Pressemitteilung der Jungen Philologen (JuPhi) im Philologenverband Baden-Württemberg (PhV BW) anlässlich der Schulöffnung nach den Herbstferien im Teil-Lockdown und zur Kampagne #Wellenbrecher
2. November 2020
Superspreader statt Wellenbrecher
Das Land Baden-Württemberg fordert junge Menschen in der Kampagne #Wellenbrecher auf, sich gegen die zweite Corona-Welle zu stemmen; gleichzeitig schickt es sie tagtäglich ohne Abstandsregeln auf Massenveranstaltungen: ins Klassenzimmer. „Wir laufen Gefahr, die Kontrolle über die Pandemie zu verlieren“, um unseren Ministerpräsidenten zu zitieren.
Aktuelle Studien zeigen, dass rund zwölf Prozent aller Covid-19-Infektionen auf den schulischen Kontext zurückzuführen sind. Damit sind Schulen nachweislich ein größerer Pandemietreiber als die Gastronomie, die ab dem 2. November vier Wochen lang geschlossen wird. Dabei haben viele Gastronomen hochwertige Luftfilteranlagen installiert, die das Land den Schulen aus finanziellen Gründen vorenthält.
Das Helmholtz-Zentrum München kommt in einer neuen Untersuchung zu dem Ergebnis, dass in Bayern sechsmal mehr Kinder mit dem Coronavirus infiziert waren als entdeckt. „Dies spricht eindeutig dafür, dass das Virus an Schulen unerkannt weitergegeben und dann in die Familien getragen wird“, mahnt Martina Scherer, die Landesvorsitzende der Jungen Philologen. Dies ist kaum verwunderlich, sind Schulen doch der einzige Bereich, in dem die geltenden Abstandsregeln während des Normalbetriebes nicht eingehalten werden können.
Unter diesen Voraussetzungen ist es für junge Menschen unmöglich, Wellenbrecher zu sein.
„Hier muss das Land Verantwortung übernehmen und adäquate Rahmenbedingungen schaffen, statt alle am Schulleben Beteiligten ohne Rettungsweste in die raue See zu werfen“, beklagt Martina Scherer weiter die Situation an den Schulen.
Ebenfalls muss der Schulsport im Hinblick auf den kommenden Lockdown auf den Prüfstand gestellt werden. Es ist nicht nachvollziehbar, wenn Schüler den ganzen Morgen ihren Mund-Nasen-Schutz tragen müssen und dann im Schulsport bei erhöhten Aerosolbelastungen so getan wird, als gäbe es kein Corona, zumal der Freizeitsport für die kommenden 4 Wochen eingestellt wurde.
Die Jungen Philologen Baden-Württemberg fordern:
- Sofortige Rückkehr zum vom RKI geforderten Hybridmodell, damit auch im Klassenzimmer die Abstandsregeln eingehalten werden können
- Regelmäßige Pooltestungen, um unentdeckte Infektionsketten zu erkennen und zu unterbrechen
- Langfristig: Installation von H14-Filtern in allen Klassenzimmern, um wirklich einen geregelten und sicheren Schulbetrieb garantieren zu können
- FFP2-Masken für alle Lehrkräfte
- Einheitliche Regeln im Sport; Masken-Pflicht im Schulsport und Sport auf Abstand wie in Bayern oder Verlagerung des Schulsports ins Freie oder in den Theoriebereich
Martina Scherer
Landesvorsitzende der Jungen Philologen und ihr Team
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An den Gymnasien des Landes Baden-Württemberg werden über 300.000 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Der Philologenverband Baden-Württemberg e.V. (PhV BW) vertritt mit rund 9.000 im Verband organisierten Mitgliedern die Interessen der Lehrerinnen und Lehrer an den 462 öffentlichen und privaten Gymnasien des Landes.
Im gymnasialen Bereich hat der Philologenverband BW sowohl im Hauptpersonalrat beim Kultusministerium als auch in allen vier Bezirkspersonalräten bei den Regierungspräsidien die Mehrheit und setzt sich dort für die Interessen der ca. 30.000 Lehrkräfte an den Gymnasien des Landes ein.