Neueste Anmeldezahlen bestätigen großen Bedarf an G9-Zügen
31. März 2014
Neueste Anmeldezahlen bestätigen großen Bedarf an G9-Zügen
Wahlfreiheit zwischen G8 und G9 muss gewährleistet werden
Die Sondererhebung des Kultusministeriums zu den Anmeldungen für die 5. Klassen an den G9-Modellschulen belegt erneut den großen Wunsch von Eltern nach einem neunjährigen Weg zum Abitur für ihre Kinder am allgemein bildenden Gymnasium. Der Anteil der Anmeldungen für einen G9-Zug an den 44 Modellschulen ist nochmals angewachsen von 90 Prozent auf diesmal 92 Prozent, so dass abzusehen ist, dass wieder einige Standorte komplett auf G9 umstellen werden.
Angesichts des klaren bundesweiten Trends zu einer Rückkehr zu G9 verwundert die Entwicklung in Baden-Württemberg nicht. Für Bayern und Baden-Württemberg zeigt sich, dass sich die damaligen G8-Begründungen Stoibers und Schavans für die Streichung eines kompletten Schuljahres als nicht tragfähig erwiesen haben. In Bayern erörtern derzeit Ministerpräsident und Kultusminister zusammen mit dem Philologenverband die Ausgestaltung eines 9jährigen Gymnasiums, zu dem man zurückkehren möchte.
In Baden-Württemberg gilt das grün-rote Postulat einer “Politik des Gehörtwerdens” offenbar nur dann, wenn Volkes Stimme mit den eigenen politischen Vorstellungen übereinstimmt. Trifft dies nicht zu, d.h. will eine übergroße Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger etwas anderes als die Landesregierung — und sei es genau das, was die Regierenden in den eigenen Koalitionsvertrag geschrieben haben — scheinen sich politische Taubheitserscheinungen einzustellen.
So wurde erst kurz vor den neuen Anmeldungen verlautbart, man wolle bis 2016 an der Deckelung des G9-Schulversuchs auf 44 Modellschulen festhalten. Warum man das will, hat Kultusminister Andreas Stoch im August 2013 deutlich benannt, indem er erklärte, man könne das G9-Gymnasium als natürlichen Feind der Gemeinschaftsschule bezeichnen. Ungeachtet der Frage, warum SPD-Fraktionsvorsitzender Schmiedel dies anders zu sehen scheint, es also auch innerhalb der SPD keine einheitliche Position zu geben scheint, befürchten Landesregierung und Kultusministerium angesichts ihrer schulstrukturpolitischen Ambitionen zurecht, dass die Eltern gymnasial begabter Schüler ihre Kinder nicht auf die Gemeinschaftsschule, sondern angesichts seiner hohen Qualität auf ein Gymnasium schicken wollen.
Der Philologenverband Baden-Württemberg fordert die flächendeckende Wahlfreiheit zwischen G8 und G9. Die Einführung von G9-Gymnasien bzw. G9-Zügen muss mit einem qualitativen gymnasialen Mehrwert verbunden sein, der das ausgewiesen hohe baden-württembergische Niveau gymnasialer Bildung und damit unser Abiturniveau sichert. “Und natürlich dürfte die Landesregierung ein solches Gymnasium nicht durch eine restriktive Ressourcensteuerungspolitik erodieren, sondern müsste selbstverständlich die zur Sicherung des Mehrwerts erforderlichen Mehrkosten bereitstellen. Die betroffenen Eltern sowie Schülerinnen und Schüler würden es ihr danken”, so der Vorsitzende des Philologenverbands Baden-Württemberg, Bernd Saur, abschließend.
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An den Gymnasien des Landes Baden-Württemberg werden über 300.000 Schülerinnen und Schüler unterrichtet.
Der Philologenverband Baden-Württemberg e.V. (PhV BW) vertritt über 8.200 im Verband organisierte Lehrerinnen und Lehrer an den 446 öffentlichen und privaten Gymnasien des Landes.
Im gymnasialen Bereich hat der Philologenverband BW sowohl im Hauptpersonalrat beim Kultusministerium als auch in allen vier Bezirkspersonalräten bei den Regierungspräsidien die Mehrheit und setzt sich dort für die Interessen der rund 27.000 Lehrkräfte an den Gymnasien des Landes ein.
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Bild des PhV BW-Vorsitzenden Bernd Saur