“Einheitsschule für alle” zerschlägt das Gymnasium!
14. März 2011
Pressemitteilung des PhV BW
14.03.2011 / 1811 — 02–11
Philologenverband Baden-Württemberg (PhV BW) zur Landtagswahl:
Achtung Falle: “Gerechtigkeit” für Leichtgläubige
“Einheitsschule für alle” zerschlägt das Gymnasium!
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Philologenverband sieht im differenzierten Schulsystem die bestmögliche an Begabungs- und Leistungspotenzialen des Kindes ausgerichtete Förderung
“Es passt in die antiquierte Schublade ewig gestriger Bildungsideologen, vor der Landtagswahl den Wählern zu suggerieren, dass mit einer grundlegenden Veränderung des erfolgreichen Bildungssystems in Baden-Württemberg, mit Forderungen nach “Einer Schule für alle” mehr Bildungsgerechtigkeit und bessere Bildungsergebnisse für alle erreichbar seien”, so der Landesvorsitzende des Philologenverbandes Baden-Württemberg (PhV BW), Bernd Saur, mit dem Hinweis: “Dabei scheuen Einheitsschulaktivisten nicht davor zurück, wissenschaftliche Erkenntnisse und Studien über Schülerleistungen zu ignorieren und mit empirisch nicht belegbaren Argumenten eines der erfolgreichsten Schulsysteme überhaupt als ungerecht und selektierend darzustellen.”
Saur warnt vor Schulexperimenten auf dem Rücken der Kinder: “Obwohl Bundesländer mit einem differenzierten gegliederten Schulsystem, wie zum Beispiel Bayern und Baden-Württemberg, sowohl bei den PISA-Studien als auch im innerdeutschen Ländervergleich besser abschneiden als Länder mit Gesamtschulstrukturen, werden unter dem Vorwand einer angeblich besseren Bildungsgerechtigkeit abstruse, bildungsromantische Forderungen nach einem längeren gemeinsamen Lernen erhoben.” Saur stellt zugleich fest, dass eine Reduktion des schulischen Angebots auf nur eine Schule einer Entmündigung der Eltern gleichkäme. “Wir wollen nicht, dass unser Gymnasium, das der Präsident des Deutschen Lehrerverbands als eine der erfolgreichsten Schularten der Welt bezeichnet, von Einheitsschulaktivisten zerschlagen wird”, so der PhV-Landesvorsitzende.
In einem Einheitsschulsystem bliebe vom Gymnasium lediglich ein zweijähriger Oberstufenrumpf übrig, der den Anforderungen eines höheren Bildungsabschlusses mit Zugangsberechtigung für ein anspruchsvolles Universitätsstudium nicht mehr gerecht werden würde. Aus G8 würde G2 werden. Die Folge wäre ein ungerechtes Bildungssystem, das Kinder aus finanziell besser gestellten Elternhäusern auf kostenpflichtige Privatschulen ausweichen lasse, was Kindern aus sozial schlechter gestellten Familien verwehrt bliebe.
Falsch ist nach Auffassung des Verbandes auch die in die Schulstrukturdebatte eingebrachte Behauptung, skandinavische Länder hätten auf schulischem Gebiet Vorbildcharakter. Fakt ist: Dänemark und Norwegen liegen beispielsweise deutlich hinter Deutschland und selbst Schweden schneidet seit PISA 2006 deutlich schlechter ab als Deutschland, das vor den Gesamtschulländern Schweden (acht Plätze) und vor Dänemark (zehn Plätze) liegt. Saur: “Ich warne im Zusammenhang mit dem PISA-Siegerland Finnland davor, Äpfel mit Birnen zu vergleichen. In Finnland gibt es ganz andere Rahmenbedingungen wie z.B. kleinere Klassen und 2 Lehrer pro Klasse, was eine ganz andere individuelle Betreuung möglich macht. Doch was nützt den finnischen Schülern ihre Spitzenstellung bei PISA, wenn sie anschließend keinen Arbeitsplatz finden? Die Jugendarbeitslosigkeit in Finnland liegt bei 23,5 Prozent, in Baden-Württemberg hingegen bei nur 3,1 Prozent, der niedrigste Wert in ganz Deutschland.”
Auch Behauptungen, eine verlängerte Grundschulzeit sei sinnvoll, bezeichnet Saur als “falsch”. Fakt ist, dass deutsche Länder mit längerer gemeinsamer Schulzeit wie Berlin und Brandenburg mit einer sechsjährigen Grundschule zu den PISA-Verlierern gehören.
Wer behaupte, das Bildungssystem sei ungerecht, der sollte auch wissen, dass es in Baden-Württemberg neben dem erfolgreichen Gymnasium, das im bundesweiten Vergleich seiner Schüler an der Spitze steht, eine ganze Palette von Wegen zur Erlangung einer Studierberechtigung gibt.
“Eine Note zwei hat offenbar nicht überall dieselbe Wertigkeit.” Man kann zwar populistisch fordern, a l l e Kinder müssten aufs Gymnasium, doch wenn die Noten eines Abiturzeugnisses keine verlässlichen Aussagen mehr über die Studierfähigkeit zulassen, dann verfehlt eine solche Forderung ihr Ziel. “Dann steht das Abitur auf einem Papier, das sich als Luftnummer erweist”, so Saur mit dem Hinweis, dass sich Deutschland keine Rückwärtsrolle in der Bildung leisten kann.
“Wir wollen nicht, dass schwächere Schüler in einer von SPD, Grünen und Linken angestrebten Einheitsschule ständig überfordert und frustriert sind, während sich leistungsstärkere Schüler aufgrund ihrer Unterforderung langweilen. Wir wollen keine riskanten Experimente auf dem Rücken der Schüler! Wir setzen uns deshalb für den Erhalt und die Weiterentwicklung unseres bewährten differenzierten vielgliedrigen Schulwesens in Baden-Württemberg ebenso ein wie für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Lehrkräfte, deren Deputate gesenkt werden müssen, damit genügend Zeit für die dringend erforderliche Hinwendung zum einzelnen Schüler bleibt”, so Bernd Saur, der mit Blick auf die bevorstehende Landtagswahl feststellt:
“Es geht um die Zukunftschancen unserer Kinder
und um die Zukunft unseres prosperierenden Bundeslandes.
Mit einer Abwahl des Gymnasiums kann beides gewiss nicht gesichert werden.”
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Bild des PhV BW-Vorsitzenden Bernd Saur