Wie steht’s mit der Planungssicherheit an den Gymnasien?
16. Mai 2006
16.5.2006 / 1811 — 19–06
Philologenverband Baden-Württemberg (PhV BW):
Wie steht’s mit der Planungssicherheit an den Gymnasien?
- Änderung der G 8‑Konzeption zu Lasten von Lehrern und Schülern
- PhV kritisiert Streichung von Poolstunden
- Sind zeitintensiv erarbeitete Schulcurricula schon wieder Makulatur?
„Erst verkürzt Baden-Württemberg die Schulzeit an den Gymnasien, um nun auch noch die von der Kultusministerkonferenz (KMK) für die Klassen 5 bis 12 vorgegebene Zahl von 265 Jahreswochenstunden durch Stundenstreichung zu unterschreiten; jetzt soll wieder einmal auf dem Rücken der Lehrer und Schüler gespart werden“, kritisiert der Landesvorsitzende des Philologenverbandes Baden-Württemberg, Karl-Heinz Wurster, die in einem Brief an die Schulleiter der Gymnasien mit „Informationen zur Kontingentstundentafel im achtjährigen Gymnasium“ gerichtete Absicht von Kultusminister Helmut Rau, zwei der insgesamt 12 Stunden aus dem mit Beginn der G8-Einführung zur Verfügung gestellten Poolstunden-Topf ersatzlos zu streichen. Gegenüber der Stundentafel des neunjährigen Gymnasiums haben allein die Kernfächer Deutsch, Mathematik sowie erste und zweite Fremdsprache insgesamt 17 Jahreswochenstunden verloren.
Wenn Kultusminister Rau im Übrigen jetzt erst feststelle, dass durch eine mögliche Verwendung der noch verbleibenden zehn Poolstunden auch in der Oberstufe die einzelne Schule in der Lage sei, „ein durchgängiges pädagogisches Konzept von Klasse 5 bis 12“ umzusetzen, dann müsse er sich die Frage gefallen lassen, warum das bisherige doch in Versuchsschulen angeblich erprobte Konzept bislang dieses Kriterium nicht erfüllt habe. Der Verband der Lehrerinnen und Lehrer an Gymnasien befürchtet noch weitere Korrekturen an der jetzigen G 8‑Konzeption – insbesondere beim Beginn der zweiten Fremdsprache. Wurster: „Da passt einiges nicht zusammen, wenn nun bereits nach so kurzer Zeit schon wieder ‚nachgesteuert’ werden muss.“
Wenn auch die Kontingentstundentafel in den Klassen 5 bis 10 mit insgesamt 194 Jahreswochenstunden bestehen bleibt, so sei aus Verbandssicht den Schulen mit einer Empfehlung an die Schulleiter, für das kommende Schuljahr in der Unterstufe nicht mehr als 32 Wochenstunden (einschließlich Poolstunden) einzusetzen, nicht geholfen. Wurster: „Viele Schulen haben die Poolstunden jetzt bereits fest verplant, diese bei der außerordentlich zeitaufwändigen Erstellung der Schulcurricula mit einbezogen und zum Beispiel für naturwissenschaftliche Praktika verwendet.“ Schulcurricula, die auf Poolstunden abgestimmt waren, müssen nun wieder geändert werden, auch weil sie zum Teil in die Oberstufe verschoben werden sollen. „Wo bleibt bei solchen ‚Empfehlungen’ die propagierte größere Eigenständigkeit der Schulen“, fragt der PhV-Landesvorsitzende.
„Wir bezweifeln nicht, dass Schule sich ständig weiterentwickeln muss und deshalb Aktualisierungen und Anpassungen bei der Bildungsplanarbeit erforderlich sind. Das sollte jedoch behutsam, in kleinen Schritten und unter Berücksichtigung pädagogischer Einsichten erfolgen“, so PhV-Chef Karl-Heinz Wurster abschließend.