Philologenverband Baden-Württemberg (PhV BW) meldet dramatisch hohe Überstundenzahlen und Unterrichtsausfall
19. Oktober 2011
19.10.2011 / 1811 — 13–11
Philologenverband Baden-Württemberg (PhV BW) meldet dramatisch hohe Überstundenzahlen und Unterrichtsausfall
30.000 Überstunden pro Woche leisten Lehrkräfte an Gymnasien
1.700 Unterrichtsstunden fallen jede Woche im Pflichtbereich aus
Meldungen aus den Gymnasien des Landes haben bestätigt, dass die Zahl der Überstunden zu Beginn des Schuljahres 2011/2012 im Vergleich zum Vorjahr erneut massiv angestiegen ist.
“Nur durch massiven Überstundeneinsatz ist an den Gymnasien des Landes der Pflichtunterricht abzudecken.” sagt PhV-Vorsitzender Bernd Saur. “Die Beteuerungen der Kultusministerin, die Unterrichtsversorgung an den Gymnasien des Landes sei gesichert, werden durch Rückmeldungen aus den Gymnasien des Landes widerlegt.”
Seit Jahren wächst die Überstundenbugwelle bei den gymnasialen Lehrkräften an, jetzt nochmals um fast 10.000 Wochenstunden (44 Prozent) auf rund 30.000 Stunden, und gleichzeitig fallen rund 1.700 Unterrichtsstunden jede Woche im Pflichtbereich aus, insbesondere in den Fächern Bildende Kunst und Sport.
“Diese Zahlen sprechen eine deutliche Sprache und belegen, wie eng die personelle Situation im gymnasialen Bereich ist.”, betont Bernd Saur. Durchschnittlich werden an den Gymnasien des Landes jeweils über 70 Überstunden in der Woche geleistet, wobei gleichzeitig noch vier Stunden des Pflichtunterrichts ausfallen.
Um die Überstundenbugwelle abzubauen und auch den Pflichtunterricht ohne Unterrichtsausfall zu gewährleisten, würden pro Gymnasium etwa drei weitere Vollzeitlehrkräfte benötigt. Dies bedeutet, dass zur Abdeckung der Unterrichtsversorgung an den Gymnasien z. Zt. rund 1250 Lehrerstellen im Land gebraucht werden. PhV-Chef Saur sieht die Versorgung der Gymnasien durchaus gefährdet. Er warnt die Kultusministerin davor, “alle Ressourcen in die Einführung der Gemeinschaftsschule zu stecken und dadurch die Gymnasien zu vernachlässigen”.
Seit Jahren tragen gerade die Lehrkräfte an Gymnasien durch außerordentliche Sonderopfer zur Sanierung des Landeshaushalts bei. Die Überstundendenbugwelle bedeutet ein zinsloses Darlehen von über 60 Millionen Euro an das Land.
Durch mehrfache Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung, durch Einschnitte bei der Altersermäßigung, durch immer neue zusätzliche Aufgaben und schließlich durch umfangreiche Überstunden ist die Arbeitsbelastung der Gymnasiallehrer immer weiter angestiegen. Ein klares Konzept zum Abbau der Überstundenbugwelle ist längst überfällig. Die Überlastung der gymnasialen Lehrkräfte hat inzwischen eine unverantwortliche und skandalöse Dimension angenommen.
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Bild des PhV BW-Vorsitzenden Bernd Saur