Schulischer Einsatz von BigBlueButton im Massenbetrieb und sinnvolle Präventionsmaßnahmen

10. Januar 2021

Im Massenbetrieb, z. B. in der Zeit von Schulschließungen, können bei der Video-Konfe­renz-Plattform BBB (BigBlueButton) – wie bei anderen Videokonferenzlösungen auch – Stö­rungen oder Ausfälle vorkommen. Wo mögliche Flaschenhälse drohen und wie präventiv vorgesorgt werden kann, soll im Folgenden kurz dargestellt werden. Wenn man die be­schriebenen „Flaschenhälse“ kennt und die entsprechenden Hinweise be­rücksichtigt, kann man den digitalen Fernunterricht in der Regel gut mit BBB bewältigen. Die folgenden Infor­mationen gelten analog auch für die Nutzung anderer Videokonferenz-Plattformen. Hinwei­se zu weiterfüh­renden Informationsquellen im Internet finden sich am Ende des Textes.

1. “Erste Hilfe”: Das Wichtigste in Kürze

  • Als Lehrkraft für den Notfall immer einen Plan B bereithalten (z. B. Fernunterricht über Moodle statt mit BBB, falls technische Probleme auftreten) und die Schüler im Vorfeld infor­mieren, was zu tun ist, falls kein Videounterricht stattfinden kann.
  • Schüler vorab bitten, nach Möglichkeit eine Internetanbindung über Kabel anstelle von WLAN zu nutzen. Ist das nicht möglich, sollte das genutzte Gerät möglichst nah am WLAN-Router bzw. Access-Point positioniert werden.
  • Alle Videokonferenzteilnehmer außer der Lehrkraft sollten zu Beginn ihre Kameras und Mikros ausgeschaltet haben

2. Internetanbindung der Schule und BBB-Server

Normalerweise steht der BBB-Server nicht in der Schule, sondern es wird ein externer, leis­tungsfähiger Server des Landes oder eines kommerziellen Anbieters verwendet. Wenn in der Schule BBB benutzt wird, z. B. weil einzelne Schüler nicht im Präsenzunterricht sind und von zu Hause per BBB am Unterricht teilnehmen sollen, der in der Schule stattfindet, dann muss der Video­stream aus dem Unterricht über die schulische Internetverbindung zum externen BBB-Server übertragen und von dort vom Schüler zu Hause empfangen werden können. Dasselbe gilt umge­kehrt für Unterricht, der von einer Lehrkraft von zu Hause aus erteilt und per BBB in ein Klassen­zimmer oder zu Schülern nach Hause übertragen wird. Das ist, solange nur einer oder jeden­falls sehr wenige Videostreams gleichzeitig übertragen werden, meist unproblematisch. Deshalb sollten im Videounterricht möglichst wenige Videostreams gleichzeitig übertragen werden. D. h. wo immer möglich sollten die Schüler Kamera und Mikrofon ausgeschaltet haben.

3. Leistung des externen BBB-Servers

Die Schulen brauchen sehr gute externe und extrem leistungsfähige BBB-Server, wenn eine Schule gleichzeitig viele BBB-Konferenzen durchführt, z. B. bei digitalem Fernunterricht im Lockdown, wenn viele Schulen, Schüler und Lehrer gleichzeitig auf den externen BBB-Server zu­greifen. Die Netzwerkberater sollten darauf achten, dass die eigene Schule leistungsfähi­ge BBB-Server nutzt. Hinweise hierzu findet man unter https://lehrerfortbildung-bw.de/st_digital/elearning/bbb/

Je mehr Videostreams gleichzeitig übertragen werden müssen, desto stärker ist die Belastung der BBB-Server, was zu Aussetzern füh­ren kann. BBB muss deshalb von den Lehrkräften mit Bedacht eingesetzt werden, Lehrkräfte sollten im Fernunterricht asynchrone Unterrichtsmethoden bevorzugen. Ein Plan B (z. B. Fernunterricht über die schulische Lernplattform Moodle) soll­te immer vorhanden sein. Au­ßerdem sollten wie gesagt immer möglichst wenige Webcams gleichzeitig einge­schaltet sein, da jeder zusätz­liche Vi­deostream zur Serverlast beiträgt.

