Evaluation ja, aber nicht zum Nulltarif!
9. Oktober 2007
09.10.2007 / 1811 — 35–07
Zumeldung zur Pressemitteilung Nr.326 / 2007 des Staatsministeriums vom 9. Oktober 2007
Philologenverband Baden-Württemberg kritisiert: Evaluationsprozesse an den Schulen verbrauchen Lehrerstunden, die für Unterricht und Förderung dringend benötigt werden
PhV: Evaluation “Ja”, aber nicht zum Nulltarif!
“Der Philologenverband Baden-Württemberg (PhV BW), Verband der Lehrerinnen und Lehrer an Gymnasien, begrüßt alle Maßnahmen, die zur Verbesserung der Unterrichtsqualität und schulischer Ergebnisse führen, wenn dafür keine für die Unterrichtsversorgung und Fördermaßnahmen an den Schulen dringend benötigten Lehrerstunden verwendet werden. Für die Selbst- und Fremdevaluation an den Schulen müssen ausreichend Stunden zur Verfügung stehen, und das nicht nur für zwei Jahre, sondern ständig”, so der PhV-Landesvorsitzende Karl-Heinz Wurster. Wichtig sei auch, aus den Ergebnissen die notwendigen finanziellen Konsequenzen zu ziehen und auch die schulischen Rahmenbedingungen bei der Auswertung der Evaluation angemessen zu berücksichtigen.
Je nach Größe einer Schule sollen zur Fremdevaluation benannte Schulen zwischen 2,5 und 4 Anrechnungsstunden pro Schuljahr erhalten, befristet auf zwei Jahre. “Das ist einfach zu wenig für das umfangreiche Evaluationsvorhaben, zumal die Vergabe der Anrechnungsstunden an den vom Landesinstitut für Schulentwicklung festgelegten Termin für die Durchführung der Fremdevaluation gebunden sein soll”, so Karl-Heinz Wurster. Ohne zusätzliche Lehrerressourcen für die Selbst- und Fremdevaluation ist nach Auffassung des Philologenverbandes eine Verbesserung der Schulqualität kaum zu erreichen. Wurster: “Zu befürchten ist eine weitere Belastung der durch die Umsetzung der Schulreformen ohnehin schon stark geforderten Lehrerinnen und Lehrer.”
Eindringlich weist der Philologenverband darauf hin, dass bei der Fremdevaluation der Datenschutz hundertprozentig gewährleistet sein muss und dass das angekündigte Fortbildungsprogramm auch wirklich für Qualität bürgt. “Wir wollen, dass an den Schulen ein gutes und motivierendes Schul- und Arbeitsklima herrscht, das nicht unter zeitraubenden Kontrollmaßnahmen leidet und in dem durch enge Kooperation zwischen Eltern, Lehrern und Schülern gute Ergebnisse erzielt werden. Wenn Schulen auf der einen Seite Lehrerstellen weggenommen und auf der anderen Seite in die Evaluation gesteckt werden, dann erweckt das den Eindruck, dass die Evaluation des Unterrichts wichtiger ist als der Unterricht selbst; das kann und darf nicht das Ziel der Qualitätsentwicklung und ‑verbesserung sein”, so PhV-Chef Wurster abschließend.
Downloads:
Pressemitteilung als Word-Dokument
Bild des PhV BW-Vorsitzenden Karl-Heinz Wurster