Philologenverband maßlos enttäuscht über Pläne zur Anhebung des Pensionsalters auf 67 Jahre
1. August 2006
1.8.2006 / 1811 — 30–06
Philologenverband maßlos enttäuscht über Pläne zur Anhebung des Pensionsalters auf 67 Jahre
„Wir sind maßlos enttäuscht darüber, dass die Landesregierung unter Ministerpräsident Günther Oettinger nun offensichtlich doch über die Köpfe der Beteiligten hinweg bei der Hinausschiebung des Pensionsalters der Beamten auf 67 Jahre bundesweit den Vorreiter spielen will, und das – wie es dem Vernehmen nach heißt (s. Stuttgarter Nachrichten vom 01. 08. 2006) – sogar in ‚Vierteljahresschritten’; Ministerpräsident Oettinger hatte versprochen, dass er bei anstehenden Fragen die Verbände anhört. Wir appellieren deshalb an ihn, sein Wort zu halten“, so der Vorsitzende des Philologenverbandes Baden-Württemberg, Karl-Heinz Wurster, zu den durchgesickerten Plänen.
Statt das Pensionsalter ohne klare Konzeption und in rasantem Aktionismus auf 67 Jahre heraufzupeitschen, fordert der Verband für die Berufsgruppe der Lehrer eine deutliche Reduktion der Unterrichtsverpflichtung ab dem 60. Lebensjahr und einen besseren Arbeits- und Gesundheitsschutz. Ein allmählicher Ausstieg aus dem Berufsleben und ein möglicher Wechsel zu anderen beruflichen Aufgaben sollte dabei ebenfalls ins Kalkül gezogen werden. Ein volles Unterrichtsdeputat bis 67 ist für den Philologenverband nicht vorstellbar. „Warum will Baden-Württemberg mit der Anhebung der Lebensarbeitszeit auf 67 Jahre unbedingt den Vorreiter spielen“, fragt Karl-Heinz Wurster erneut und fordert für Lehrer klare Perspektiven nicht nur für den Einstieg ins Berufsleben, sondern auch für den Ausstieg aus dem Schuldienst nach einer vierzigjährigen Dienstzeit unter immer schwieriger gewordenen Rahmenbedingungen.
Vom Ministerpräsidenten unlängst geäußerte Vorstellungen, mit den durch eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit erwirtschafteten Geldern könnten Arbeits- und Gesundheitsschutzmaßnahmen oder Pensionsfonds finanziert werden, sind aus Sicht des Verbandes völlig unausgereift. Wir appellieren an die politisch Verantwortlichen, die ständig gewachsene erhebliche berufliche Belastung endlich wahrzunehmen und die Ergebnisse seriöser Lehrerbelastungsstudien und arbeitsmedizinischer Untersuchungen bei ihren wenig politisches Gespür vermittelnden Sparaktionen zu berücksichtigen“, so Karl-Heinz Wurster abschließend.