Philologenverband Baden-Württemberg (PhV BW) entschieden gegen Stellenstreichungen im Schulbereich
4. Oktober 2016
In ihrer Pressemitteilung zu Beginn des Schuljahres 2016/17 verkündete Kultusministerin Eisenmann noch stolz und zufrieden, dass “bildungspolitische Verbesserungen an den Schulen vor Ort erfolgreich umgesetzt werden können”: durch 320 Neustellen an den Grundschulen, durch 109 Neustellen an den Realschulen und durch 111 an den Gymnasien. Mit diesen insgesamt 540 Neustellen sowie durch insgesamt 6.600 Einstellungen sei “die Unterrichtsversorgung im Wesentlichen gesichert”, betonte Kultusministerin Eisenmann zu Schuljahresbeginn.
Nur vier Wochen später lässt die Ministerin nun über Zeitungsberichte — nicht durch eine Pressemitteilung des Kultusministeriums — ihre Bereitschaft zur Streichung von 441 Stellen zum Schuljahr 2017/18 erklären. Wie man in den Zeitungen lesen kann, seien die 441 Stellen entbehrlich, da sie rechnerisch durch die Senkung der Altersermäßigung frei würden.
Ob im kommenden Schuljahr tatsächlich Stellen im Umfang von über 400 Stellen rechnerisch frei werden, sei dahingestellt. Aufgrund der Altersstruktur der Lehrkräfte in Baden-Württemberg wird die Altersermäßigung im Gesamtumfang über die Schularten hinweg in den nächsten Jahren jedenfalls abnehmen. Im gymnasialen Bereich wird diese Abnahme in den kommenden vier Jahren voraussichtlich einen Umfang jeweils nur — aber immerhin — von 40 bis 50 Stellen haben. Analog ergeben sich Zahlen für die anderen Schularten.
Der PhV BW stellt fest, wenn in den kommenden Jahren aufgrund eines sinkenden Umfangs der Altersermäßigung Stellen rechnerisch frei werden, so sind diese im Schulbereich nicht entbehrlich, sondern an vielen Stellen dringend erforderlich zur Entlastung der Lehrkräfte bei den vielfältigen und immer umfangreicheren Zusatzaufgaben und Verpflichtungen im Schulalltag, wie z. B. für die Umsetzung des neuen Bildungsplans, die Inklusion von behinderten Schülerinnen und Schülern, die Integration von Flüchtlingskindern, Gesundheitsprävention und Betreuung chronisch kranker Kinder, Digitalisierung usw.
Außerdem war zu Beginn des laufenden Schuljahres 2016/17 die Unterrichtsversorgung nach Auskunft des Kultusministeriums so gerade eben gesichert. Mit steigenden Schülerzahlen sind zum Schuljahr 2017/18 aber zusätzliche Lehrerstellen zur Sicherung der Unterrichtsversorgung erforderlich.
Deshalb wehrt sich der PhV BW entschieden gegen jegliche Stellenstreichungen im Schulbereich. Der PhV BW kritisiert vehement die Pläne der Kultusministerin, die eben erst geschaffenen Neustellen, von der sie selbst sagt, diese seien “Schlüssel zu einer qualitativ erfolgreichen Bildungspolitik”, ein Jahr später wieder zu streichen.
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An den Gymnasien des Landes Baden-Württemberg werden über 300.000 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Der Philologenverband Baden-Württemberg e.V. (PhV BW) vertritt über 8.500 im Verband organisierte Lehrerinnen und Lehrer an den 446 öffentlichen und privaten Gymnasien des Landes.
Im gymnasialen Bereich hat der Philologenverband BW sowohl im Hauptpersonalrat beim Kultusministerium als auch in allen vier Bezirkspersonalräten bei den Regierungspräsidien die Mehrheit und setzt sich dort für die Interessen der rund 27.000 Lehrkräfte an den Gymnasien des Landes ein.