PhV fordert präventive Schulschließungen zur Eindämmung der Corona-Epidemie
11. März 2020
Stuttgart, 11. März 2020
Az. 1911 / 2020-09
Der renommierte Virologe Alexander Kekulé forderte laut Medienberichten schon vor etwa einer Woche mehrwöchige Schulschließungen. Aufgrund der dramatischen Entwicklung der letzten Tage gerade in Baden-Württemberg, wo sich die Anzahl der Corona-Infizierten alle zwei Tage verdoppelt hat, sieht der PhV BW die Sorgen des Virologen bestätigt und fordert zur Vermeidung einer Pandemie die Schließung aller Schulen Baden-Württembergs bis zum 3. April 2020, d. h. bis zu den Osterferien.
Das Coronavirus breitet sich derzeit anscheinend ungebremst und mit einer sehr hohen Ansteckungsrate aus: Die Zahl der Infizierten wächst in Baden-Württemberg derzeit exponentiell mit einer Verdopplung etwa alle zwei Tage. Ein Überblick über die Entwicklung in Baden-Württemberg und den anderen Bundesländern findet sich hier: https://de.wikipedia.org/wiki/COVID-19-Fälle_in_Deutschland#Infektionsfälle_pro_Bundesland. Wenn nicht sofort drastische Maßnahmen zur Eindämmung eingeleitet werden, könnten in drei Wochen in Baden-Württemberg Zehntausende infiziert sein.
Das Kultusministerium (KM) hatte eigentlich klare Vorgaben für den Umgang der Schulen mit der Corona-Situation gemacht, die Entscheidung in Zweifelsfällen aber den Gesundheitsämtern überlassen. Diese handeln nun völlig uneinheitlich, sodass z. B. Schulen, deren Einzugsgebiet mehr als einen Landkreis umfasst, mit unterschiedlichen Anweisungen zweier Gesundheitsämter konfrontiert werden. Außerdem können die Schulen nicht wirksam überprüfen, ob Schüler in den Faschingsferien in Risikogebieten waren – z.B. im Ski-Urlaub in Südtirol. Zudem kamen die entsprechenden Anweisungen des KM erst Tage nach dem Ende der Ferien, da das Robert-Koch-Institut Südtirol erst am 05.03.2020 als Risikogebiet einstufte.
Es muss jetzt mit wirksamen Maßnahmen flächendeckend vorgesorgt werden, um die Infektionsketten zu unterbrechen. Baden-Württembergs Gesundheitsminister Lucha hat bereits angekündigt, die Empfehlung von Bundesgesundheitsminister Spahn umzusetzen und Großveranstaltungen mit mehr als 1.000 Teilnehmern zu untersagen. Der Schulbetrieb an großen Gymnasien entspricht solchen Großveranstaltungen.
Schulschließungen werden mit Härten für alle Beteiligten, also für Schüler, Eltern und Lehrkräfte, verbunden sein. Wir brauchen jetzt aber gesamtgesellschaftliche, solidarische Anstrengungen im Kampf gegen eine Ausbreitung des Virus. Der PhV-Landesvorstand hat deshalb nach einer langen und sehr intensiven Diskussion beschlossen, vom Kultusministerium die umgehende Schließung sämtlicher Schulen in Baden-Württemberg bis zu den Osterferien zu fordern und dies dem Kultusministerium schon gestern Nachmittag mitgeteilt. Der PhV BW hofft, dass diese Maßnahme einen großen Beitrag zur Eindämmung der Krankheitswelle leistet, sodass hoffentlich nach den Osterferien das Abitur in geordneten Bahnen durchgeführt werden kann.
* * *
An den Gymnasien des Landes Baden-Württemberg werden über 300.000 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Der Philologenverband Baden-Württemberg e.V. (PhV BW) vertritt mit rund 9.000 im Verband organisierten Mitgliedern die Interessen der Lehrerinnen und Lehrer an den 462 öffentlichen und privaten Gymnasien des Landes.
Im gymnasialen Bereich hat der Philologenverband BW sowohl im Hauptpersonalrat beim Kultusministerium als auch in allen vier Bezirkspersonalräten bei den Regierungspräsidien die Mehrheit und setzt sich dort für die Interessen der ca. 30.000 Lehrkräfte an den Gymnasien des Landes ein.