PhV BW zu ersten Abiturprüfungen an Gemeinschaftsschulen (GMS)

23. Juli 2021

* Philolo­gen­ver­band: Wahl­frei­heit zwis­chen G9 und G8 an Gym­nasien statt eines weit­eren Aus­baus von Ober­stufen an Gemein­schaftss­chulen
* PhV-Vor­sitzen­der Ralf Scholl: „Gym­nasiale Ober­stufen an GMS brin­gen keinen Mehrw­ert und wur­den nur auf­grund geschön­ter Bedarf­szahlen einge­führt“
* Forderung nach ein­er wis­senschaftlichen Unter­suchung der Bil­dungsleis­tun­gen der Gemein­schaftss­chulen und einem tragfähi­gen päd­a­gogis­chen Konzept

Der Philolo­gen­ver­band Baden-Würt­tem­berg (PhV BW) grat­uliert den ersten Abi­turi­en­ten an drei Gemein­schaftss­chulen (GMS) im Land zum erfol­gre­ichen Abschluss. Gle­ichzeit­ig erneuert der PhV seine grund­sät­zliche Kri­tik an den GMS-Ober­stufen. Statt eines weit­eren, extrem teuren Aus­baus fordert der Ver­band der gym­nasialen Lehrkräfte die Wahl­frei­heit zwis­chen G8 und G9 für alle Gym­nasien.

„Die Lan­desregierung baut mit den GMS-Ober­stufen eine unnötige und extrem teure Dop­pel­struk­tur auf“, kri­tisiert der PhV-Lan­desvor­sitzende Ralf Scholl.
Die bish­eri­gen Ober­stufen an Gemein­schaftss­chulen seien aus­nahm­s­los auf der Grund­lage geschön­ter Zahlen ein­gerichtet wor­den: In Kon­stanz startete die Gemein­schaftss­chule mit 50 Ober­stufen-Schülern, in Tübin­gen mit 36. Prog­nos­tiziert wur­den vorher 87 bzw. 60 Schüler. Die Min­destschülerzahl für die Ein­rich­tung ein­er GMS-Ober­stufe sind 60 Schüler.
Das Abitur legten in Kon­stanz 44 und in Tübin­gen 30 Schüler ab. „Dieser Schwund von 12 bis 20 % der ges­tarteten Schüler bis zum Abitur ist sehr hoch“, erk­lärt Ralf Scholl, „das ken­nen wir von den Gym­nasien so nicht.“

Erschw­erend komme hinzu, dass viele Schüler der GMS-Ober­stufen ursprünglich von benach­barten Gym­nasien stam­men, von wo sie auf die GMS gewech­selt hät­ten, weil sie sich mit dem achtjähri­gen Gym­na­si­um schw­er­tun – so die Aus­sage der Schullei­t­erin der GMS Tübin­gen-West, Angela Kep­pel-All­gaier, gegenüber der Stuttgarter Zeitung am 20.07.2021.

„Der­art kleine Ober­stufen sind aus­ge­sprochen prob­lema­tisch, da sie für die Schü­lerin­nen und Schüler nur dann eine aus­re­ichende Wahl­frei­heit bei Leis­tungs- und Basiskursen bieten kön­nen, wenn sie sehr eng mit den benach­barten Gym­nasien kooperieren“, erk­lärt der PhV-Lan­desvor­sitzende.

„Wenn diese Ober­stufen ohne­hin nicht allein über­lebens­fähig sind, warum müssen sie dann über­haupt ein­gerichtet wer­den? Auch bei den weit­eren neuen GMS-Ober­stufen sind ähn­lich geringe Schülerzahlen zu erwarten.“

Viel wichtiger und sin­nvoller als die Schaf­fung zusät­zlich­er Ober­stufen an Gemein­schaftss­chulen wäre es aus Sicht von Ralf Scholl, den all­ge­mein­bilden­den Gym­nasien endlich flächen­deck­end eine Wahl­frei­heit zwis­chen G8 und G9 einzuräu­men. „Wann wird die grün-schwarze Lan­desregierung endlich ihr Han­deln daran aus­richt­en, dass ein großer Teil der Eltern und Lehrkräfte sich für ein neun­jähriges Gym­na­si­um ausspricht?“, fragt der PhV-Lan­desvor­sitzende. Die große Nach­frage nach den G9-Gym­nasien zeige sich nicht nur in Umfra­gen, son­dern auch alljährlich bei den Anmelde­v­er­fahren, in denen vielfach Plätze ver­lost und Schüler abgewiesen wer­den müssen. „Es muss endlich für alle Gym­nasien die Möglichkeit geben, sich frei entschei­den zu kön­nen, ob sie ihre Schüler in acht oder in neun Jahren zum Abitur führen wollen – oder ob sie bei­de Züge par­al­lel anbi­eten wollen“, so Ralf Scholl.

Bezüglich der Gemein­schaftss­chulen kri­tisiert der Philolo­gen­ver­band weit­er­hin das Fehlen ein­er wis­senschaftlichen Eval­u­a­tion, die die Bil­dungsleis­tun­gen und Lern­er­folge der Schü­lerin­nen und Schüler an dieser Schu­lart anhand von objek­tiv­en, nachvol­lziehbaren Kri­te­rien analysiert. „Eine solche Unter­suchung ist längst über­fäl­lig und wäre eine wichtige Basis, um zu ermit­teln, wo die extrem teure Schu­lart GMS (Sachkosten­zuschuss pro Schüler 2018 und 2019 an der GMS 1.312 Euro, am Gym­na­si­um 841 Euro bzw. 904 Euro) leis­tungsmäßig über­haupt ste­ht und wie ein tragfähiges päd­a­gogis­ches Konzept für alle GMS-Schüler ausse­hen kön­nte“, erk­lärt der PhV-Lan­desvor­sitzende abschließend.

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An den Gym­nasien des Lan­des Baden-Würt­tem­berg wer­den knapp 300.000 Schü­lerin­nen und Schüler unter­richtet. Der Philolo­gen­ver­band Baden-Würt­tem­berg e.V. (PhV BW) ver­tritt mit über 9.000 im Ver­band organ­isierten Mit­gliedern die Inter­essen der Lehrerin­nen und Lehrer an den 462 öffentlichen und pri­vat­en Gym­nasien des Lan­des.

Im gym­nasialen Bere­ich hat der Philolo­gen­ver­band BW sowohl im Haupt­per­son­al­rat beim Kul­tus­min­is­teri­um als auch in allen vier Bezirksper­son­al­räten bei den Regierung­sprä­si­di­en die Mehrheit und set­zt sich dort für die Inter­essen der ca. 26.500 Lehrkräfte an den Gym­nasien des Lan­des ein.

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