Philologenverband Baden-Württemberg zum Vorschlag der FDP-Fraktion “Verlängerung der Grundschulzeit”
19. September 2007
19.09.2007 / 1811 — 33–07
Philologenverband Baden-Württemberg zum Vorschlag
der FDP-Fraktion “Verlängerung der Grundschulzeit”
FDP-Fraktion wagt mit ihrem Vorschlag zur sechsjährigen Grundschule riskanten Salto rückwärts
Philologenverband gegen eine Zerschlagung des Gymnasiums
“Mit der Durchsetzung ihres Vorschlags, noch in dieser Legislaturperiode das Schulsystem in Baden-Württemberg umzukrempeln und gegen den Koalitionspartner eine sechsjährige Grundschule in diesem Land durchzusetzen, würde die FDP eine Vorreiterschaft für die Zerschlagung des Gymnasiums in Baden-Württemberg übernehmen, die Koalitionsvereinbarung mit der CDU brechen und den Eltern- und Wählerwillen sträflich missachten”, so der Landesvorsitzende des Philologenverbandes Baden-Württemberg (PhV BW), Karl-Heinz Wurster, zu den Äußerungen des Koalitionspartners FDP im baden-württembergischen Landtag.
Was denkt sich eigentlich die FDP dabei, zuerst die Verkürzung der gymnasialen Schulzeit von neun auf acht Jahre mitzutragen und nun diese sogar auf nur noch sechs Jahre zu verkürzen? Die gymnasialen Abschlüsse und die Studierfähigkeit werden dadurch nicht verbessert und der in der jüngsten OECD-Bildungsstudie beklagte Akademikeranteil nicht erhöht.
Schon in der Klassenstufe drei der Grundschulen unterscheiden sich die Kinder in ihrem Leistungsvermögen und Leistungswillen, was von Grundschullehrern und Eltern bestätigt wird. Unterschiedliche Entwicklungen werden nicht durch pauschale Verlängerungen der Grundschulzeit behoben, sondern durch eine differenzierte Förderung und gute Durchlässigkeit in den Schularten. “Die Differenzierung nach der Klassenstufe 4 ist sowohl für die langsameren als auch für die schnelleren Schüler unverzichtbar”, so der PhV-Landesvorsitzende Wurster. Außerdem wird nach Auffassung des Philologenverbands durch den späteren Wechsel auf die weiterführende Schule, der dann mit der schwierigen Pubertätsphase zusammenfallen würde, der Start in der neuen Schulart unnötig erschwert. “Gerade die sprachlichen Grundlagen müssen früh geschaffen werden; anderenfalls wäre das Fremdsprachenchaos tatsächlich landesweit vorprogrammiert und ein qualifizierter Fremdsprachenunterricht durch gymnasiale Lehrkräfte in den Klassen vier und fünf in Gefahr.”
“Der Philologenverband fordert anstelle einer Verlängerung der Grundschulzeit eine gute und differenzierte Förderung in Vorschulklassen, insbesondere um sprachliche Defizite auszugleichen und die Bildungschancen für alle Kinder deutlich zu verbessern”, so PhV-Chef Wurster abschließend.
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Bild des PhV BW-Vorsitzenden Karl-Heinz Wurster