PhV BW zum Präsenzunterricht ohne förmliches Abstandsgebot in den Klassenzimmern

9. März 2021

  • Philolo­gen­ver­band zeigt sich empört über Schulöff­nun­gen für die Klassen 5 und 6 ohne Abstands­ge­bot
  • „Gesund­heitss­chutz von Lehrkräften und Schülern spielt für das Kul­tus­min­is­teri­um offen­bar über­haupt keine Rolle“
  • PhV fordert Wech­selun­ter­richt, wenn Min­destab­stand an Schulen nicht einge­hal­ten wer­den kann

Auf mas­sive Kri­tik des Philolo­gen­ver­bands Baden-Würt­tem­berg (PhV BW) stößt ein Schreiben des Kul­tus­min­is­teri­ums (KM) an die Schulen vom 08.03.2021, wonach für den Präsen­zun­ter­richt in den Abschlussklassen und den Klassen­stufen 5 und 6 kein förm­lich­es Abstands­ge­bot gilt. „Diese Regelung ist unver­ständlich und unver­ant­wortlich“, kri­tisiert der PhV-Lan­desvor­sitzende Ralf Scholl. Ohne ein strik­tes Ein­hal­ten der Abstand­sregelun­gen, die in prak­tisch allen anderen gesellschaftlichen Bere­ichen mit gutem Grund gel­ten, sei zu befürcht­en, dass die Ansteck­ungszahlen bald wieder ansteigen und die Schulen zu Infek­tion­sh­er­den wer­den. „Der Schutz von Lehrkräften und Schülern sowie von deren Fam­i­lien spielt für das Kul­tus­min­is­teri­um offen­bar über­haupt keine Rolle. ‚Schulöff­nun­gen ohne Rück­sicht auf Ver­luste‘ scheint das Mot­to am KM wenige Tage vor der Land­tagswahl zu sein“, so Ralf Scholl.

Den Hin­weis in dem Schreiben des KM, wonach „im Rah­men der per­son­ellen und räum­lichen Ressourcen“ durch die Nutzung größer­er Räume bzw. durch die Aufteilung ein­er Klasse auf zwei Unter­richt­sräume „ein Abstand auch zu und zwis­chen den Schü­lerin­nen und Schülern gewährleis­tet wer­den“ könne, hält der Philolo­gen­ver­band für Augen­wis­cherei: „Die meis­ten Schulen haben nur wenige große Räume. Die große Mehrheit der Abschlussklassen und der Klassen 5 und 6 wer­den in viel zu kleinen Räu­men unter­richtet“, erläutert der PhV-Lan­desvor­sitzende. Und die Ausübung der Auf­sicht­spflicht sowie ein kon­tinuier­lich­er und effek­tiv­er Unter­richt seien bei der Aufteilung ein­er Klasse auf zwei Klassen­z­im­mer schwierig bis gar nicht zu gewährleis­ten.

„Wenn das Abstands­ge­bot an den Schulen bei vollen Klassen­stärken nicht einge­hal­ten wer­den kann, muss es dort einen Wech­sel­be­trieb geben, bei dem nur ein Teil der Klasse an der Schule unter­richtet wird, während die anderen Schüler Übungsphasen zu Hause haben“, fordert Ralf Scholl.

Moniert wer­den vom PhV BW auch die deut­lich ver­schärften Quar­an­täne-Aufla­gen: Wird ein Schüler mit ein­er Coro­na-Muta­tion pos­i­tiv getestet, muss die gesamte Klasse, alle Lehrer und deren Fam­i­lien in eine nicht verkürzbare 14-tägige Quar­an­täne. In den ersten Schulen sind einzelne Kursstufen bere­its in Quar­an­täne. „Das führt ins Quar­an­täne-Chaos“, prophezeit der PhV-Lan­desvor­sitzende.

„Der Philolo­gen­ver­band spricht sich natür­lich nicht gegen eine Rück­kehr in den Präsen­zun­ter­richt aus“, erk­lärt Ralf Scholl, „ist dies doch die beste aller Lern­for­men.“ Jedoch sei dies nur dann ver­ant­wort­bar, wenn alle Maß­nah­men für die Sicher­heit von Schülern und Lehrkräften ergrif­f­en wur­den. „Dazu gehört zwin­gend ein verbindlich­er Min­destab­stand von 1,5 Metern“, so der PhV-Lan­desvor­sitzende.

Kein­er­lei Ver­ständ­nis hat der Ver­band der gym­nasialen Lehrkräfte dafür, dass es ein Jahr nach Beginn der Coro­na-Pan­demie in vie­len Klassen­z­im­mern immer noch keine Raum­luftreiniger gibt, die das Infek­tion­srisiko deut­lich senken wür­den. „Hier find­et zu Las­ten der Gesund­heit immer noch ein Schwarz­er-Peter-Spiel zwis­chen Land und Kom­munen statt, das endlich been­det wer­den muss – zumal diese Geräte auch nach der Coro­na-Pan­demie einen guten Schutz gegen Grippe-Viren bieten und so viele krankheits­be­d­ingte Stun­de­naus­fälle ver­mieden wer­den kön­nten“, so Ralf Scholl.

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An den Gym­nasien des Lan­des Baden-Würt­tem­berg wer­den knapp 300.000 Schü­lerin­nen und Schüler unter­richtet. Der Philolo­gen­ver­band Baden-Würt­tem­berg e.V. (PhV BW) ver­tritt mit über 9.000 im Ver­band organ­isierten Mit­gliedern die Inter­essen der Lehrerin­nen und Lehrer an den 462 öffentlichen und pri­vat­en Gym­nasien des Lan­des.

Im gym­nasialen Bere­ich hat der Philolo­gen­ver­band BW sowohl im Haupt­per­son­al­rat beim Kul­tus­min­is­teri­um als auch in allen vier Bezirksper­son­al­räten bei den Regierung­sprä­si­di­en die Mehrheit und set­zt sich dort für die Inter­essen der ca. 26.500 Lehrkräfte an den Gym­nasien des Lan­des ein.

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