Zumeldung des PhV BW zum INSM-Bildungsmonitor 2021
19. August 2021
* Baden-Württemberg rutscht bei Bildungsstudie weiter ab
* Philologenverband fordert: Lernen wir von Sachsen und Bayern! Ein differenziertes Schulsystem und eine verbindliche Grundschulempfehlung bringen nachweislich den größten Erfolg!
* PhV-Vorsitzender Ralf Scholl: „Entscheidend ist, was die Schülerinnen und Schüler am Ende gelernt haben, um in ihre Berufsausbildung oder das Studium starten zu können.“
Beim Bildungsmonitor 2021 der „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“ (INSM) ist Baden-Württemberg im Ländervergleich auf Platz sechs abgerutscht – im Vorjahr hatte das Land noch den fünften Rang belegt. Nach Ansicht des Philologenverbands Baden-Württemberg (PhV BW) hat die Studie einmal mehr gezeigt, dass diejenigen Bundesländer besonders erfolgreich abschneiden, die nach der Grundschule verbindliche Kriterien für die Wahl der weiterführenden Schule vorgeben. Im Ranking zur Schulqualität, die im INSM-Bildungsmonitor durch die Ergebnisse der IQB-Tests zum Lesen in Klasse 4 sowie in Mathematik und Naturwissenschaften in Klasse 9 definiert wird, liegen Sachsen, Bayern und Thüringen an der Spitze – in allen diesen Ländern ist die Wahl der weiterführenden Schule an Mindestnoten in den Kernfächern gebunden. Dadurch wird ein einigermaßen homogenes Klassenniveau erreicht, das nach einer aktuellen Studie von Hartmut Esser und Julian Seuring für alle Schüler – für die leistungsstarken und noch mehr für die leistungsschwächeren – bessere Lernerfolge ermöglicht.
„Sollte sich unsere neue Kultusministerin Theresa Schopper nicht ein Beispiel an ihrem Herkunftsland Bayern nehmen?“, fragt der PhV-Landesvorsitzende Ralf Scholl. Baden-Württemberg sinke in den vergleichenden Bildungsstudien leistungsmäßig immer weiter ab – außer im Bereich der beruflichen Schulen, die sich durch die vielen differenzierten Möglichkeiten und durch die Anforderungen der Wirtschaft der Nivellierung entziehen konnten, die im allgemeinbildenden Bereich im letzten Jahrzehnt immer stärker um sich umgegriffen hat. Dazu haben nach Einschätzung von Ralf Scholl u.a. die Einführung der Gemeinschaftsschulen und die Freigabe der Grundschulempfehlung massiv beigetragen. Aber selbst in der beruflichen Bildung belegt Bayern mittlerweile den ersten Platz im Ländervergleich.
Kernaussagen des INSM-Bildungsmonitors zum Bereich Berufliche Bildung / Arbeitsmarktorientierung in Bayern lauten wie folgt:
* Der Anteil unversorgter Jugendlicher ist der niedrigste in Deutschland.
* Nur wenige Schüler haben geringe Kompetenzen oder keinen Schulabschluss.
* Der Einfluss der sozialen Herkunft auf die Kompetenzen ist gering.
* Die Schülerinnen und Schüler erreichen überdurchschnittlich hohe Kompetenzen.
* Die Ausgaben je Schüler an weiterführenden Schulen sind hoch.
* Die Lehrerschaft hat in Bayern eine sehr ausgeglichene Altersstruktur.
* Bayern trägt stark zur Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses bei.
Der PhV-Landesvorsitzende Ralf Scholl fordert daher für Baden-Württemberg eine qualitätsorientierte, auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen basierende Bildungspolitik ohne ideologische Scheuklappen. „Nehmen wir uns ein Beispiel an den Bundesländern, die uns in den vergangenen Jahren leistungsmäßig den Rang abgelaufen haben!“ Daher bekräftigt der Philologenverband seine Forderung nach einer Stärkung des differenzierten Schulsystems und nach einer Rückkehr zur verbindlichen Grundschulempfehlung. „Dies würde schnell zu einem höheren Leistungsniveau an den Schulen beitragen und dem Wohl der Schülerinnen und Schüler dienen, denn so würden die Kinder besser vor einer Über- oder Unterforderung geschützt“, erklärt Ralf Scholl. „Schülerinnen und Schüler können dann am erfolgreichsten lernen, wenn sie die Schulart besuchen, die auf ihre Leistungsfähigkeit, Leistungsbereitschaft und kognitive Begabung am besten zugeschnitten ist. Die Landesregierung wäre gut beraten, diese wissenschaftlich belegten Fakten endlich zur Kenntnis zu nehmen und in konkretes politisches Handeln umzusetzen“, so der PhV-Landesvorsitzende abschließend.
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An den Gymnasien des Landes Baden-Württemberg werden knapp 300.000 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Der Philologenverband Baden-Württemberg e.V. (PhV BW) vertritt mit über 9.000 im Verband organisierten Mitgliedern die Interessen der Lehrerinnen und Lehrer an den 462 öffentlichen und privaten Gymnasien des Landes.
Im gymnasialen Bereich hat der Philologenverband BW sowohl im Hauptpersonalrat beim Kultusministerium als auch in allen vier Bezirkspersonalräten bei den Regierungspräsidien die Mehrheit und setzt sich dort für die Interessen der ca. 26.500 Lehrkräfte an den Gymnasien des Landes ein.