Was “sexuelle Vielfalt” auch bedeuten kann!

22. Oktober 2014

 

Bernd Saur, Vor­sitzen­der des PhV BW, nimmt Stel­lung zu den hefti­gen Reak­tio­nen von Kul­tus­min­is­ter Stoch und den baden-würt­tem­ber­gis­chen Regierungsparteien auf einen falsch inter­pretierten FOCUS-Artikel

Der aufmerk­same Leser des FOCUS-Kom­men­tars kon­nte fest­stellen, dass die darin geäußerte Kri­tik wed­er direkt auf die baden-würt­tem­ber­gis­chen Bil­dungspläne noch auf die der Kul­tus­min­is­te­rien in Nor­drhein-West­falen oder Nieder­sach­sen zielte, son­dern auf Vorstel­lun­gen und Bestre­bun­gen bes­timmter Sex­u­alpäd­a­gogen, die in der Ein­leitung des Kom­men­tars aus­führlich dargestellt wer­den.

Durch die Lek­türe zweier Artikel (Quel­lenangabe unten) über die soge­nan­nte dekon­struk­tivis­tis­che, neoe­manzi­pa­torische Sex­u­alpäd­a­gogik wachgerüt­telt, wollte ich war­nend darauf hin­weisen, dass unter dem Deck­man­tel der Vielfalt von den Ver­fechtern dieser Päd­a­gogik das ver­standen wird, was ich beschreibe.

Die in diesem Zusam­men­hang aufgezählten Beispiele, die mich selb­st natür­lich nicht weniger schock­ieren als viele Kom­men­ta­toren, entstam­men nicht etwa mein­er Phan­tasie, son­dern find­en sich in dem Buch “Sex­u­alpäd­a­gogik der Vielfalt” von Elis­a­beth Tuider (Uni­ver­sität Kas­sel), das als Stan­dard­w­erk gilt und laut Chris­t­ian Weber von großen sex­u­al­wis­senschaftlichen Insti­tu­tio­nen emp­fohlen wird. Es emp­fiehlt diverse prak­tis­che Übun­gen, die in Work­shops mit Kindern und Jugendlichen genutzt wer­den kön­nen, und eine Wandzeitung, auf welche Schüler “auch schein­bar Ekliges, Per­vers­es und Ver­botenes” schreiben sollen. Dies hat einen Vere­in gegen sex­uellen Miss­brauch und laut Antje Schmelch­er auch einen Staat­san­walt auf den Plan gerufen. Als Meth­ode sollen die “Ver­wirrung” und die “Verunein­deu­ti­gung” bezüglich der eige­nen sex­uellen Iden­tität angewen­det wer­den.

Als weit­er­er Vor­denker dieser Sex­u­alpäd­a­gogik gilt der Kiel­er Päd­a­gogikpro­fes­sor Uwe Siel­ert, der als Mit­be­grün­der und Geschäfts­führer der “Gesellschaft für Sex­u­alpäd­a­gogik” im Rah­men sein­er Gen­der-Sex­u­alpäd­a­gogik drei Leben­sum­stände “ent­nat­u­ral­isieren” möchte: die Kern­fam­i­lie, die Het­ero­sex­u­al­ität und die Gen­er­a­tiv­ität (die Alters­gren­ze zwis­chen den Gen­er­a­tio­nen). Er zählt zu den mei­n­ungs­bilden­den Akteuren in seinem Feld und vergibt ein Qual­itätssiegel für Aus­bilder.

Vor Bestre­bun­gen dieser Art sollte in meinem FOCUS-Beitrag gewarnt wer­den. Keines­falls war es die Absicht, einzel­nen Schul­min­is­te­rien konkrete dies­bezügliche Pläne zu unter­stellen. Sowohl Schlagzeile als auch Bil­dun­ter­schrift des FOCUS-Artikels sind übri­gens nicht Teil meines Kom­men­tars, son­dern vom Ver­lag so gewählt.

Dieser Inten­tion des FOCUS-Kom­men­tars wer­den die hefti­gen per­sön­lichen Angriffe seit­ens des Kul­tus­min­is­ters und der Regierungsparteien jedoch nicht gerecht, die von der­sel­ben Über­spitzung geprägt sind, die man mir vor­wirft. Beruhi­gend aber wird im Sinne ein­er Klärung auf viele Mit­bürg­erin­nen und Mit­bürg­er die Aus­sage des Kul­tus­min­is­ters wirken, dass in Baden-Würt­tem­berg bei der Entwick­lung des neuen Bil­dungs­plans unter “sex­ueller Vielfalt” eben dieses nicht zu ver­ste­hen ist. Hätte hier­für nicht ein ein­fach­es Demen­ti aus­gere­icht anstelle ein­er so vehe­menten Reak­tion?

Für Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen wird auf die erwäh­n­ten Artikel ver­wiesen:

“Unter dem Deck­man­tel der Vielfalt” von Antje Schmelch­er (Frank­furter All­ge­meine Son­ntagszeitung, 12.10.2014, Nr. 41)
“Was Sie noch nie über Sex wis­sen woll­ten” von Chris­t­ian Weber (Profil/Juni 2014 – Urhe­berver­merk: Süd­deutsche Zeitung, 24.4.2014, Feuil­leton, Bay­ern)

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An den Gym­nasien des Lan­des Baden-Würt­tem­berg wer­den über 300.000 Schü­lerin­nen und Schüler unter­richtet. Der Philolo­gen­ver­band Baden-Würt­tem­berg e.V. (PhV BW) ver­tritt über 8.400 im Ver­band organ­isierte Lehrerin­nen und Lehrer an den 446 öffentlichen und pri­vat­en Gym­nasien des Lan­des.

Im gym­nasialen Bere­ich hat der Philolo­gen­ver­band BW sowohl im Haupt­per­son­al­rat beim Kul­tus­min­is­teri­um als auch in allen vier Bezirksper­son­al­räten bei den Regierung­sprä­si­di­en die Mehrheit und set­zt sich dort für die Inter­essen der rund 27.000 Lehrkräfte an den Gym­nasien des Lan­des ein

www.phv-bw.de

Down­loads:
Pressemit­teilung als PDF-Doku­ment
Bild des PhV BW-Vor­sitzen­den Bernd Saur

 

 

 

 

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