Statt überflüssiger Strukturdebatten den Blick mehr auf eine konstruktive Bildungspolitik richten und die Arbeitsbedingungen an den Schulen verbessern!
20. Oktober 2008
20.10.2008 / 1811 — 40–08
Philologenverband Baden-Württemberg appelliert an den Bildungsgipfel:
Statt überflüssiger Strukturdebatten den Blick mehr auf eine konstruktive Bildungspolitik richten und die Arbeitsbedingungen an den Schulen verbessern!
“Wir begrüßen es, dass Bundeskanzlerin Merkel trotz der gegenwärtigen Finanzkrise das Thema ‘Bildung’ ins Zentrum ihrer Regierungsarbeit stellt und nun zum Bildungsgipfel nach Berlin einlädt; denn eines steht fest und wird durch zahlreiche Studien belegt: Schüler brauchen genügend Lehrer, eine ihrer Begabung entsprechende Förderung und die hierfür erforderliche finanzielle Unterstützung durch den Staat, um gute Bildung als beste Zukunftsinvestition erfolgreich umzusetzen”, so der Landesvorsitzende des Philologenverbandes Baden-Württemberg (PhV BW), Bernd Saur. Die Schulen dürfen mit der schwerer gewordenen Erziehungsarbeit nicht allein gelassen werden, so der PhV-Landesvorsitzende weiter mit dem Hinweis, dass die Elternhäuser, Medien und Gesellschaft ganz wesentlich an der Erziehungsarbeit beteiligt sind und sich dieser Verantwortung in stärkerem Maße stellen müssen.
Nach Auffassung des Philologenverbandes muss der Schulstrukturstreit schnellstens beendet und der Blick auf die wirklichen Probleme des Bildungswesens gerichtet werden. “Wir brauchen dringend eine Imageverbesserung des Lehrerberufs durch attraktivere und mit der Wirtschaft vergleichbare Arbeitsbedingungen an den Schulen, die einen guten Unterricht und die Umsetzung des Bildungsauftrags auf hohem Niveau ermöglichen”, sagt Bernd Saur und fordert für Gymnasiallehrer zugleich eine deutliche Stundenentlastung.
Kritisch äußert sich der Verband über zurzeit praktizierte Verfahren zur Lehrergewinnung. Statt die Anfangsgehälter in allen Ländern auf ein attraktives Niveau anzuheben und fertig ausgebildete Lehrkräfte beispielsweise in Baden-Württemberg bereits zum 1. August eines Jahres fest einzustellen, werbe man bundesweit mit Anzeigenkampagnen auf dem nahezu leergefegten Lehrer-Arbeitsmarkt. Saur: “Wenn Lehrer am Beginn ihrer Berufskarriere weniger verdienen als ein Lehrling im dritten Lehrjahr, dann darf man sich nicht wundern, dass dringend gebrauchte Naturwissenschaftler in die Wirtschaft abwandern und Schulen Probleme bei der Unterrichtsversorgung bekommen.” Und wenn sich in Lehrerzimmern beispielsweise acht Lehrer einen Tisch teilen müssten, der nur für vier bis sechs Personen vorgesehen sei, dann müsse man sich schon fragen, was dies mit Qualitätssicherung zu tun habe.
Der Philologenverband Baden-Württemberg erwartet, dass zur Verfügung gestellte Gelder jetzt vorrangig zur Senkung des Klassenteilers, zur Verbesserung der personellen und materiellen Rahmen- und Arbeitsbedingungen an allen Schularten und zur Senkung der wöchentlichen Unterrichtsverpflichtung der Lehrkräfte verwendet werden. Bernd Saur: “Wir appellieren an den Bildungsgipfel und an die Politiker aller Parteien, die Energien künftig besser zu bündeln und diese dann statt in langwierige Schulstrukturdebatten nun endlich in die Stärkung der bestehenden Schularten zu investieren. Wir appellieren auch an die Elternhäuser, durch gute Erziehungsarbeit eine positive Lernkultur, in der Fleiß und Anstrengung positiv bewertet und belohnt werden, zu unterstützen. Parallel zur Absenkung der Arbeitsbelastung müssen die Lehrerausbildung der Gymnasiallehrer an den Universitäten und die Angebote im Bereich der Fortbildung deutlich verbessert werden.”
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Bild des PhV BW-Vorsitzenden Bernd Saur