Nachhilfe für Schüler ist manchmal sinnvoll, sollte aber kein Dauerzustand sein
29. Januar 2010
29.01.2010 / 1811 — 06–10
Philologenverband Baden-Württemberg (PhV BW) zur Bertelsmann-Studie über Nachhilfe:
Nachhilfe für Schüler ist manchmal sinnvoll, sollte aber kein Dauerzustand sein
“Professionelle Nachhilfe für Schüler kann vorübergehend in Fällen längerer Krankheit mit Unterrichtsversäumnissen und für Kinder mit schließbaren Lücken durchaus sinnvoll sein, doch sollte sie nicht zur Dauereinrichtung werden”, so der Landesvorsitzende des Philologenverbandes Baden-Württemberg, Bernd Saur. Nach Auffassung des Philologenverbandes sollten insbesondere Grundschuleltern ihre Kinder nicht mit überzogenen und nicht erfüllbaren Leistungserwartungen überfordern. “Nicht für jedes Kind ist das Gymnasium die richtige Schulart”, so Saur mit dem Hinweis, dass es außer dem Gymnasium weitere schulische Bildungswege gibt, die dem unterschiedlichen Begabungspotenzial und dem Leistungsvermögen eines Kindes gerecht werden. Wenn ein Schüler der weiterführenden Schule dauernd Nachhilfe benötigt, dann müsse die Frage erlaubt sein, ob für ihn die richtige Schulwahl getroffen wurde.
Der Philologenverband befürchtet, dass manche Eltern auch durch das ständige Schlechtreden der Hauptschule und der Werkrealschule verunsichert seien und sich für zusätzliche zeit- und finanzaufwändige Nachhilfeförderung ihrer Kinder entschieden. Oft fehle seitens der Eltern auch die Bereitschaft oder die Zeit, um beispielsweise Hausaufgaben und Übungsphasen zu begleiten und einen übermäßigen Medienkonsum des Kindes zu kontrollieren und zu begrenzen. Wenn die Autoren der Studie auch das deutsche Schulsystem für den hohen Bedarf an Nachhilfe mit verantwortlich machen und dabei auf angeblich bessere Schulsysteme anderer Länder verweisen, dann müsse, so Verbandschef Saur, auch ein Blick auf die Qualität und Aussagekraft der Schulabschlüsse anderer Länder geworfen werden.
Für den Philologenverband steht fest: Gute Bildung darf nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen. Saur: “Kleine Klassen, eine ausreichende Lehrerreserve für Krankheitsvertretungen, gut organisierte Hausaufgabenbetreuung an den Schulen und ein gutes Schulklima sind die besten Voraussetzungen, um vorhandene und nicht genutzte Begabungsreserven eines Kindes bestmöglich zu fördern, sodass auf Nachhilfe verzichtet werden kann.”
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Bild des PhV BW-Vorsitzenden Bernd Saur