G9-Züge am Gymnasium: Jetzt sollen es nur noch Versuche sein?

22. September 2011

22.09.2011 / 1811 — 11–11

Zumel­dung zur Pressemit­teilung Nr. 110/2011 des Kul­tus­min­is­teri­ums “Neue Vorhaben an Schulen” vom 19. Sep­tem­ber 2011

G9-Züge am Gym­na­si­um:         

Jet­zt sollen es nur noch Ver­suche sein?

Die Grü­nen pfeifen das SPD-geführte Kul­tus­min­is­teri­um zurück                

Förderung der Gemein­schaftss­chule durch Schwächung des Gym­na­si­ums?

Philolo­gen­ver­band warnt vor ein­er durch­sichti­gen und zum Scheit­ern verurteil­ten Strate­gie. Denn: die Men­schen wollen das Gym­na­si­um!

„Wir hat­ten mit Span­nung die angekündigte Entschei­dung der Lan­desregierung darüber erwartet, welch­er der etwa zehn ver­schiede­nen und von Experten in der Som­mer­pause disku­tierten Vorschläge zur Aus­gestal­tung eines neun­jähri­gen Gym­na­si­ums denn nun umge­set­zt wer­den solle. Nun zeigt sich, dass von den — auch vor der Wahl — gemacht­en voll­mundi­gen Ankündi­gun­gen nicht viel übrig bleibt“ so der Vor­sitzende des Philolo­gen­ver­bands Baden-Würt­tem­berg, Bernd Saur, zu den neuesten Ver­laut­barun­gen aus dem Kul­tus­min­is­teri­um.

Anstatt neun­jährige Züge als reg­uläre Schul­form einzuführen, sollen nun­mehr nur noch Schul­ver­suche ein­gerichtet wer­den, wobei in den Ver­laut­barun­gen die avisierte Zahl der Ver­suchss­chulen zwis­chen 44 und 120 schwankt!  Für die Grü­nen kön­nen es gar nicht wenig genug sein! Sie sind generell gegen die Zulas­sung der G8/G9 — Par­al­lelität. Auch wer­den keine Angaben zu den Rah­menbe­din­gun­gen gemacht: „30 Schüler in den Gym­nasialk­lassen und 20 in denen der Gemein­schaftss­chule — so dürfte die Strate­gie der­er ausse­hen, die Chan­cen­gerechtigkeit zur Kern­botschaft ihrer Poli­tik erko­ren haben“  befürchtet der PhV-Lan­desvor­sitzende.

In der jahre­lan­gen Diskus­sion um die Belas­tun­gen im G8 wurde seit­ens der früheren SPD-Oppo­si­tion im Schul­ter­schluss mit dem Lan­desel­tern­beirat immer laut­stark die Wiedere­in­führung von G9-Zügen gefordert. Jet­zt, da man an der Macht ist, scheint dies auf ein­mal nicht mehr so wichtig zu sein. Wenn die Regierung den Mut hätte, ein flächen­deck­endes, d.h. wohnort­na­h­es Ange­bot an G9-Zügen einzuricht­en, wäre dies eine Option für all diejeni­gen Schü­lerin­nen und Schüler, die ein­fach etwas mehr Zeit bis zum Abitur brauchen. Dann wäre auch die angekündigte Niveauab­senkung beim G8 unnötig, denn es war immer klar, dass  ein bes­timmter Prozentsatz der Gym­nasi­astin­nen und Gym­nasi­as­ten das G8 bewälti­gen kann.

Die beab­sichtigte Erprobung ver­schieden­er Dehnungsmod­elle, d.h. die Klärung der Frage, welche Klassen­stufen des G8 vor­rangig gedehnt wer­den sollen, um ein zusät­zlich­es, eben 9. Schul­jahr, zu gewin­nen, ist völ­lig unnötig. Experten und Schul­prak­tik­er sind sich — zusam­men mit dem Lan­desin­sti­tut für Schu­len­twick­lung — einig, dass auf­grund der Erfahrun­gen mit dem G8 nur eine Entschle­u­ni­gung der gesamten Sekun­darstufe 1 (von Klasse 5 bis 10) mit Schw­er­punkt Mit­tel­stufe in Frage kom­men kann. Eine Dehnung nur der bei­den Ein­gangsklassen, wom­it offen­sichtlich das Kul­tus­min­is­teri­um liebäugelt, wiederum aus leicht durch­schaubaren Grün­den, ist nicht sachgerecht und daher völ­lig inakzept­abel.

Zum wieder­holten Mal fordert der Philolo­gen­ver­band die Kul­tus­min­is­terin auf, zu erk­lären, nach welchen Kri­te­rien die Schulleitun­gen der Gym­nasien Auf­nahme bzw. Abweisung von Schü­lerin­nen und  Schülern im kom­menden Schul­jahr vornehmen sollen, wenn auf­grund des Weg­falls der Verbindlichkeit bei der Grund­schulempfehlung möglicher­weise deut­lich mehr Kinder auf das Gym­na­si­um drän­gen wer­den. Die Gym­nasien sind räum­lich und per­son­ell begren­zt aus­ges­tat­tet. „Man kann nicht nur — ver­meintlich pub­likum­swirk­sam — an ein­er Stellschraube im Sys­tem drehen, ohne die dadurch aus­gelösten Fol­ge­fra­gen zu beant­worten. Eltern und Kul­tus­min­is­teri­um muss klar sein, dass die Freiga­be des Eltern­wil­lens beim Über­tritt in die weit­er­führende Schu­lart nicht dazu führen darf, dass Kinder über­fordert wer­den, indem — aus welchen Grün­den auch immer — der Besuch des Gym­na­si­ums erzwun­gen wird, ohne dass das hier­für erforder­liche Maß an Leis­tungs­fähigkeit und ‑bere­itschaft vorhan­den ist“, so Bernd Saur abschließend.

www.phv-bw.de

Down­loads:
Pressemit­teilung als Word-Doku­ment
Bild des PhV BW-Vor­sitzen­den Bernd Saur

 

 

 

 

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