Junge Philologen sind entsetzt über schlechte Einstellungschancen für gymnasiale Lehrkräfte und sehen den Einsatz in Grundschulen nur als Notlösung

7. Juli 2017

 

07.07.2017 / 1811 – 07-17

 „Nur wenige Hundert Stellen sind den Referendarinnen und Referendaren im Listenverfahren angeboten worden. Bis auf wenige Mangelfächer und bestimmte Regionen des ländlichen Raumes sind die Einstellungszahlen eine Katastrophe,“ kritisiert Jörg Sobora, der Landesvorsitzende der Jungen Philologen.

Besonders bitter ist, dass trotz aller Beteuerungen etwa 200 Stellen gestrichen wurden. Zusammen mit den sinkenden Pensionierungszahlen bedeutet dies, dass viele Bewerberinnen und Bewerber kein Einstellungsangebot erhalten haben und auch keines erhalten werden.

„Statt gymnasiale Lehrkräfte in die Grundschulen zu schicken, sollte die Landesregierung lieber mehr Stellen an den Gymnasien schaffen, damit die Fülle an Aufgaben, vor allem auch außerunterrichtliche und verwaltungstechnische, von den Lehrkräften erledigt werden kann, ohne dass sie krank werden. Viele Lehrkräfte arbeiten am Limit und setzen ihre Gesundheit tagtäglich aufs Spiel“, so der Vorsitzende der Jungen Philologen weiter.

Zum Vorhaben der Landesregierung, gymnasiale Lehrkräfte, die keine Stelle im gymnasialen Schuldienst erhalten haben, an den Grundschulen, wo Lehrkräfte fehlen, einzusetzen und für die Laufbahn Grundschullehramt weiterzubilden, stellt der Vorsitzende der Jungen Philologen grundsätzlich fest, dass die Schaffung dieser Möglichkeit für die sehr gut ausgebildeten, aber nunmehr arbeitslosen jungen Gymnasiallehrkräfte zu begrüßen ist. Die Jungen Philologen geben jedoch zu bedenken, dass es zwischen dem Grundschul- und dem Gymnasiallehramt einen deutlichen Unterschied gibt. Bei den jetzt vom Kultusministerium formulierten Bedingungen wird die Zahl derer, die dieses Angebot annehmen, nach Einschätzung der Jungen Philologen deutlich überschaubarer sein als dies das Kultusministerium zu erwarten scheint.

Dort geht man von 200 Bewerbungen aus (bei ca. 700 unbesetzten Stellen an den Grundschulen). Die vorgesehene Qualifizierungsmaßnahme im Bereich Grundschulpädagogik und -didaktik muss fundierter und solider gestaltet werden, als es jetzt vorgesehen ist, um den schulartspezifischen Erfordernissen vollumfänglich zu genügen.

Des Weiteren müssen faire Bedingungen für einen späteren Wechsel ans Gymnasium definiert werden. Ein jahrelanger Einsatz einer gymnasialen Lehrkraft an der Grund- schule muss für zukünftige Einstellungsrunden am Gymnasium selbstverständlich als Zusatzqualifikation, d.h. als Bonus für eine Einstellung am Gymnasium gewertet werden.

„Für die Betreffenden, die am Gymnasium jetzt keine Stelle bekommen, ist es natürlich schon bitter, nach sieben bis acht Jahren Universitätsstudium und Referendariat nun erneut die Schulbank drücken zu müssen. Da erscheint es schon angemessen, ihnen eine realistische Aussicht auf einen späteren Wechsel an diejenige Schulart zu ermöglichen, für die sie studiert haben und für die sie ja eine Lehrbefähigung besitzen,“ so Jörg Sobora abschließend.

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An den Gymnasien des Landes Baden-Württemberg werden über 300.000 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Der Philologenverband Baden-Württemberg e.V. (PhV BW) vertritt über 8.700 im Verband organisierte Lehrerinnen und Lehrer an den 446 öffentlichen und privaten Gymnasien des Landes.

Im gymnasialen Bereich hat der Philologenverband BW sowohl im Hauptpersonalrat beim Kultusministerium als auch in allen vier Bezirkspersonalräten bei den Regierungspräsidien die Mehrheit und setzt sich dort für die Interessen der rund 27.000 Lehrkräfte an den Gymnasien des Landes ein.

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