Pressemitteilung des PhV BW zum Schulbetrieb während der Omikron-Welle

26. Januar 2022

* Schulen in der Omikron-Welle: Quo vadis?
* PhV-Vor­sitzen­der Ralf Scholl befürchtet einen Zusam­men­bruch des Schul­be­triebs
* Forderung nach einem tragfähi­gen Konzept für die Schulen in Zeit­en mas­siv hochlaufend­er Inzi­den­zen

In Baden-Würt­tem­berg liegt die Inzi­denz bei den 6–9‑Jährigen (Stand 25.01.2022) lan­desweit schon bei rund 2.300, bei den 10–19-Jährigen bei ca. 1.700 — eine annäh­ernde Ver­dopplung inner­halb ein­er Woche. „Die Eindäm­mung von Coro­na in unseren Schulen ist kom­plett gescheit­ert“, kom­men­tiert der Lan­desvor­sitzende des Philolo­gen­ver­bands Baden-Würt­tem­berg (PhV BW), Ralf Scholl. „Ohne Abstand und lediglich mit dem Stoßlüften der Klassen­z­im­mer alle 20 Minuten ist die mas­sive Omikron-Aus­bre­itung nicht in den Griff zu bekom­men.“

Ralf Scholl befürchtet auch für Baden-Würt­tem­berg bin­nen ein­er Woche bei den Kindern und Jugendlichen ähn­liche Werte, wie sie in Berlin schon Anfang dieser Woche auf­trat­en: Inzi­den­zen von 3.000 bis 5.000. Das würde bedeuten, dass sich 3 % bis 5 % aller Kinder inner­halb von sieben Tagen infizieren. „So hohe Werte kön­nen dann aber sehr schnell zum Zusam­men­bruch des Schul­be­triebs führen, da mas­sive gle­ichzeit­ige Aus­fälle von Lehrkräften (durch Infek­tio­nen und Quar­an­täne) einen geregel­ten Präsenz­be­trieb nicht mehr zulassen“, so der PhV-Lan­desvor­sitzende.

In der Berlin­er Regelung, den Schulbe­such ins Ermessen der Eltern zu stellen, sieht er nur eine Schein­lö­sung. „Die Lehrkräfte kön­nen Präsenz- und Online-Unter­richt nicht par­al­lel geben.“ Außer an ganz weni­gen Schulen, die von der Inter­ne­tan­bindung her so gut aus­gerüstet sind, dass der Unter­richt direkt aus allen Klassen­z­im­mern gestreamt wer­den kann, sei das tech­nisch nicht möglich, da die dafür notwendi­ge Band­bre­ite fehlt. „Und viele Lehrkräfte haben die Gren­ze der Belas­tung bere­its erre­icht oder gar über­schrit­ten, zumal die näch­sten zwei Wochen von den Hal­b­jahres-Notenkon­feren­zen geprägt sein wer­den“, erk­lärt Ralf Scholl.

Daher müsse das Kul­tus­min­is­teri­um drin­gend klären, wie es an den Schulen in Baden-Würt­tem­berg ab näch­ster Woche weit­er gehen soll. Für den PhV-Vor­sitzen­den ste­ht fest: „Präsen­zun­ter­richt ist päd­a­gogisch zwar die effek­tivste Unter­richts­form, aber die schnelle Omikron-Aus­bre­itung macht einen Präsenz­be­trieb bei Inzi­den­zen von mehr als 3.000 prak­tisch unmöglich. Das kurzfristige, unvor­bere­it­ete Umschal­ten auf Fern­ler­nen auf­grund von Klassen- oder Schulschließun­gen ist aber abso­lut sub­op­ti­mal.“ Deshalb sei ein tragfähiges Konzept des Kul­tus­min­is­teri­ums, wie der Schul­be­trieb in Zeit­en so mas­siv hochlaufend­er Inzi­den­zen organ­isiert wer­den soll, unbe­d­ingt erforder­lich. „Wir steuern son­st ins Chaos“, befürchtet Ralf Scholl.

Der Philolo­gen­ver­band fordert zudem, dass Lehrkräfte eben­falls einen vor­rangi­gen Anspruch auf PCR-Tests erhal­ten. „Die Lehrerin­nen und Lehrer ste­hen täglich stun­den­lang in einem engen Kon­takt mit ihren Schülern, bei denen die Impfquote immer noch extrem niedrig ist – die 5–11-Jährigen sind erst zu 7 % zweifach geimpft, die 12–17-Jährigen zu 55 % zweifach geimpft und zu 21 % geboost­ert. Daher müssen die Lehrkräfte bei den PCR-Tests eben­falls pri­or­itär zum Zuge kom­men“, betont Ralf Scholl.

„Schulen und Kindergärten sind wichtig und sys­tem­rel­e­vant – in erster Lin­ie natür­lich im Hin­blick auf die Bil­dung der Kinder und Jugendlichen. Darüber hin­aus aber auch für die gesamte Wirtschaft des Lan­des, denn Schulschließun­gen erzwin­gen das Zu-Hause-Bleiben von beruf­stäti­gen Eltern.

Um den Schul­be­trieb auch in den kom­menden drei bis vier Wochen aufrechter­hal­ten zu kön­nen, braucht es neben Lip­pen­beken­nt­nis­sen zur Bedeu­tung der Schulen und Kindergärten auch entsch­iedenes und schnelles Han­deln der zuständi­gen Poli­tik­erin­nen und Poli­tik­er“, so der PhV-Lan­desvor­sitzende abschließend.

 

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An den Gym­nasien des Lan­des Baden-Würt­tem­berg wer­den knapp 300.000 Schü­lerin­nen und Schüler unter­richtet. Der Philolo­gen­ver­band Baden-Würt­tem­berg e.V. (PhV BW) ver­tritt mit über 9.000 im Ver­band organ­isierten Mit­gliedern die Inter­essen der Lehrerin­nen und Lehrer an den 462 öffentlichen und pri­vat­en Gym­nasien des Lan­des.

Im gym­nasialen Bere­ich hat der Philolo­gen­ver­band BW sowohl im Haupt­per­son­al­rat beim Kul­tus­min­is­teri­um als auch in allen vier Bezirksper­son­al­räten bei den Regierung­sprä­si­di­en die Mehrheit und set­zt sich dort für die Inter­essen der ca. 26.500 Lehrkräfte an den Gym­nasien des Lan­des ein.

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