Philologenverband Baden-Württemberg mahnt Maßnahmen für Schulen an

29. Oktober 2020

Pressemit­teilung des Philolo­gen­ver­bands Baden-Würt­tem­berg (PhV BW) zu den Bund-Län­der-Beschlüssen zu Coro­na ab Novem­ber

• Schulen weit­er einziger öffentlich­er Ort ohne Abstands­ge­bot?
• Klassen­räume als täglich­er Tre­ff­punkt von Per­so­n­en aus 30 Haushal­ten?
• Und das bei teil­weise man­gel­hafter Lüf­tung?

Der Philolo­gen­ver­band Baden-Würt­tem­berg (Ver­band der gym­nasialen Lehrkräfte) fordert von der Lan­desregierung das fol­gende Maß­nah­men­paket, um die Aus­bre­itung von COVID-19 über die Schulen zu ver­hin­dern:
• Sofor­tige Umset­zung der RKI-Empfehlun­gen: Über­gang auf ein „rol­lieren­des Sys­tem“ mit hal­ben Klassen in allen weit­er­führen­den Schulen nach den Herb­st­fe­rien
• FFP-2-Masken für die Lehrkräfte
• Wenn ein Mitschüler oder Lehrer pos­i­tiv getestet wurde, kosten­lose Test­möglichkeit für Lehrkräfte und Schüler trotz einge­hal­te­nen Abstands
• Umge­hende Beschaf­fung und Instal­la­tion von Raum­luftreinigern zur Ver­min­derung der Aerosol-Konzen­tra­tion in schlecht zu lüf­ten­den Klassen­z­im­mern und Sporthallen

Nur durch eine sehr deut­liche Ver­min­derung der Infek­tio­nen lässt sich der expo­nen­tielle Anstieg der Covid-19-Infek­tio­nen stop­pen. Die Bund-Län­der-Vere­in­barun­gen vom 27.10. machen klar: Ein „Lock­down light“ ist nötig, um den ras­an­ten Anstieg der pos­i­tiv­en Covid-Fälle zu stop­pen. (Gestriger Neg­a­tivreko­rd: über 16.000 pos­i­tive Tests bun­desweit.).
Der einzige öffentliche Bere­ich, den Kan­z­lerin Merkel und die Län­der-Min­is­ter­präsi­den­ten kom­plett von Regelun­gen aus­ges­part haben, ist der Bere­ich der Schulen und Kindergärten. Hier sollen die Län­der allein tätig wer­den.

Der PhV BW fordert von der Lan­desregierung, angesichts der Coro­na-Entwick­lung in Baden-Würt­tem­berg, die Empfehlun­gen des RKI sofort umzuset­zen. (Vgl. Präven­tion­s­maß­nah­men in Schulen — Empfehlun­gen des RKI vom 12.10.2020)
Die Entwick­lung der pos­i­tiv­en Coro­na-Testergeb­nisse in BW ist erschreck­end, vgl. die Dat­en von heute:

Die Empfehlun­gen des RKI sind glasklar: Ab ein­er 7‑Tages-Inzi­denz von 50 pro 100.000 je Kreis soll an weit­er­führen­den Schulen auf Abstand gegan­gen wer­den. Für Unter-Zehn­jährige soll dann auch die Maskenpflicht im Unter­richt einge­führt wer­den. PhV-Vor­sitzen­der Ralf Scholl: „Gestern lag die Inzi­denz in Baden-Würt­tem­berg bei 96, heute wird die Inzi­denz lan­desweit die 100 über­schre­it­en. — Wie lange will die Lan­desregierung noch abwarten, bis sie die Empfehlun­gen des RKI an den Schulen umset­zt?“

Grund für die ver­schiede­nen Maß­nah­men an Grund- und weit­er­führen­den Schulen: Während für Unter-Zehn­jährige Infek­tion­srisiko und Infek­tiosität niedriger zu sein scheinen als bei Erwach­se­nen, gle­icht sich bei­des für Über-Zehn­jährige mit wach­sen­dem Alter immer stärk­er an die Werte bei Erwach­se­nen an. Genauere Hin­ter­gründe und ursäch­liche Zusam­men­hänge sind nach wie vor nicht erforscht. Die Ver­mu­tung liegt aber sehr nahe, dass mit der kör­per­lichen Rei­fung in der Pubertät auch die Angle­ichung an die Erwach­se­nen-Infek­tiosität ein­herge­ht.

