Philologenverband Baden-Württemberg veranstaltete zum 5. Mal einen “Tag des Gymnasiums” — diesmal in Freiburg

23. Juni 2007

23.06.2007 / 1811 — 23–07

Philolo­gen­ver­band Baden-Würt­tem­berg ver­anstal­tete
zum 5. Mal einen “Tag des Gym­na­si­ums” — dies­mal in Freiburg

“Mehr Präven­tion gegen Arbeit­süber­las­tung der Lehrkräfte und bessere Arbeits­be­din­gun­gen für Schüler und Lehrer an Schulen”

  • Philolo­gen­ver­band für den Erhalt des gegliederten Schul­sys­tems
  • Auf verän­dertes Über­gangsver­hal­ten an weit­er­führende Schu­larten angemessen reagieren

Zum 5. Mal ver­anstal­teten der Philolo­gen­ver­band Baden-Würt­tem­berg und der Vere­in zur Förderung des gym­nasialen Schul­we­sens e.V. einen “Tag des Gym­na­si­ums”. Im Zen­trum dieses Tages, der im St.Ursula-Gymnasium in Freiburg stat­tfand, standen nach der Begrüßung durch den Bezirksvor­sitzen­den Süd­baden, Joachim Schröder, und den ein­führen­den Worten des PhV-Lan­desvor­sitzen­den Karl-Heinz Wurster Vorträge von Pro­fes­sor Dr. med. Joachim Bauer, Abteilung Psy­cho­so­ma­tis­che Medi­zin des Uni­ver­sität­sklinikums Freiburg, und von Freiburgs Ober­bürg­er­meis­ter Dr. Dieter Salomon.

“Das Gym­na­si­um ist ger­ade auf dem Wege, die pop­ulärste Schu­lart zu wer­den”, stellte Karl-Heinz Wurster ein­gangs fest. So hät­ten die Über­gangszahlen in eini­gen Orten bere­its die 50-Prozent-Marke über­schrit­ten. In Freiburg hät­ten beispiel­sweise für das laufende Schul­jahr 2006/07 fast 57 Prozent der Schüler eine Gym­nasialempfehlung erhal­ten, von denen dann immer noch fast 53 Prozent diese Schu­lart wählten.

“Das Über­gangsver­hal­ten und die demografis­che Entwick­lung mit rück­läu­fi­gen Schülerzahlen wirken sich auf die Hauptschulen und Realschulen aus”, sagte Wurster Mit Bezug auf die aktuelle Struk­tur­de­bat­te, dass in ein­er “Ein­heitss­chule” die Het­ero­gen­ität der Schüler­schaft “extrem aus­geprägt” sei, sodass ein inten­siv­er Förderbe­darf bestünde, um Unter- oder Über­forderun­gen ent­ge­gen­zuwirken. Die Folge wäre eine Dif­feren­zierung in Kurse auf A‑, B- und C‑Niveau. “Dann kön­nen wir auch gle­ich die gegliederte Schul­struk­tur erhal­ten, für deren Beibehal­tung sich der Philolo­gen­ver­band ein­set­zt”, resümiert PhV-Chef Wurster.

Natür­lich sieht auch der PhV als Folge der demografis­chen Entwick­lung und des verän­derten Über­gangsver­hal­tens, dass an ver­schiede­nen Stan­dorten kleine Schulein­heit­en nicht mehr zu hal­ten seien. In diesen Fällen müssten Schul­träger und Kul­tus­min­is­teri­um durch eine Zusam­men­le­gung von Hauptschulen oder durch die Ein­rich­tung von Hauptschulzü­gen an Realschulen reagieren. An die Schul­träger appel­lierte Lan­desvor­sitzen­der Wurster, für zufrieden­stel­lende Lern- und Arbeits­be­din­gun­gen und für die Regelung und Über­nahme der Mit­tagsauf­sicht­en durch kom­mu­nales Per­son­al an den Schulen zu sor­gen.

Pro­fes­sor Dr. med. Bauer, bekan­nt durch die Veröf­fentlichung sein­er Freiburg­er Schul­studie zu Fra­gen der Gesund­heit von Lehrern, ging in seinem Vor­trag “Lehrer sein heute” auf die neuen “Her­aus­forderun­gen in einem Hochleis­tungs­beruf” ein. Fest­stel­lung: “Lehrer ver­richt­en Schw­er­star­beit im Klassen­z­im­mer.”

Renate Ren­ner, Mit­glied im PhV-Lan­desvor­stand und Mod­er­a­torin des Vor­trags von Pro­fes­sor Dr. med. Bauer (Uni­ver­sität Freiburg), stellte her­aus, dass sich der PhV seit Jahren für die Umset­zung des Arbeits- und Gesund­heitss­chutzes an den Schulen ein­set­zt. Arbeit­szufrieden­heit und Wohlbefind­en am Arbeit­splatz und damit auch die Leis­tungs­fähigkeit kön­nten durch Maß­nah­men am Arbeit­splatz pos­i­tiv bee­in­flusst wer­den. Der Philolo­gen­ver­band Baden-Würt­tem­berg bew­ertet in diesem Zusam­men­hang die Ein­rich­tung ein­er Leit­stelle Betrieb­särztlich­er Dienst für das Kul­tus­res­sort “Arbeits- und Gesund­heitss­chutz” als pos­i­tives Sig­nal an die Schulen. Anstren­gun­gen des baden-würt­tem­ber­gis­chen Kul­tus­min­is­teri­ums bei der Durch­führung von Gefährdungs­beurteilun­gen an den Schulen, die auch die psy­chis­chen Belas­tun­gen von Lehrkräften erfassen sollen, seien zu begrüßen.

