Pressemitteilung des Philologenverbands Baden-Württemberg (PhV BW) zur Verlängerung der Weihnachtsferien

25. November 2020

* PhV Baden-Würt­tem­berg äußert sich zurück­hal­tend zur Ver­längerung der Wei­h­nachts­fe­rien
* Forderung nach Wech­selun­ter­richt und Lüf­tungssys­te­men an Schulen
* „Besser­er Gesund­heitss­chutz für Lehrkräfte und Schüler unbe­d­ingt notwendig“

Der Philolo­gen­ver­band Baden-Würt­tem­berg (PhV BW) ste­ht einem früheren Beginn der Wei­h­nachts­fe­rien neu­tral gegenüber. „Die Ferien sollen früher begin­nen, um das Feiern im Fam­i­lienkreis zu Wei­h­nacht­en sicher­er zu machen? Und das, obwohl die Kul­tus­min­is­ter ständig ver­sich­ern, dass die Schulen sich­er seien? Eine inter­es­sante Logik!“, so der PhV-Lan­desvor­sitzende Ralf Scholl.

Mit einem let­zten Schul­t­ag am 18.12.2020 oder gar am 16.12.2020 wäre – angesichts ein­er mit­tleren Inku­ba­tion­szeit von 5–6 Tagen – rech­ner­isch ger­ade genug Zeit, damit sich bei ein­er Infek­tion am let­zten Schul­t­ag erste Krankheitssymp­tome rechtzeit­ig zum Heili­gen Abend zeigen. „Gibt das wirk­lich mehr Sicher­heit? Angesichts der Tat­sache, dass ca. 60 % der Coro­na-infizierten Kinder und Jugendlichen (über den genauen Prozentsatz stre­it­en die Wis­senschaftler noch) keine Symp­tome zeigen, ist das doch eine absolute Milch­mäd­chen­rech­nung! Wenn die Schein­sicher­heit durch einen früheren Beginn der Wei­h­nachts­fe­rien bei vie­len Fam­i­lien dazu führt, Wei­h­nacht­en in der gewohn­ten Form mit Großel­tern und Fre­un­den zu feiern, beste­ht die große Gefahr, dass die Feiertage zu ein­er großen Coro­na-Par­ty wer­den“, erk­lärt Ralf Scholl. „Der einzige Weg, Wei­h­nacht­en wirk­lich sich­er zu gestal­ten, wären flächen­deck­ende Coro­na-Tests kurz vor Wei­h­nacht­en.“

Viel wichtiger als die pub­likum­swirk­same Schein­lö­sung eines vorge­zo­ge­nen Ferien­be­ginns sind nach Ansicht des Ver­bands der Gym­nasiallehrkräfte nach­haltige Beschlüsse zum Gesund­heitss­chutz an Schulen. Die Inzi­den­zw­erte sind nach wie vor extrem hoch. Fast 10 % aller Coro­na-Tests fall­en mit­tler­weile pos­i­tiv aus.

Daher wieder­holt der PhV BW seine Forderung nach reg­ulärem Unter­richt in einem rol­lieren­den Sys­tem mit hal­ber Schülerzahl ab Klasse 7 an allen weit­er­führen­den Schulen. Jede halbe Klasse soll dabei abwech­sel­nd Phasen mit inten­sivem Präsen­zun­ter­richt und mit der Bear­beitung von Auf­gaben zuhause haben. „Es darf durch das rol­lierende Sys­tem zu kein­er noch weit­er erhöht­en Belas­tung der Lehrkräfte kom­men, die ohne­hin durch Coro­na schon am bzw. über dem Lim­it sind“, betont der PhV-Lan­desvor­sitzende. „Natür­lich ist es unser aller Ziel, die Schulen möglichst weit­ge­hend offen zu hal­ten. Es macht aber keinen Sinn an weit­er­führen­den Schulen, den Unter­richt mit kom­plet­ten Klassen weit­erzuführen, wenn dadurch immer mehr Schüler und Lehrkräfte immer öfter unge­plant und kurzfristig in Quar­an­täne müssen oder wenn es wegen Super­spread­er-Events oder mas­siv­en Lehreraus­fällen zu kom­plet­ten Schulschließun­gen kommt.“ Dann sei es bess­er, in ein­er geplanten Weise Präsen­zun­ter­richt und häus­liche Auf­gaben­bear­beitung zu kom­binieren und in der Schule die wichtig­ste der AHA-Regeln – das Abstands­ge­bot – im Unter­richt einzuhal­ten.

