Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse entlarven die Kernelemente der Gemeinschaftsschulphilosophie als falsch!

16. Januar 2013

16.01.2013 / 1811 — 04–13

Zumel­dung des Philolo­gen­ver­ban­des Baden-Würt­tem­berg (PhV BW) zur Pressemit­teilung Nr. 5 des Kul­tus­min­is­teri­ums vom 17. Jan­u­ar 2013:

  • Auch der PhV BW wün­scht Bad Saul­gau ein gutes Ergeb­nis beim Volk­sentscheid am Son­ntag!
  • Aber der PhV BW weist falsche Behaup­tun­gen von Staatssekretär Dr. Frank Men­trup im Kul­tus­min­is­teri­um zurück!
  • Tat­sache ist: Neueste wis­senschaftliche Erken­nt­nisse ent­lar­ven die Ker­nele­mente der Gemein­schaftss­chul­philoso­phie als falsch!

In sein­er Pressemit­teilung ver­sucht das Kul­tus­min­is­teri­um auch in let­zter Minute noch, das Ergeb­nis des Volk­sentschei­ds in Bad Saul­gau zu bee­in­flussen. Dieses Bemühen an sich wäre nicht zu bean­standen, wenn es nicht mit offen­sichtlich falschen Behaup­tun­gen vor­ge­tra­gen würde. Der Philolo­gen­ver­band Baden-Würt­tem­berg muss lei­der fest­stellen, dass sich Staatssekretär Dr. Frank Men­trup mit ein­er von ihm nicht gekan­nten wenig sach­lichen und vor allem nicht fundierten Argu­men­ta­tion zum The­ma Gemein­schaftss­chule äußert. “Will sich Frank Men­trup jet­zt mit solch plumper ide­ol­o­gis­ch­er Schwarz-Weiß-Malerei aus dem Kul­tus­min­is­teri­um ver­ab­schieden?” fragt Bernd Saur, Vor­sitzen­der des PhV BW.

Staatssekretär Dr. Men­trup behauptet, alle großen inter­na­tionalen Ver­gle­ichsstu­di­en hät­ten ergeben, dass die Päd­a­gogik der Gemein­schaftss­chulen bessere Leis­tun­gen erbringe als das tra­di­tionell gegliederte Schul­sys­tem. Das Gegen­teil ist der Fall. Dem Kul­tus-Staatssekretär sind offen­sichtlich die neuesten und derzeit weltweit disku­tierten Erken­nt­nisse gar nicht bekan­nt. So ent­larvt die auf ein­er riesi­gen Daten­ba­sis beruhende Studie von John Hat­tie die Ker­nele­mente der Gemein­schaftss­chul­philoso­phie als falsch.

In einem bemerkenswerten Essay mit dem Titel “Päd­a­gogis­che Roman­tik” (Die WELT vom 27.Dezember 2012) schreibt Rain­er Wern­er über Hat­tie: “Dabei kam er zu dem Resul­tat, dass Schüler dann am besten ler­nen, wenn die Lehrkraft eine aktive Rolle spielt. Hat­tie plädiert für ‘lehrerbe­zo­gene Maß­nah­men’ statt für struk­turbe­zo­gene Refor­men. Die modis­che Indi­vid­u­al­isierung kommt in sein­er Liste der wirk­mächti­gen Lehrfor­men nicht vor.” Er weist desweit­eren darauf hin, “dass das Pisa-Siegerland Finn­land seine her­vor­ra­gen­den Ergeb­nisse vor allem dem vir­tu­os betriebe­nen Frontalun­ter­richt ver­dankt.” Das Von- und Miteinan­der-Ler­nen fände in het­ero­ge­nen Lern­grup­pen so gut wie gar nicht statt, und das indi­vid­u­al­isierte Ler­nen erweise “sich als isoliertes, let­ztlich unsoziales Ler­nen.” Bei anfangs schon guten Schülern sei der Lernzuwachs am größten, die Erwartun­gen für Kinder aus bil­dungs­fer­nen Schicht­en erwiesen sich als nicht erfüll­bar. Die gepriesene Indi­vid­u­al­isierung des Unter­richts sei nur eine Schimäre. In der Frank­furter All­ge­meinen Zeitung vom 15. Dezem­ber 2012 wird berichtet, dass es empirisch nachgewiesen sei, dass ein sin­nvoller Meth­o­d­en­mix mit ein­er aus­geprägten Lehrers­teuerung den propagierten Prinzip­i­en Selb­stlern­prozesse, Part­ner­ar­beit, Selb­stkon­trolle und ein­er fast über­flüs­si­gen Lehrper­son (in Baden-Würt­tem­berg Lern­be­gleit­er genan­nt) ein­deutig über­legen sei.

Haben Herr Men­trup und mit ihm die gesamte Führungs­man­nschaft des Kul­tus- min­is­teri­ums zur Ken­nt­nis genom­men, dass an der Frat­ton-Schule in Roman­shorn 40 Prozent das Abitur nicht bestanden haben (nota bene bei 21.700 Franken Schul­geld pro Jahr)? Macht es sie nicht nach­den­klich, dass der Betreiber der­jeni­gen Pri­vatschule, an der sie die kün­fti­gen Gemein­schaftss­chullern­be­gleit­er aus­bilden lassen, sich durch eine desas­tröse Leis­tung eine sein­er Schulen die Untauglichkeit sein­er Selb­stlern­prozesse selb­st doku­men­tiert hat?

Die Lebenser­fahrung lehrt: das Ver­drän­gen von Real­itäten geht nicht lange gut.

Der Philolo­gen­ver­band Baden-Würt­tem­berg hofft, dass sich am kom­menden Son­ntag beim Entscheid in Bad Saul­gau die sach­lich gut informierten Bürg­erin­nen und Bürg­er durch­set­zen wer­den.

* * *

An den Gym­nasien des Lan­des Baden-Würt­tem­berg wer­den über 300.000 Schü­lerin­nen und Schüler unter­richtet.

Der Philolo­gen­ver­band Baden-Würt­tem­berg e.V. (PhV BW) ver­tritt rund 8.000 im Ver­band organ­isierte Lehrerin­nen und Lehrer an den 446 öffentlichen und pri­vat­en Gym­nasien des Lan­des.

Im gym­nasialen Bere­ich hat der Philolo­gen­ver­band BW sowohl im Haupt­per­son­al­rat beim Kul­tus­min­is­teri­um als auch in allen vier Bezirksper­son­al­räten bei den Regierung­sprä­si­di­en die Mehrheit und set­zt sich dort für die Inter­essen der rund 27.000 Lehrkräfte an den Gym­nasien des Lan­des ein.

www.phv-bw.de

Down­loads:
Pressemit­teilung als PDF-Doku­ment
Bild des PhV BW-Vor­sitzen­den Bernd Saur

 

 

 

 

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