Verband der Gymnasiallehrkräfte begrüßt bundesweite Einigung über die Abiturprüfungen 2020
26. März 2020
Der Philologenverband Baden-Württemberg (PhV BW) begrüßt die Einigung der Kultusminister, derzufolge Baden-Württemberg an den schriftlichen Abiturprüfungen ab dem 18. Mai 2020 festhalten will.
„Wenn die Abiturprüfungen ohne Gesundheitsgefährdung für die Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrkräfte durchgeführt werden können, dann sollten sie auch durchgeführt werden“, so der PhV-Landesvorsitzende Ralf Scholl. Daher sei es gut und richtig, dass die Kultusministerkonferenz beschlossen habe, die schriftlichen Abiturprüfungen grundsätzlich in allen Bundesländern stattfinden zu lassen.
Das sei allein schon ein Gebot der Gerechtigkeit zwischen den verschiedenen Abiturjahrgängen: Nur etwa ein Drittel der Abiturienten nimmt sofort nach dem Abitur ein Hochschulstudium auf, wohingegen sich rund die Hälfte erst verzögert dafür bewirbt – z. B. nach einem Freiwilligen Sozialen Jahr, einem Jahr Work and Travel oder einer nach dem Abitur absolvierten Lehre. Um die begehrten Studienplätze konkurrieren also jedes Jahr Bewerber verschiedener Abschlussjahrgänge. „Es wäre daher problematisch, wenn Abiturienten ohne Abiturprüfung bei Bewerbungen um Studienplätze im Wettbewerb mit Abiturienten stehen würden, die ihre Abschlussprüfungen abgelegt haben“, erklärt der PhV-Landesvorsitzende.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Staaten – in denen der Schulabschluss nur zur Teilnahme an Aufnahmeprüfungen der Hochschulen qualifiziert – berechtigt das Abitur in den deutschsprachigen Staaten (Deutschland, Österreich und der Schweiz) direkt zur Aufnahme eines Studiums. „Deswegen ist es aus Sicht des PhV BW wichtig, dass die Qualität des Abiturs auch 2020 außer Zweifel steht – und zwar nicht nur innerhalb Deutschlands, sondern auch im Ausland für diejenigen, die dort ein Studium aufnehmen wollen“, betont Ralf Scholl.
Mit der verlängerten häuslichen Vorbereitungszeit durch die Schulschließung, der zeitlichen Verschiebung der zentralen Abiturprüfungen sowie der Erst- und Zweitkorrektur an der eigenen Schule (sodass auf ggf. nicht behandelten Stoff Rücksicht genommen werden kann) hätten die Schüler faire und gute Voraussetzungen für ein erfolgreiches Abitur 2020.
„Jetzt gilt es erst einmal, Ruhe zu bewahren und durch den Verzicht auf persönliche Kontakte die Neuinfektionen mit dem Coronavirus schnellstmöglich zu reduzieren. Das hat Vorrang vor allem anderen“, appelliert der PhV-Landesvorsitzende.
Im Übrigen bereite das Kultusministerium (in enger Abstimmung mit den Lehrerverbänden) alternative Planungen zur praktischen Abiturdurchführung vor, um ggf. flexibel auf die Situation Mitte Mai reagieren zu können. „Darüber zu spekulieren, ist jetzt keinesfalls der richtige Zeitpunkt – zuerst müssen die Neuinfektionen mit Covid-19 zurückgehen“, so Ralf Scholl.
Angesichts der Corona-Pandemie ist eine Notbetreuung in den Osterferien an den Schulen, an denen ein entsprechender Bedarf besteht, nach Ansicht des PhV-Landesvorsitzenden angebracht, damit Eltern, die in der kritischen Infrastruktur arbeiten, ihren wichtigen Tätigkeiten nachgehen können.
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An den Gymnasien des Landes Baden-Württemberg werden über 300.000 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Der Philologenverband Baden-Württemberg e.V. (PhV BW) vertritt mit rund 9.000 im Verband organisierten Mitgliedern die Interessen der Lehrerinnen und Lehrer an den 462 öffentlichen und privaten Gymnasien des Landes.
Im gymnasialen Bereich hat der Philologenverband BW sowohl im Hauptpersonalrat beim Kultusministerium als auch in allen vier Bezirkspersonalräten bei den Regierungspräsidien die Mehrheit und setzt sich dort für die Interessen der ca. 30.000 Lehrkräfte an den Gymnasien des Landes ein.