Zudem soll­ten Raum­luftreiniger zur Ver­min­derung der Aerosol-Konzen­tra­tion in allen Unter­richt­sräu­men und Sporthallen instal­liert wer­den. Dazu erläutert Ralf Scholl: „Selb­stver­ständlich wer­den Raum­luft­fil­ter­an­la­gen nicht als Ersatz für das notwendi­ge Stoßlüften in den Pausen einge­set­zt. Das bleibt weit­er­hin notwendig. Die Geräte ver­hin­dern aber das Ansteigen der aerosol­ge­bun­de­nen Viren­last der Luft in den Unter­richtsstun­den und ver­ringern den Zwang zu zusät­zlichen Lüf­tungspausen.“

Aktuelle Entwick­lun­gen an den Schulen machen ein nach­haltiges Han­deln der Bil­dungspoli­tik aus Sicht des Philolo­gen­ver­bands Baden-Würt­tem­berg immer drin­gen­der notwendig. So gab es in den ver­gan­genen 14 Tagen vier Super­spread­er-Events an deutschen Schulen:
· Grund­schule in Mögeln (Sach­sen): 63 von 130 Schülern und Lehrkräften pos­i­tiv getestet
· Schul-Zweig­stelle Bill­brookde­ich in Ham­burg: 94 Schüler und Lehrkräfte pos­i­tiv getestet
· Gesamtschule in Lol­lar (Hes­sen): 44 Schüler pos­i­tiv getestet
· Ida-Ehre-Schule in Ham­burg: 55 von 1.200 Schülern und Lehrkräften pos­i­tiv getestet
Zudem zeigen die Inzi­denz-Zahlen des RKI für die 15–19-Jährigen von let­zter Woche z.B. für Heil­bronn (376), Mannheim (356) und Stuttgart (264), dass die Infek­tion­srate in dieser Alters­gruppe extrem hoch ist – in Mannheim und Stuttgart höher als in jed­er anderen Alters­gruppe!

Ralf Scholl erk­lärt abschließend: „Um die Gesund­heit der Schüler und Lehrkräfte sowie der mit ihnen in Kon­takt ste­hen­den Per­so­n­en best­möglich zu schützen, reicht es nicht aus, immer nur gebetsmüh­le­nar­tig zu wieder­holen, dass die Schulen keine Treiber der Coro­na-Pan­demie sind. Stattdessen muss endlich anerkan­nt wer­den, dass es auch an den Schulen zu Ansteck­un­gen kommt. Das Coro­n­avirus ist zu ein­fach aufge­baut, um Ver­sprechen und Beschwörun­gen von Poli­tik­ern zu ver­ste­hen. Es ver­mehrt sich kon­se­quent über­all dort, wo man ihm eine Chance dazu bietet. Wer das ignori­ert, gefährdet fahrläs­sig sich selb­st und alle anderen.“

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An den Gym­nasien des Lan­des Baden-Würt­tem­berg wer­den über 300.000 Schü­lerin­nen und Schüler unter­richtet. Der Philolo­gen­ver­band Baden-Würt­tem­berg e.V. (PhV BW) ver­tritt mit rund 9.000 im Ver­band organ­isierten Mit­gliedern die Inter­essen der Lehrerin­nen und Lehrer an den 462 öffentlichen und pri­vat­en Gym­nasien des Lan­des.

Im gym­nasialen Bere­ich hat der Philolo­gen­ver­band BW sowohl im Haupt­per­son­al­rat beim Kul­tus­min­is­teri­um als auch in allen vier Bezirksper­son­al­räten bei den Regierung­sprä­si­di­en die Mehrheit und set­zt sich dort für die Inter­essen der ca. 30.000 Lehrkräfte an den Gym­nasien des Lan­des ein.

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