Junge Philologen fordern zusätzliche Maßnahmen zum Schutz der Lehrkräfte und Schüler*innen angesichts der steigenden Zahl der Corona-Infektionen
1. Oktober 2020
Pressemitteilung der Jungen Philologen (JuPhi) im Philologenverband Baden-Württemberg (PhV BW) anlässlich der steigenden Infektionszahlen und der bereits geschlossenen Schulen im Land
Junge Philologen fordern zusätzliche Maßnahmen zum Schutz der Lehrkräfte und Schüler*innen angesichts der steigenden Zahl der Corona-Infektionen
Angesichts der steigenden Infektionszahlen in Baden-Württemberg fordern die JuPhi:
• Maskenpflicht für alle auch während des Unterrichts
• Deutlich verkleinerte Lerngruppen mit Abstandsgebot
• CO2-Ampeln, um die Aerosol-Belastung besser einschätzen zu können
• Lüftungsanlagen und Luftreinigungsfilter (wie in Bayern) für alle Klassenzimmer
• FFP2-Masken und Visiere für Sportlehrer*innen, die durch die enorme Aerosolbelastung in Sporthallen (teilweise ohne Belüftung) besonders hohen Risiken ausgesetzt sind; ab einer gewissen Infektionsrate Verlegung des Sportunterrichts ins Freie oder komplette Aussetzung des Schulsports
• Pooltestungen für alle Lehrer*innen und Schüler*innen vor dem Ende jeder Ferien
• Konsequente Einhaltung der A‑H-A Regeln auch an den Schulen
Die Schulen sind dem Virus nahezu schutzlos ausgeliefert.
Gerade steigen die Infektionszahlen in unseren Nachbarländern teils dramatisch an, und auch deutsche Großstädte müssen zusätzliche Beschränkungen erlassen. In Baden-Württemberg sind schon über 155 Schulen und 255 Klassen von Covid-19-Fällen in Mitleidenschaft gezogen worden. „Weiterhin wird jedoch im Klassenzimmer so unterrichtet, als sei alles beim Alten — fast als gäbe es keine Pandemie“, beklagt Martina Scherer, Landesvorsitzende der Jungen Philologen, stellvertretend für viele junge Lehrkräfte an den Schulen. Sie kritisiert unter anderem, dass in den Klassenzimmern keine Masken getragen werden müssen, dass die Unterrichtsräume vielfach gar nicht oder nur schlecht gelüftet werden können, dass es in den Klassen keine Abstandsregeln gibt und dass Sportunterricht ohne Beschränkungen und ohne klare Richtlinien in Hallen, die teils gar keine Lüftungsanlagen haben, stattfindet. „Das Kultusministerium ist aufgefordert, endlich wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um die Gesundheit der Lehrkräfte sowie der Schülerinnen und Schüler zu schützen“, fordert Martina Scherer.
Es sei unverständlich, dass das Bundesgesundheitsministerium wie auch das Sozialministerium Baden-Württemberg über alle Kanäle für die A‑H-A-Formel werben, diese Regelungen aber in den Klassenzimmern offensichtlich nicht zu gelten brauchen. Vielen Schüler*innen wäre es praktisch nicht zu vermitteln, wieso sie außerhalb der Klassenzimmer Maske tragen und Abstand halten sollen, wenn das doch während des kompletten Unterrichts nicht notwendig sei.
„Auch führende Virologen warnen mittlerweile eindringlich davor, dass wir mit diesem Schulbetrieb im Herbst und Winter die Schulen sehenden Auges in ein Chaos stürzen“, erklärt die JuPhi-Landesvorsitzende. „Die Jungen Philologen blicken deshalb mit großer Sorge auf die kalte Jahreszeit, wenn die bereits hohen Infektionszahlen weiter steigen werden und man Covid-19 zudem nur sehr schwer oder gar nicht von einem harmlosen Schnupfen unterscheiden kann.“
„Kranke Lehrer*innen und Schüler*innen werden zur Schule gehen, ohne zu wissen, dass sie bereits Überträger*innen des Corona-Virus sind und somit – ungewollt – zu einem mit den derzeitigen Maßnahmen unkontrollierbaren Risiko für die Gesundheit aller Beteiligten werden. Das Virus macht keinen Halt vor gut gemeinten politischen Beschlüssen, die in letzter Konsequenz dazu führen können, dass die Schulen im großen Stil geschlossen werden müssen und viele Lehrer*innen, Schüler*innen und ihre Familien mit möglichen schwereren Krankheitsverläufen rechnen müssen“, so Martina Scherer, die in Sorge ist. „Nur wenn wir Einschränkungen in Kauf nehmen, können wir gefährliche Infektionscluster und großflächige Schulschließungen verhindern und die am Schulleben Beteiligten – insbesondere vulnerable Gruppen – vor gefährlichen Ansteckungen schützen.“
Martina Scherer
Landesvorsitzende der Jungen Philologen