4. Häusliche Internetanschlüsse und digitale Endgeräte

Je mehr Webcams eingeschaltet sind, umso mehr Videostreams, d. h. Daten, müssen übertragen werden. Je mehr Audio- und Videostreams gleichzeitig übertragen werden müssen, desto höher ist aber auch die Prozessorlast für die privaten Endgeräte. So werden nicht nur die Akkus von Note­books, Tablets oder Smartphones zügig entladen, auch alte oder leistungsschwächere Endge­räte der Schülerinnen und Schüler werden dann überlastet und verursachen technische Probleme. Das liegt daran, dass die Prozessoren der digitalen Endgeräte der BBB-Konferenzteilnehmer die übertragenen Video- und Audiostreams nicht nur empfangen, sondern für die Anzeige auf dem Bildschirm auch ständig decodieren müssen.

Deshalb sollten nach Möglichkeit bei BBB-Konferenzen immer nur maximal 1 – 3 Videostreams gleichzeitig übertra­gen werden. Wenn mehrere Lehrkräfte bzw. Klassen einer Schule mit schwa­cher Internetanbindung gleichzeitig BBB nutzen, sollte nach Möglichkeit ganz auf die Videofunktion verzichtet werden. Die Webcams (und Mikrofone) der Schüler sollten jedenfalls, soweit sie nicht gerade das Wort haben, aus­geschaltet sein.

Dass die Videos der Schüler i. d. R. ausgeschaltet sind, hat im Unterricht nur einen wirk­lichen Nachteil: Die Lehrkraft bemerkt nicht so leicht, dass sich einzelne Schüler grußlos verab­schieden. Ansonsten ist das kein Problem, im Gegenteil: Wenn alle allen ständig ins Gesicht schauen, kann das auch ein Ablenkungsfaktor sein. Und im Präsenzunterricht sieht der Schüler ja auch nicht ständig die Gesichter aller Mitschüler, sondern die Schüler schauen (jedenfalls in der traditionellen Sitzord­nung, die das auch bewirken soll) in Richtung Lehrer und Tafel. Auch die Mi­krofone der Schüler sollten stets ausgeschaltet sein, solange sie nicht gerade das Wort haben, denn dadurch werden nicht nur Audio-Probleme vermieden (Echo, Rückkopplungen, Störgeräu­sche vom Atmen oder Tip­pen), sondern auch Internetbandbrei­te gespart.

Nicht zuletzt kosten auch die virtuelle Tafel der Lehrkraft und das geteilte Anwen­dungsfenster oder der geteilte Bildschirm des Lehrer-PC zusätzliche Bandbreite. Hat man als Lehrkraft die Wahl, soll­te man anstelle des geteilten Bild­schirms bzw. Anwendungsfensters eher die Präsentationsfunktion von BBB nutzen, die weniger Bandbreite verbraucht.

Die Anbindung der digitalen Endgeräte an das (häusliche) Internet sollte nach Möglichkeit über ein Kabel und nicht über WLAN erfolgen, da die WLAN-Verbindung die Datenübertragung zusätzlich einschränken kann und die WLAN-Qualität oft schwankt und außerdem von der Entfernung des Geräts vom Access-Point bzw. Router abhängt.

Schließlich sollte das häusliche Internet nach Möglichkeit nicht durch die gleichzeitige Internetnut­zung mehrerer Familienmitglieder überlastet werden. Insbesondere die Videoübertragung oder das Herunterladen großer Dateien benötigt viel Bandbreite.

5. Weitere Informationsquellen zu BigBlueButton im Fernunterricht

Hier finden sich weitere hilfreiche Tipps und Hinweise zur schulischen Nutzung von BBB:

Diese Hinweise als PDF-Dokument zum Download

Zusammenstellung von Cord Santelmann
Referent für IT / Medien im Landesvorstand des PhV BW / www.phv-bw.de

Stand: Januar 2021

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