Philologenverband Baden-Württemberg (PhV BW) befürchtet Schulfrieden auf dem Rücken der Gymnasien und erinnert die CDU an ihre Wahlversprechen:
19. April 2016
19.04.2016 / 1811 — 06–16
* Wahlfreiheit für G8 und G9 an den Gymnasien des Landes, orientiert am Wunsch der Eltern und in Abstimmung mit den Schulstandorten
* Keine gymnasiale Oberstufe an den Gemeinschaftsschulen
Die in den letzten Tagen bekannt gewordenen Einzelheiten und Zwischenergebnisse von den grün-schwarzen Koalitionsverhandlungen geben, wenn sie so Wirklichkeit werden, Anlass zu der Befürchtung, dass die CDU wesentliche Punkte ihrer Wahlversprechen bezüglich der Bildungspolitik nicht einhalten würde.
Vor der Landtagswahl im März betonte die CDU zum Thema “G8-G9”: “Wir wollen künftig mit dem G8/G9-Wahlmodell jedem Gymnasium die Möglichkeit geben, vor Ort entscheiden zu können, ob es G8, G9 oder eine Kombination aus G8/G9 anbieten will. Dabei sollen sich die Gymnasien am bestehenden Wunsch der Eltern orientieren und sich zugleich mit den weiteren Schulstandorten im Einzugsgebiet abstimmen.” (*)
Der PhV BW fordert die Einlösung dieses Wahlversprechens und als Konsequenz die Ausdehnung des bisher als Schulversuch deklarierten G9-Angebots!
Die übergroße Nachfrage von Schülern und Eltern an den bisher zugelassenen G9-Zügen zeigt, dass Baden-Württemberg das Angebot eines neunjährigen Bildungsgangs am allgemeinbildenden Gymnasium flächendeckend braucht: An den 44 genehmigten G9-Standorten gibt es kaum noch G8-Züge, viele der 44 Gymnasien haben aufgrund der Nachfrage ganz auf G9 umgestellt.
Vor der Landtagswahl im März betonte die CDU zum Thema “Oberstufe an Gemeinschaftsschulen”: “Gemeinschaftsschulen sollen sich auf das Angebot des Hauptschulabschlusses und der Mittleren Reife konzentrieren. Mit den allgemeinbildenden und den beruflichen Gymnasien gibt es bereits zwei alternative Bildungswege zum Abitur. Ein zusätzliches Angebot an den Gemeinschaftsschulen macht angesichts rückläufiger Schülerzahlen keinen Sinn.” (*)
Der PhV BW fordert die Einlösung dieses Wahlversprechens und wendet sich entschieden gegen die Zulassung von bis zu zehn gymnasialen Oberstufen an Gemeinschaftsschulen!
Absolventen der Klasse 10 der Gemeinschaftsschulen können den Weg zum Abitur über die beruflichen Gymnasien oder bei vorliegenden Voraussetzungen über die allgemeinbildenden Gymnasium wählen.
(*) Siehe die Zeitschrift des PhV BW “Gymnasium Baden-Württemberg” 1–2 (2016) Seite 20 — 25
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An den Gymnasien des Landes Baden-Württemberg werden über 300.000 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Der Philologenverband Baden-Württemberg e.V. (PhV BW) vertritt über 8.500 im Verband organisierte Lehrerinnen und Lehrer an den 446 öffentlichen und privaten Gymnasien des Landes.
Im gymnasialen Bereich hat der Philologenverband BW sowohl im Hauptpersonalrat beim Kultusministerium als auch in allen vier Bezirkspersonalräten bei den Regierungspräsidien die Mehrheit und setzt sich dort für die Interessen der rund 27.000 Lehrkräfte an den Gymnasien des Landes ein.