Öffentlich-rechtliche Medien und Privatsender müssen mit guten Programmen Erziehungsarbeit unterstützen
12. April 2005
12.4.2005 / 1811 — 08–05
Philologenverband Baden-Württemberg:
Öffentlich-rechtliche Medien und Privatsender müssen mit guten Programmen Erziehungsarbeit unterstützen
- Gegen schlechte Fernsehprogramme und Videos sind Elternhaus und Schule machtlos
- Grundlagen für das gutes Sozialverhalten und erfolgreiches Lernen müssen im Elternhaus gelegt werden
„Immer häufiger stellen auch an den Gymnasien Lehrerinnen und Lehrer fest, dass Kinder und Jugendliche zu Selbstbezogenheit und introvertiertem bis hin zu aggressivem Verhalten neigen und die einfachsten Verhaltens- und Kommunikationsregeln für einen positiven Umgang mit Gleichaltrigen und Erwachsenen nicht beherrschen. Die Vielfalt an Reizen, von denen junge Menschen durch Medien und Unterhaltungselektronik umgeben sind, sind nicht geeignet, das Lernklima in unseren Schulen zu verbessern“, so Karl-Heinz Wurster, der Landesvorsitzende des Philologenverbandes Baden-Württemberg (PhV), Interessenverband der Lehrerinnen und Lehrer an Gymnasien.
Werte- und Benimm-Vermittlung in Familien und an den Schulen ist nur dann erfolgreich, wenn diese durch eine in größerem Rahmen erfolgende Aufklärungskampagne und mit starker Unterstützung der Medien begleitet wird, so der PhV-Landesvorsitzende Wurster, der einen dringenden Appell an die für die Auswahl und Gestaltung von Programmen zuständigen Rundfunk- und Fernsehanstalten richtet, die Erziehungsarbeit der Elternhäuser und Schulen mit der Ausstrahlung gut ausgewählter, vorbildhaft wirkender Programme aktiv zu unterstützen. Alle an der Erziehung Beteiligten müssten in einer Zeit zunehmender gesellschaftlicher Desorientierung in Erziehungsfragen ihre Aufgaben „sehr ernst“ nehmen, sagte Wurster und rief dazu auf, die familiären Möglichkeiten auf diesem Gebiet durch die grundlegende Vermittlung von Werten und Normen stärker und bewusster wahrzunehmen. Basis für Lernerfolge sei eine den Ansprüchen eines Kindes gerecht werdende erziehende Begleitung der Eltern und gute Vorbilder in der Gesellschaft.
Von den Eltern fordert Wurster mehr Mut zur Erziehung und die Vermittlung einer positiven Einstellung zur Bildung und zu den Bildungsvorgaben. Statt für schulische Misserfolge pauschal die Schuld bei Schulen und Lehrern zu suchen, sollte auch in Elternhäusern nach Ursachen geforscht und an der Beseitigung negativer Einflüsse gearbeitet werden. Ohne gegenseitige Rücksichtnahme, Verantwortungsbereitschaft, Akzeptanz von Normen und die gelernte Fähigkeit, sich problemlos in eine Gemeinschaft einzufügen, haben selbst wissenschaftlich erprobte Unterrichtsmethoden wenig Aussicht auf Erfolg.
Ohne Anerkennung der Lehrer und ihre Arbeit, ohne Wertschätzung von Bildung und Bildungsprozessen, ohne unterstützende Verbundenheit mit der Schule – insbesondere im Hinblick auf die Bildungs- und Erziehungsziele – „wird es bei den Lernerfolgen keinen Durchbruch geben, selbst wenn der Unterricht sehr gut vorbereitet und mit bewährten und neuen Unterrichtsmethoden gestaltet wird“, prognostiziert Wurster. Wesentliche Grundpfeiler elterlicher Erziehungsarbeit seien u.a. auch die Fähigkeit zur Selbstdisziplin und der Verzicht auf „grenzenlose Selbstverwirklichung“. Das gelte nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene. Denn: „Eltern und Erwachsene sind für Kinder die ersten Lehrerinnen und Lehrer. Sie sollten auch Vorbilder sein, an denen sich Heranwachsende orientieren und von denen sie lernen können. Hierbei können auch die Medien durch eine erziehend wirkende Programmauswahl einen wesentlichen Beitrag leisten“, so Wurster abschließend.