Umstellung bei der Verteilung der Abituraufgaben mindestens um ein Jahr zu verschieben – „Zunächst Voraussetzungen an allen Schulen schaffen“
24. Januar 2019
Das baden-württembergische Kultusministerium (KM) beabsichtigt, die Abituraufgaben 2019 erstmals nicht als ausgedruckte Aufgaben, sondern in Form von verschlüsselten Dateien an die Schulen zu übermitteln. Diese sollen die Schulen dann am Abiturtag ab 6 Uhr morgens entschlüsseln und ausdrucken. Den Philologenverband Baden-Württemberg (PhV BW) haben bezüglich dieses geplanten Verfahrens viele ratlose, entsetzte und verärgerte Rückmeldungen von gymnasialen Lehrkräften und Schulleitungen erreicht.
Der PhV fordert das KM auf, eine solche grundlegende Änderung der Abiturorganisation mindestens um ein Jahr zu verschieben. Vor der Einführung dieses Verfahrens muss das KM gemeinsam mit den Kommunen als Schulträgern zuerst einmal die sächlichen Voraussetzungen an allen Schulen dafür schaffen: Mindestens zwei Kopierer mit einer Druckleistung von mehr als 30 Seiten pro Minute und Heft-Funktion müssten dazu an jeder Schule vorhanden sein, damit auch bei Ausfall eines Gerätes der Ausdruck von über 1.000 Seiten in deutlich weniger als einer Stunde garantiert werden kann.
Bislang haben die wenigsten Schulen auch nur einen so leistungsfähigen Kopierer.
Der PhV fragt außerdem: Was nützt die größere Sicherheit bei der Übermittlung und Lagerung der Aufgaben, wenn der Ausdruck an den Schulen dann zur Nervenschlacht oder überhaupt nicht rechtzeitig fertig wird? Die Ausfallhäufigkeit der Schulkopierer ist hoch, eine sofortige Reparatur in den frühen Morgenstunden kaum möglich.
Das beabsichtigte Verfahren ist zudem viel fehleranfälliger (Fehldrucke, Fehler bei der Zusammenstellung, usw.), da das Ausdrucken nicht von einer spezialisierten Druckerei, sondern an ca. 450 Schulen durchgeführt werden muss.
Vor allem aber fragt sich der PhV, warum Baden-Württemberg bei der Umstellung auf eine digitale Verteilung wieder einmal vorpreschen muss, wenn Bundesländer wie Bayern und Sachsen 2019 nach wie vor auf eine Verteilung der Abituraufgaben in Papierform setzen.
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An den Gymnasien des Landes Baden-Württemberg werden über 300.000 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Der Philologenverband Baden-Württemberg e.V. (PhV BW) vertritt mit rund 9.000 im Verband organisierten Mitgliedern die Interessen der Lehrerinnen und Lehrer an den 462 öffentlichen und privaten Gymnasien des Landes.
Im gymnasialen Bereich verfügt der Philologenverband BW sowohl im Hauptpersonalrat beim Kultusministerium als auch in allen vier Bezirkspersonalräten bei den Regierungspräsidien über die Mehrheit, stellt die jeweiligen Vorsitzenden und setzt sich dort für die Interessen der ca. 30.000 Lehrkräfte an den Gymnasien des Landes ein.