Pressemitteilung des Philologenverbands Baden-Württemberg (PhV BW) zum Schulbetrieb nach den Weihnachtsferien

11. Januar 2022

* Philolo­gen­ver­band begrüßt Bere­it­stel­lung von FFP2-Masken für schulis­ches Per­son­al und Ausweitung der Tests
* Forderung nach Stufen­plan für den Schul­be­trieb bzw. Kri­te­rien für den Wech­sel in den Hybrid- oder Fer­nun­ter­richt
* PhV-Vor­sitzen­der Ralf Scholl „Schulleitun­gen und Lehrkräfte benöti­gen drin­gend Ent­las­tung“

Mit gemis­cht­en Gefühlen betra­chtet der Vor­sitzende des Philolo­gen­ver­bands Baden-Würt­tem­berg (PhV BW), Ralf Scholl, den Schul­start nach den Wei­h­nachts­fe­rien. „Es ist grund­sät­zlich pos­i­tiv, dass die Coro­na-Sit­u­a­tion derzeit Präsen­zun­ter­richt an den Schulen erlaubt. Angesichts der schnell wach­senden Infek­tion­szahlen durch die Aus­bre­itung der Omikron-Vari­ante und des weit­er­hin alles andere als opti­malen Gesund­heitss­chutzes im Unter­richt beste­ht aber weit­er­hin die Gefahr von Schulschließun­gen.“ Für den PhV BW ist klar: Präsen­zun­ter­richt an den Schulen ist die beste Unter­richts­form und päd­a­gogisch unverzicht­bar, muss aber in ein­er Pan­demiesi­t­u­a­tion immer auch ver­ant­wort­bar sein.

Kri­tisch bew­ertet der Ver­band der gym­nasialen Lehrkräfte das Agieren des Kul­tus­min­is­teri­ums. So wurde in einem Schreiben des Min­is­te­rialdirek­tors vom 05.01.2022 den Schulleitun­gen die Entschei­dung über­tra­gen, für einzelne Klassen bzw. Lern­grup­pen oder auch für die gesamte Schule in den Fer­nun­ter­richt oder den Hybridun­ter­richt überzuge­hen. „Es ist zwar gut und sin­nvoll, dass es die Möglichkeit für lokale Entschei­dun­gen gibt. Gle­ichzeit­ig fehlen aber bis­lang jegliche Kri­te­rien, wann in den Fer­nun­ter­richt oder den Hybridun­ter­richt gewech­selt wer­den kann bzw. muss“, moniert Ralf Scholl. Das Kul­tus­min­is­teri­um mache sich selb­st einen schlanken Fuß und schiebe so die Ver­ant­wor­tung kom­plett auf die Schulleitun­gen ab. „Das Kul­tus­min­is­teri­um sollte den Schulleitun­gen drin­gend einen ver­lässlichen Ori­en­tierungsrah­men zum Schul­be­trieb (z.B. im Rah­men eines Stufenkonzepts) an die Hand geben, in dem auch die ver­füg­baren Ressourcen eine Rolle spie­len“, fordert der PhV-Lan­desvor­sitzende. Mit der aktuellen Regelung wer­den die Schulleitun­gen unter Druck geset­zt: Sie müssen jet­zt die Ver­ant­wor­tung schul­tern, die das Kul­tus­min­is­teri­um nicht übernehmen möchte.

Kein­er­lei Aus­sagen enthalte das Schreiben vom 05.01.2022 zudem dazu, wie die zusät­zlichen Auf­gaben der Schulleitun­gen und Lehrkräfte in der gegen­wär­ti­gen Sit­u­a­tion aus­geglichen bzw. kom­pen­siert wer­den sollen. „Warme Worte für das außeror­dentliche Engage­ment der Kol­legin­nen und Kol­le­gen allein reichen nicht mehr aus! Stattdessen benöti­gen die Lehrkräfte und Schulleitun­gen drin­gend Ent­las­tung“, erk­lärt Ralf Scholl. „Viele Lehrerin­nen und Lehrer und ins­beson­dere die Schullei­t­erin­nen und Schulleit­er mit ihren Schulleitung­steams ste­hen an der Gren­ze zur Über­las­tung oder haben diese schon längst über­schrit­ten. Hier beste­ht drin­gen­der Hand­lungs­be­darf.“