Erwartet wür­den Präven­tion­s­maß­nah­men gegen Über­las­tung der Lehrerin­nen und Lehrer und ein “stärk­er­er Schutz vor Selb­staus­beu­tung in ihrem Beruf”. Seit langem hoffe man auf bessere Arbeits­be­din­gun­gen in den Schulen, zum Beispiel kleinere Klassen für eine gün­stigere Arbeitssi­t­u­a­tion und weniger Pflicht­stun­den — aber auch bessere räum­liche und hygien­is­che Bedin­gun­gen des Schu­lall­t­ags. Lehrerin­nen und Lehrer sähen ein, dass nicht alle Maß­nah­men auf ein­mal ergrif­f­en wer­den kön­nten, sie seien jedoch ent­täuscht und verärg­ert, wenn jahre­lang nichts geschehe und sie nur darauf hingewiesen wür­den, was sie selb­st durch ihr Ver­hal­ten ändern kön­nten, während sich an den Ver­hält­nis­sen nichts ändere, kri­tisiert der Philolo­gen­ver­band

Der Freiburg­er Ober­bürg­er­meis­ter Dr. Dieter Salomon befasste sich in seinem Vor­trag mit der Frage “Erweit­erte Schul­träger­schaft’ — mehr/bessere Unter­stützung für die Arbeit an Schulen / der Lehrerin­nen und Lehrer?” Schulen seien ein Stan­dort­fak­tor, der sich direkt und indi­rekt auf die Attrak­tiv­ität ein­er Stadt und deren wirtschaftliche Qual­ität auswirke.

Das Bestreben der Kom­munen bzw. Land­kreise, als Schul­träger mehr Kom­pe­ten­zen im Bil­dungs­bere­ich zu erhal­ten, sei ver­ständlich, meinte die stel­lvertre­tende PhV-Lan­desvor­sitzende und Mod­er­a­torin des Vor­trags von OB Salomon, Brigitte Röder. Die Entschei­dun­gen der Lan­desregierung hät­ten in Sachen Bil­dung starke Auswirkun­gen auf die Schul­land­schaft vor Ort gehabt. Als Beispiel nan­nte sie die Ein­führung des achtjähri­gen Gym­na­si­ums, in deren Folge der Bedarf an mehr Betreu­ungsmöglichkeit­en an der Schule sowie nach Mensen und Aufen­thalt­sräu­men stark gestiegen sei. Für deren Finanzierung seien auch die Schul­träger zuständig. Auch in der Frage der steuer­lichen Abset­zbarkeit des Lehrerar­beit­sz­im­mers bestün­den Forderun­gen, in der Schule mehr Arbeit­splätze für die Lehrkräfte einzuricht­en.

Dass die Schul­träger in die Entschei­dun­gen der Lan­despoli­tik stärk­er einge­bun­den wer­den wollen, könne man ver­ste­hen, und der Präsi­dent des Städte­tags, der Ulmer Ober­bürg­er­meis­ter Ivo Gön­ner, sei hier sicher­lich ein guter Inter­essen­vertreter der Städte.

Was aber die Ein­stel­lung von Lehrkräften ange­he, müsse man bei ein­er Ver­lagerung der Kom­pe­tenz an die Schul­träger bedenken, dass dies zu ein­er sehr ungle­ichen Verteilung der Lehrerres­sourcen führen würde, denn die unter­schiedliche Attrak­tiv­ität der Stan­dorte könne jet­zt durch eine gelenk­te Zuweisung von Seit­en des Min­is­teri­ums und der Regierung­sprä­si­di­en etwas aufge­fan­gen wer­den. Wären die Kom­munen allein hier­für zuständig, hät­ten weniger finanzkräftige bzw. weniger gefragte Stan­dorte sicher­lich große Prob­leme, Per­son­al für ihre Schulen zu find­en. Auch aus der Sicht der einzel­nen Schulen wäre eine zu starke Abhängigkeit vom Schul­träger nicht förder­lich. Anzunehmen sei, dass vor Ort dann parteipoli­tis­che Über­legun­gen stärk­er ins Gewicht fall­en wür­den.

“Der Philolo­gen­ver­band Baden-Würt­tem­berg fordert die Lan­desregierung und die Schul­träger auf, — aus den Mit­teln des kom­mu­nalen Finan­zaus­gle­ichs — ihren speziellen bzw. finanziellen Beitrag zu leis­ten, damit die Arbeits­be­din­gun­gen für Schüler und Lehrer sich endlich verbessern. Auch so ver­ste­hen wir das The­ma ‘Erweit­erte Schul­träger­schaft’ ”, sagte abschließend der PhV-Lan­desvor­sitzende Karl-Heinz Wurster.

Down­loads:
Pressemit­teilung als Word-Doku­ment
Bild des PhV BW-Vor­sitzen­den Karl-Heinz Wurster

 

 

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