Überstundenzahl und Unterrichtsausfall im Pflichtbereich an Gymnasien weiter auf hohem Niveau!

28. Oktober 2008

28.10.2008 / 1811 — 42–08

Philolo­gen­ver­band Baden-Würt­tem­berg sieht sich nach Mel­dun­gen von über 70 Gym­nasien bestätigt:

“Über­stun­den­zahl und Unter­richt­saus­fall im Pflicht­bere­ich an Gym­nasien weit­er auf hohem Niveau!”

  • 11.600 Über­stun­den leis­ten Lehrkräfte an Gym­nasien jede Woche
  • 2.100 Stun­den Unter­richt­saus­fall jede Woche im Pflicht­bere­ich — Sport, Natur­wis­senschaften und Fremd­sprachen stark betrof­fen
  • Hausauf­gaben­be­treu­ung nur teil­weise umge­set­zt

Die Unter­richtsver­sorgung ist an den Gym­nasien nach wie vor nicht in vollem Umfang gesichert. Das geht aus den Mel­dun­gen von über 70 Gym­nasien des Lan­des her­vor, die sich gegenüber dem Philolo­gen­ver­band Baden-Würt­tem­berg (PhV BW) in den ersten Wochen des neuen Schul­jahres zur Unter­richtsver­sorgung an ihren Schulen äußerten. Eine große Anzahl dieser Schulen meldete trotz geleis­teter Über­stun­den weit­er­hin Stun­de­naus­fälle im Bere­ich des Pflich­tun­ter­richts, wobei das Fach Sport mit 23 Prozent des Unter­richt­saus­falls am stärk­sten betrof­fen ist, gefol­gt von den Natur­wis­senschaften (20 Prozent), Bilden­der Kun­st und Fremd­sprachen (je 15 Prozent), Musik (10 Prozent) und Religion/Ethik (9 Prozent). Hochgerech­net bedeutet dies, dass zur Abdeck­ung des Pflich­tun­ter­richts durch­schnit­tlich fünf Wochen­stun­den pro Gym­na­si­um fehlen.

“Wir sehen mit Sorge diese unbe­friedi­gende Unter­richtsver­sorgung an den Gym­nasien des Lan­des, die sich in den näch­sten Jahren ohne die Gewin­nung zusät­zlich­er Lehrkräfte — ins­beson­dere in Math­e­matik und Natur­wis­senschaften — eher noch ver­schär­fen dürfte, zumal für weit­ere Maß­nah­men, wie beispiel­sweise für die Hausauf­gaben­be­treu­ung und zur Abfederung der Pen­sion­ierungswelle, drin­gend weit­ere Lehrer gebraucht wer­den”, so der PhV-Lan­desvor­sitzende Bernd Saur. Der Philolo­gen­ver­band kri­tisiert in diesem Zusam­men­hang, dass der jüng­ste Bil­dungs­gipfel in Dres­den keinen konkreten Beschluss zur Besei­t­i­gung des Fach­lehrerman­gels gefasst habe.

Die Mel­dun­gen zu Beginn des neuen Schul­jahres bestäti­gen aus Sicht des Ver­ban­des die bekan­nten Prog­nosen. Von den ins­ge­samt 4.925 Lehrerin­nen und Lehrern der 70 Gym­nasien, die sich über die Schul­vertreter an den Philolo­gen­ver­band Baden-Würt­tem­berg gewandt hat­ten, absolvieren 1.530 Lehrkräfte (31 Prozent) Über­stun­den. Durch­schnit­tlich wer­den an den Gym­nasien des Lan­des derzeit pro Woche 28,3 Über­stun­den geleis­tet, die im näch­sten Schul­jahr wieder abge­baut wer­den müssen. “Es beste­ht eine geset­zlich ver­ankerte Rück­gabepflicht geleis­teter Über­stun­den”, so der mah­nende Hin­weis des PhV-Lan­desvor­sitzen­den Saur. Ins­ge­samt fehlen also im laufend­en Schul­jahr zur Abdeck­ung der Unter­richtsver­sorgung rund 550 Lehrerstellen im Land, das sind 1,3 Stellen pro Gym­na­si­um.

Auch die Umset­zung der Hausauf­gaben­be­treu­ung an Gym­nasien, die zum Teil auf Kosten des Ergänzungs­bere­ichs ange­boten wird, lei­det nach den vor­liegen­den Mel­dun­gen unter den augen­blick­lichen Rah­menbe­din­gun­gen. Nur an etwa 60 Prozent der Gym­nasien, die Zahlen nan­nten, sind die für die Hausauf­gaben­be­treu­ung vorge­se­henen Ermäßi­gungsstun­den zum Schul­jahr 2008/09 bere­its zugeteilt wor­den, teil­weise auch im Rah­men von Bug­wellen­stun­den, so die Fest­stel­lung des Ver­ban­des. Bemän­gelt wird in diesem Zusam­men­hang auch, dass nur in knapp der Hälfte der Schulen die zuständi­gen Gremien bei der Umset­zung der Hausauf­gaben­be­treu­ung beteiligt wur­den.

“Jet­zt rächt es sich, dass man in den Jahren mit großem Ange­bot fer­tig aus­ge­bilde­ter Lehrkräfte nicht bere­it war, über den notwendi­gen Grundbe­darf hin­aus Lehrer einzustellen. Hätte man damals auf die Mah­nun­gen des Philolo­gen­ver­ban­des gehört, kön­nte man jet­zt auf eine Lehrerre­serve vor Ort zurück­greifen.” so der PhV-Vor­sitzende Bernd Saur angesichts der alarmieren­den Zahlen.

Wenn in dieser schwieri­gen Sit­u­a­tion der Lehrergewin­nung Kol­legin­nen und Kol­le­gen auf eige­nen Wun­sch über die Pen­sion­s­gren­ze hin­aus noch Unter­richt­slück­en füllen woll­ten, müsse das Land die für sie beste­hende Zuver­di­en­st­gren­ze aufheben, damit sie auch mehr als sechs Stun­den unter­richt­en dür­fen. Und wenn jet­zt genü­gend Stellen vorhan­den seien, aber die Lehrer hier­für fehlten, dann müsse die Lan­desregierung alle Reg­is­ter ziehen, um Lehrernach­wuchs zu gewin­nen. Bernd Saur: “Hier­für ist vor­rangig eine deut­liche Attrak­tiv­itätssteigerung des Lehrerberufs erforder­lich.”

www.phv-bw.de

Down­loads:
Pressemit­teilung als Word-Doku­ment
Bild des PhV BW-Vor­sitzen­den Bernd Saur

 

 

 

 

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