Deswe­gen fordert der PhV-Lan­desvor­sitzende: „Das Land muss sofort für alle weit­er­führen­den Schulen die Ein­hal­tung des Abstands­ge­bots in den Klassen­räu­men ein­führen, spätestens von der 7. Klassen­stufe aufwärts.

Damit wäre für die 5. und 6. Klassen die für die Eltern so wichtige Betreu­ung durch die Schulen noch gewährleis­tet.“ Wie die Erfahrun­gen aus der Zeit des „rol­lieren­den Systems“.zwischen Pfin­gst- und Som­mer­fe­rien gezeigt haben, war der Schul­be­trieb unter diesen Bedin­gun­gen langfristig sta­bil durch­führbar.

Erfahrun­gen aus Israel zeigen, dass sich weit­er­führende Schulen ohne Abstands­ge­bot sehr schnell zu Super­spread­er-Orten entwick­eln kön­nen. (Siehe https://www.eurosurveillance.org/content/10.2807/1560–7917.ES.2020.25.29.2001352) Das muss bei uns unbe­d­ingt ver­mieden wer­den!

Darüber­hin­aus fordert Ralf Scholl: Die Lehrkräfte müssen vom Land schnell­st­möglich mit FFP-2-Masken aus­ges­tat­tet wer­den! — Die Lehrer tra­gen das volle Gesund­heit­srisiko eines jeden Erwach­se­nen und sind an den Gym­nasien auf­grund des Fach­lehrerprinzips täglich — selb­st im rol­lieren­den Sys­tem — mit jew­eils mehr als 50 Schü­lerin­nen und Schülern nacheinan­der im gle­ichen Raum.“

Auch die Jun­gen Philolo­gen zeigen sich in großer Sorge. „Das Land erwartet von den Arbeit­ge­bern beson­dere Umsicht mit ihren Mitar­bei­t­erin­nen und Mitar­beit­ern zu haben und Infek­tions­ket­ten schnell zu find­en und einzudäm­men, wenn möglich wer­den alle ins Home-Office geschickt. Aber was ist mit uns Lehrkräften? Wer trägt für uns und unser­er Fam­i­lien Für­sorge?“ fragt Mar­ti­na Scher­er, die Lan­desvor­si­ti­zende der Jun­gen Philolo­gen.

Der PhV BW beken­nt sich zu dem Ziel, die Schulen und Kindergärten auch in Coro­n­azeit­en möglichst weit­ge­hend offen zu hal­ten. Das ist dauer­haft aber nur möglich, wenn die Schulen und Kindergärten nicht selb­st zu Infek­tion­sh­er­den wer­den.

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An den Gym­nasien des Lan­des Baden-Würt­tem­berg wer­den über 300.000 Schü­lerin­nen und Schüler unter­richtet. Der Philolo­gen­ver­band Baden-Würt­tem­berg e.V. (PhV BW) ver­tritt mit rund 9.000 im Ver­band organ­isierten Mit­gliedern die Inter­essen der Lehrerin­nen und Lehrer an den 462 öffentlichen und pri­vat­en Gym­nasien des Lan­des.

Im gym­nasialen Bere­ich hat der Philolo­gen­ver­band BW sowohl im Haupt­per­son­al­rat beim Kul­tus­min­is­teri­um als auch in allen vier Bezirksper­son­al­räten bei den Regierung­sprä­si­di­en die Mehrheit und set­zt sich dort für die Inter­essen der ca. 30.000 Lehrkräfte an den Gym­nasien des Lan­des ein.

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