Begrüßt wird vom Philolo­gen­ver­band die Bere­it­stel­lung von zusät­zlichen 2,6 Mio. FFP2-Masken für das schulis­che Per­son­al aus dem Bestand des Lan­des. Ralf Scholl geht davon aus, dass diese nach­weis­lich von guter Qual­ität sind und eine entsprechend hohe Fil­ter­wirkung aufweisen. „Die Lehrkräfte müssen sich darauf ver­lassen kön­nen, vom Dien­s­ther­rn den best­möglichen Schutz zu bekom­men“, so der PhV-Lan­desvor­sitzende.

Auch die Ausweitung des Tes­tange­bots und der Testpflicht wer­den vom Ver­band der gym­nasialen Lehrkräfte als pos­i­tiv bew­ertet. Er spricht sich jedoch dafür aus, die täglichen Tests nicht nur in der ersten Woche, son­dern min­destens auch in der zweit­en Woche nach den Wei­h­nachts­fe­rien durchzuführen.

Vor dem Hin­ter­grund möglich­er Impf­durch­brüche hält der PhV-Lan­desvor­sitzende es für notwendig, dass sich auch Geboost­erte testen lassen kön­nen. „Wer ist bess­er geschützt — ein vor zwei Wochen frisch Zweit­geimpfter oder ein vor drei Monat­en Geboost­ert­er?“ fragt Ralf Scholl.

Zudem fordert er, dass nur qual­i­ta­tiv hochw­er­tige Covid-Schnell­tests an den Schulen zum Ein­satz kom­men, die auch auf die neue Vari­ante ansprechen. „Die Tests müssen eine möglichst hohe Sen­si­tiv­ität aufweisen und Infek­tio­nen auch wirk­lich zuver­läs­sig nach­weisen – son­st wiegen sie Schüler und Lehrer möglicher­weise in ein­er trügerischen Sicher­heit. Die Ergeb­nisse des Paul-Ehrlich-Insti­tuts zur Qual­ität der Schnell­tests (siehe https://www.pei.de/SharedDocs/Downloads/DE/newsroom/dossiers/evaluierung-sensitivitaet-sars-cov-2-antigentests.pdf?__blob=publicationFile&v=69), sind schlicht erschreck­end. Ent­ge­gen den voll­mundi­gen Her­stellerver­sprechun­gen haben nur 16 von 201 in Deutsch­land zuge­lasse­nen und erstat­tungs­fähi­gen Tests eine Gesamt-Ansprech-Wahrschein­lichkeit von über 90 %. Nur diese Tests zeigen schon bei gerin­geren Virus­las­ten wenig­stens teil­weise pos­i­tiv an. Das ist schlicht inakzept­abel. Für den Ein­satz an den Schulen muss zur Kom­pen­sa­tion des man­gel­nden Abstands mit den best­möglichen Tests gear­beit­et wer­den, son­st durch­seuchen wir unge­wollt die Kinder!“

Nachbesserungs­be­darf sieht der Philolo­gen­ver­band auch bei den Regelun­gen zum Sport- und Musikun­ter­richt. „Omikron zeich­net sich durch eine stark gesteigerte Über­trag­barkeit aus. Daher ist es drin­gend erforder­lich, die Schutz­maß­nah­men zu ver­stärken“, appel­liert Ralf Scholl.

 

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An den Gym­nasien des Lan­des Baden-Würt­tem­berg wer­den knapp 300.000 Schü­lerin­nen und Schüler unter­richtet. Der Philolo­gen­ver­band Baden-Würt­tem­berg e.V. (PhV BW) ver­tritt mit über 9.000 im Ver­band organ­isierten Mit­gliedern die Inter­essen der Lehrerin­nen und Lehrer an den 462 öffentlichen und pri­vat­en Gym­nasien des Lan­des.

Im gym­nasialen Bere­ich hat der Philolo­gen­ver­band BW sowohl im Haupt­per­son­al­rat beim Kul­tus­min­is­teri­um als auch in allen vier Bezirksper­son­al­räten bei den Regierung­sprä­si­di­en die Mehrheit und set­zt sich dort für die Inter­essen der ca. 26.500 Lehrkräfte an den Gym­nasien des Lan­des ein.

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