Philologenverband Baden-Württemberg (PhV BW) reagiert empört auf Vorschläge zur Arbeitszeiterhöhung für Gymnasiallehrkräfte

17. Oktober 2016

Seit Kul­tus­min­is­terin Eisen­mann Ende Sep­tem­ber ihre Bere­itschaft zur Stre­ichung von 441 Stellen im Schul­bere­ich zum Schul­jahr 2017/18 erk­lärte, gibt es von allen Seit­en Proteste gegen die Kürzungspläne und auch reich­lich Vorschläge, das für den Kul­tuse­tat geforderte Einspar­vol­u­men von 31,7 Mil­lio­nen Euro zu real­isieren. In den Zeitun­gen wer­den die Spar­vari­anten disku­tiert: Die Ver­ab­schiedung von Wahlver­sprechen, die Anhebung des Klassen­teil­ers, die Erhöhung der Lehrerar­beit­szeit oder der Abbau von Stellen.

In dieser Phase meldete sich auch der frühere Leit­er der Stab­stelle Gemein­schaftss­chule im Kul­tus­min­is­teri­um, Nor­bert Zeller (SPD), zu Wort und plädierte dafür (Süd­west­presse 13. 10. 2016), die Pflicht­stun­den der Gym­nasiallehrkräfte von 25-Wochen-Stun­den an die der Realschul- und Gemein­schaftss­chullehrer (27) anzu­gle­ichen. “Damit wären die Prob­leme im Kul­tuse­tat gelöst. Die Alter­na­tive sind Stel­lenkürzun­gen, das darf im zen­tralen Zukun­fts­feld nicht sein.”

Der Philolo­gen­ver­band Baden-Würt­tem­berg weist diesen Vorschlag empört und als völ­lig indiskutabel zurück, da eine Erhöhung der Arbeit­szeit für gym­nasiale Lehrkräfte sach­lich durch nichts gerecht­fer­tigt und begrün­det ist. In den Jahrzehn­ten seines poli­tis­chen Wirkens hat der SPD-Fron­tkämpfer Zeller offen­sichtlich nicht ver­standen, dass ein Gym­nasiallehrer, der 25 Wochen­stun­den unter­richtet, keineswegs weniger arbeit­et als ein Realschul- oder Gemein­schaftss­chullehrer mit 27 Wochen­stun­den. Alle vor­liegen­den Arbeit­szeitun­ter­suchun­gen ein­schließlich ein­er erst vor kurzem in Nieder­sach­sen durchge­führten Erhe­bung bele­gen, dass die effek­tive Arbeit­szeit gym­nasialer Lehrkräfte trotz der etwas gerin­geren Unter­richtsverpflich­tung pro Woche die ver­gle­ich­sweise höch­ste aller Schu­larten ist. Gym­nasiale Lehrkräfte waren in den let­zten Jahren außer­dem durch immer neue zusät­zliche Auf­gaben und Belas­tun­gen betrof­fen, wie z. B. durch die Kürzung von Anrech­nungsstun­den für beson­dere Auf­gaben und auch für die Hausauf­gaben­be­treu­ung, durch Kürzun­gen bei der Alterser­mäßi­gung und durch eine Erhöhung der Unter­richtsverpflich­tung für Ref­er­en­dare.

An Stelle von Arbeit­szeit­er­höhung oder Stel­len­stre­ichun­gen sind für die gym­nasialen Lehrkräfte vielmehr Ent­las­tun­gen drin­gend erforder­lich und über­fäl­lig. Der PhV BW fordert daher, beispiel­sweise den Klassen­teil­er auch an Gym­nasien von derzeit 30 auf 28 zu senken, und damit dem an Gemein­schaftss­chulen gülti­gen Klassen­teil­er anzu­passen.

Der PhV BW bedauert sehr, dass Kul­tus­min­is­terin Eisen­mann nicht Klarheit schafft bezüglich der ange­blich frei wer­den­den Stellen: Stattdessen berichtete die Süd­west­presse am 14. 10. 2016 erneut, die Min­is­terin habe die Stre­ichung von 441 Stellen vorgeschla­gen, “die rech­ner­isch durch die Senkung der Alterser­mäßi­gung frei wer­den.” Dies hat nicht nur der Philolo­gen­ver­band BW angezweifelt, son­dern auch die SPD, für die ihr bil­dungspoli­tis­ch­er Sprech­er Ste­fan Fulst-Blei laut Stuttgarter Zeitung (7. 10. 2016) fest­stellte, “Kul­tus­min­is­terin Eisen­mann habe offen­sichtlich nicht ver­standen, dass der Effekt aus der Ver­schiebung der Alterser­mäßi­gung bere­its zum ver­gan­genen Schul­jahr der Unter­richtsver­sorgung zuge­flossen ist.”

Der Philolo­gen­ver­band Baden-Würt­tem­berg fordert daher Kul­tus­min­is­terin Susanne Eisen­mann auf, im Inter­esse ein­er gesicherten Unter­richtsver­sorgung Stel­len­stre­ichun­gen abzulehnen, und sich von aben­teuer­lichen Vorschlä­gen zur Arbeit­szeit­er­höhung für Gym­nasiallehrkräfte ein­deutig zu dis­tanzieren.

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An den Gym­nasien des Lan­des Baden-Würt­tem­berg wer­den über 300.000 Schü­lerin­nen und Schüler unter­richtet. Der Philolo­gen­ver­band Baden-Würt­tem­berg e.V. (PhV BW) ver­tritt über 8.700 im Ver­band organ­isierte Lehrerin­nen und Lehrer an den 446 öffentlichen und pri­vat­en Gym­nasien des Lan­des.

Im gym­nasialen Bere­ich hat der Philolo­gen­ver­band BW sowohl im Haupt­per­son­al­rat beim Kul­tus­min­is­teri­um als auch in allen vier Bezirksper­son­al­räten bei den Regierung­sprä­si­di­en die Mehrheit und set­zt sich dort für die Inter­essen der rund 27.000 Lehrkräfte an den Gym­nasien des Lan­des ein.

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