Pressemitteilung des Philologenverbands Baden-Württemberg (PhV BW) zu den Planungen des Kultusministeriums für den Schulbetrieb nach den Sommerferien

9. Juli 2020

• Philologenverband hält Konzept für Regelbetrieb an Schulen nach den Sommerferien für Zweckoptimismus
• Forderung nach regelmäßigen, freiwilligen Testmöglichkeiten für Lehrkräfte und Schüler
• PhV-Vorsitzender Ralf Scholl: „Bestmöglicher Gesundheitsschutz an Schulen nützt allen in Baden-Württemberg“

Der Ver­band der gym­nasialen Lehrkräfte hält die vom Kul­tus­min­is­teri­um im „Konzept für einen Regel­be­trieb unter Pan­demiebe­din­gun­gen“ angekündigte Öff­nung der weit­er­führen­den Schulen im näch­sten Schul­jahr für puren Zweck­op­ti­mis­mus. Die Pla­nun­gen des Min­is­teri­ums sehen nach den Som­mer­fe­rien einen Präsen­zun­ter­richt mit vollen Klassen unter Weg­fall des Abstands­ge­bots vor.

Sehr frag­würdig ist für den PhV-Lan­desvor­sitzen­den Ralf Scholl, dass zwar im ÖPNV und in Geschäften Abstands­ge­bot und Maskenpflicht weit­er gel­ten sollen, an den Schulen ab Sep­tem­ber aber darauf verzichtet wer­den soll – obwohl die Schü­lerin­nen und Schüler (an den Gym­nasien im Alter zwis­chen 11 und 19 Jahren) dann stun­den­lang in schlecht belüft­baren Klassen­räu­men mit häu­fig nur 50 cm Abstand sitzen.

„Es ist für mich nicht nachvol­lziehbar, dass zu einem Zeit­punkt, zu dem die WHO neue Erken­nt­nisse über die Virusüber­tra­gung durch die Luft unter­sucht – die auf eine beson­dere Gefährdung in geschlosse­nen und schlecht belüfteten Räu­men mit vie­len Per­so­n­en hin­weisen – in Baden-Würt­tem­berg eine Rück­kehr zum Präsen­zun­ter­richt ohne Abstands­ge­bot angekündigt wird“, so Ralf Scholl.

Der PhV BW als Ver­band der gym­nasialen Lehrkräfte möchte von der Lan­desregierung wis­sen, mit welchen zusät­zlichen Maß­nah­men sie eine mas­sive Zunahme von COVID-19-Infek­tio­nen ver­hin­dern will, wenn sich Schüler und Lehrkräfte in vollen Klassen­z­im­mern aufhal­ten.

Bis­lang schließen Min­is­ter­präsi­dent Kretschmann und Sozialmin­is­ter Lucha aus Kosten­grün­den regelmäßige COVID-19-Tests an den Schulen aus.

Im Sinne eines best­möglichen Gesund­heitss­chutzes von Lehrkräften und Schülern fordert der PhV BW:

1. Verbindliche Tests für alle Urlaub­srück­kehrer aus COVID-19-Risiko­ge­bi­eten.

2. Eine kosten­lose Test­möglichkeit für alle Lehrkräfte und Schüler zu Schul­jahres­be­ginn und danach regelmäßige, frei­willige Test­möglichkeit­en.

3. Pflicht zum Tra­gen von Masken oder Visieren über­all dort, wo auf dem Schul­gelände oder im Schul­ge­bäude ein Abstand von 1,50 m unter­schrit­ten wird, samt Bere­it­stel­lung der notwendi­gen Masken und Visiere.

4. Verbindliche Ver­hal­tensregeln auch auf dem Schul­weg: „Jen­seits des Schul­gelän­des begin­nt die Anar­chie, und die Schüler liegen sich in den Armen“, so die Beobach­tung viel­er Lehrkräfte.

Ralf Scholl fragt weit­er: „Wie soll es dann eigentlich im Spätherb­st laufen, wenn die jährliche Erkäl­tungs- und Grippewelle begin­nt? Erkäl­tungs- und COVID-19-Symp­tome sind nur schw­er zu unter­schei­den. Sollen die Schüler also bei den ersten Erkäl­tungssymp­tomen zu Hause bleiben, bis sie symp­tom­frei sind? Ohne COVID-19-Tests wird ein Präsen­zun­ter­richt spätestens ab diesem Zeit­punkt sehr schnell auf stark dez­imierte Klassen hin­aus­laufen.“

Auch über die Möglichkeit, in den ersten bei­den Wochen des neuen Schul­jahres mit einem rol­lieren­den Sys­tem von Präsenz- und Fer­nun­ter­richt zu begin­nen, um ggf. eine durch infizierte Urlaub­srück­kehrer aus­gelöste zweite COVID-19-Welle von Anfang an einzu­gren­zen, sollte nach Ansicht des PhV BW ern­sthaft nachgedacht wer­den. „Da es sich bei der Coro­na-Pan­demie immer noch um eine dynamis­che Sit­u­a­tion han­delt, ist ein fer­tiger Plan B für den Fall, dass ein Regel­be­trieb nach den Som­mer­fe­rien nicht möglich ist, drin­gend notwendig“, betont der PhV-Lan­desvor­sitzende.

„Ein Blick nach Israel (s. https://www.worldometers.info/coronavirus/country/israel/) oder Ser­bi­en (s. https://www.worldometers.info/coronavirus/country/serbia/) sollte uns War­nung genug sein: Zu weit­ge­hende Lockerun­gen führen mit ein­er kurzen Verzögerung nur allzu schnell zu ein­er mas­siv­en zweit­en Welle. Es gibt weltweit nur ein Land mit mehr als 50 Mil­lio­nen Ein­wohn­ern, dem es gelun­gen ist, der COVID-19-Pan­demie ohne einen einzi­gen Todes­fall und mit nur 370 Infek­tio­nen zu ent­ge­hen: Viet­nam (s. https://www.worldometers.info/coronavirus/country/viet-nam/). Dort wer­den seit Mitte Jan­u­ar an den Gren­zen rig­oros alle Ein­reisenden getestet. Auf diese Weise wurde ver­hin­dert, dass das Virus mas­siv ins Land kam“, erk­lärt Ralf Scholl.

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An den Gym­nasien des Lan­des Baden-Würt­tem­berg wer­den über 300.000 Schü­lerin­nen und Schüler unter­richtet. Der Philolo­gen­ver­band Baden-Würt­tem­berg e.V. (PhV BW) ver­tritt mit rund 9.000 im Ver­band organ­isierten Mit­gliedern die Inter­essen der Lehrerin­nen und Lehrer an den 462 öffentlichen und pri­vat­en Gym­nasien des Lan­des.

Im gym­nasialen Bere­ich hat der Philolo­gen­ver­band BW sowohl im Haupt­per­son­al­rat beim Kul­tus­min­is­teri­um als auch in allen vier Bezirksper­son­al­räten bei den Regierung­sprä­si­di­en die Mehrheit und set­zt sich dort für die Inter­essen der ca. 30.000 Lehrkräfte an den Gym­nasien des Lan­des ein.

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