RLV und PhV zum Thema Grundschulempfehlung

25. Oktober 2023

Gemeinsame Pressemitteilung des Realschullehrerverbands (RLV) und des Philologenverbands (PhV) Baden-Württemberg vom 25. Oktober 2023 zum Thema Grundschulempfehlung

Erneut eine ver­passte Chance für das im Sink­flug befind­liche Bil­dungssys­tem in Baden-Würt­tem­berg!

Der Geset­zen­twurf der Frak­tion der FDP/DVP zur ‚Wieder­her­stel­lung der Verbindlichkeit der Grund­schulempfehlung‘ (Gesetz zur Änderung des Schulge­set­zes für Baden-Würt­tem­berg) wurde heute mit den Stim­men der SPD, der Grü­nen und lei­der auch der CDU mehrheitlich abgelehnt. Hat­te die CDU noch im Wahlkampf 2021 betont, dass die Abschaf­fung der verbindlichen Grund­schulempfehlung in Baden-Würt­tem­berg ein großer Fehler war, stimmt sie nun mit wach­swe­ichen Recht­fer­ti­gun­gen und Ver­weisen auf die Koali­tion zusam­men mit den Grü­nen und der SPD, die durch die Abschaf­fung der verbindlichen Grund­schulempfehlung die eigentlichen Verur­sach­er der Mis­ere sind, dage­gen.

Warum ignori­ert die Mehrheit unser­er Lan­despoli­tik­er sämtliche Fak­ten und Argu­mente in dieser Frage? Warum scheint der Nieder­gang der Bil­dung im Län­dle unseren Poli­tik­ern egal zu sein? Warum ste­hen der Koali­tions­frieden und der Erhalt der eige­nen Pöstchen vor dem Wohl der Kinder unseres Lan­des?

Die Lan­desregierung stellt sich nicht den Fehlern der Ver­gan­gen­heit und ver­mei­det mit Hin­weis auf Koali­tionsvere­in­barun­gen jeden sach­lich-inhaltlichen Diskurs. Ist das so, weil sie den nicht kann, nicht will oder bei­des?

Immer mehr aktuelle wis­senschaftliche Stu­di­en, Umfra­gen und nicht zulet­zt der Sink­flug Baden-Würt­tem­bergs in den IQB-Stu­di­en zeigen auf, wie ele­men­tar wichtig die Verbindlichkeit der Grund­schulempfehlung in einem (noch) vielfälti­gen und dif­feren­zierten Schul­sys­tem wäre.

Der Vorschlag aus dem Kul­tus­min­is­teri­um, die Eltern (ohne Verbindlichkeit) noch mehr, noch inten­siv­er und qual­i­fiziert­er zu berat­en, kann von Lehrkräften nur als Hohn emp­fun­den wer­den: An allen Schu­larten hat die Beratungsar­beit seit der Freiga­be der Grund­schulempfehlung extrem zugenom­men. Dadurch wurde die ohne­hin hohe Arbeits­be­las­tung der Päd­a­gogen zusät­zlich enorm ver­größert: Extrem viel Aufwand prak­tisch ohne Erfolg in der Real­ität.

„Wo der gern zitierte ‚freie Eltern­wille‘ hin­sichtlich weit­er­führen­der Schul­wahl erwiesen­er­maßen schon längst zur bloßen Beliebigkeit ger­at­en ist, muss ver­ant­wor­tungs­be­wusste Poli­tik han­deln, will sie dem sich stetig ver­fes­ti­gen­den Ein­druck ent­ge­gen­ste­hen, dass sie Parteien­wohl und eigene Pöstchen über das Kindeswohl stellt! Die verbindliche Grund­schulempfehlung wird nicht alle, jedoch nach­weis­lich erhe­bliche Prob­leme im Bil­dungssys­tem kosten­neu­tral und ohne teuer aufgelegte Pro­gramme lösen kön­nen,“ erk­lärt die RLV-Lan­desvor­sitzende Karin Broszat.

Der PhV-Lan­desvor­sitzende Ralf Scholl pflichtet ihr bei: „Wo der ‚freie Eltern­wille‘ zu ein­er bit­teren Lei­dens­geschichte der Kinder führt – sei es durch völ­lige Über- wie durch völ­lige Unter­forderung – müssen ihm im Inter­esse der Kinder Schranken geset­zt wer­den. Wer dies aus Angst vor der Reak­tion der Eltern bei der näch­sten Wahl unter­lässt, mis­sachtet die Inter­essen der Kinder. Aber die dür­fen ja auch noch nicht wählen, sodass das nicht zu kurzfristi­gen Kon­se­quen­zen für unsere poli­tis­chen Entschei­dungsträger führt.“

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An den Gym­nasien des Lan­des Baden-Würt­tem­berg wer­den knapp 300.000 Schü­lerin­nen und Schüler unter­richtet. Der Philolo­gen­ver­band Baden-Würt­tem­berg e.V. (PhV BW) ver­tritt mit über 9.000 im Ver­band organ­isierten Mit­gliedern die Inter­essen der Lehrerin­nen und Lehrer an den 462 öffentlichen und pri­vat­en Gym­nasien des Lan­des.

Im gym­nasialen Bere­ich hat der Philolo­gen­ver­band BW sowohl im Haupt­per­son­al­rat beim Kul­tus­min­is­teri­um als auch in allen vier Bezirksper­son­al­räten bei den Regierung­sprä­si­di­en die Mehrheit und set­zt sich dort für die Inter­essen der ca. 26.500 Lehrkräfte an den Gym­nasien des Lan­des ein.

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