samen Ler­nen die Leis­tungss­chwächeren und die Leis­tungsstärk­eren prof­i­tieren wür­den, wofür es auch keinen einzi­gen wis­senschaftlichen Beweis gibt.” sagt Bernd Saur, Vor­sitzen­der des PhV BW. Die intendierte ein­seit­ige Förderung von Gemein­schaftss­chulen zu Las­ten aller anderen Schu­larten ist nicht hin­nehm­bar. Chan­cen­gerechtigkeit impliziert im Übri­gen nicht, dass alle tat­säch­lich das­selbe erre­ichen kön­nen. Eine Chance ist eine Chance und keine Erfol­gs­garantie. Die desig­nierte Kul­tus­min­is­terin möge bald­möglichst erk­lären, wie sich ganz konkret die immer wieder genan­nte “indi­vidu­elle Förderung” bei Klassen­stärken von 30 gestal­ten soll.

Der Philolo­gen­ver­band BW lehnt die Ablö­sung der bewährten schu­lart­be­zo­ge­nen Lehreraus­bil­dung zugun­sten eines Stufen­lehramtes ab, weil das Gym­na­si­um von Klasse 5 — 12 ein eigenes, durchge­hen­des und anspruchsvolles Pro­fil aufweist, dem nur eine spez­i­fisch gym­nasiale Beruf­saus­bil­dung gerecht wer­den kann. Ein klar­er Zusam­men­hang zwis­chen einem hohen fach­wis­senschaftlichen Stan­dard der Lehrkraft und dem Schuler­folg der Schüler ist wis­senschaftlich nachgewiesen.

Der PhV BW fordert von der neuen Lan­desregierung und der neuen Kul­tus­min­is­terin die Umset­zung des im Koali­tionsver­trag angekündigten Stufen­plans zur Ver­ringerung des Unter­richt­saus­falls schon zu Beginn des kom­menden Schul­jahres. Der PhV erwartet, dass alle qual­i­fizierten Bewer­berin­nen und Bewer­ber zu Beginn des Schul­jahres 2011/12 zum 1. 8. 2011 für eine Ein­stel­lung gewon­nen wer­den, um nicht zulet­zt auch den unver­ant­wortlich stark angewach­se­nen Berg an Über­stun­den endlich abzubauen.

Der PhV BW wieder­holt seine Forderung nach ein­er 110% Lehrerver­sorgung jed­er einzel­nen Schule, weil bei Schulen mit Fachunter­richt nur so schnell und flex­i­bel auf Unter­richt­saus­fall reagiert wer­den kann.

Der Philolo­gen­ver­band set­zt sich auch für eine Fortschrei­bung der Absenkung des Klassen­teil­ers ein, zu der PhV-Vor­sitzen­der Saur eine Aus­sage im Koali­tionsver­trag eben­so ver­misst wie zur Ausstat­tung des Ergänzungs­bere­ichs (Arbeits­ge­mein­schaften), die drin­gend zu verbessern ist. Dementsprechend fordert der PhV BW die Lan­desregierung auf, von ein­er Absenkung der Zahl der Lehrerstellen im Laufe der Leg­is­laturpe­ri­ode bei sink­ender Schülerzahl abzuse­hen, um über­fäl­lige Verbesserun­gen im Schul­bere­ich endlich real­isieren zu kön­nen. Im Übri­gen darf bezweifelt wer­den, dass es am Gym­na­si­um auf­grund sein­er hohen Akzep­tanz und Pop­u­lar­ität zu einem Rück­gang der Schülerzahlen kom­men wird.

www.phv-bw.de

Down­loads:
Pressemit­teilung als Word-Doku­ment
Bild des PhV BW-Vor­sitzen­den Bernd Saur

 

 

 

 

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