Der Hauptvorstand des PhV BW wendet sich empört gegen geplante Vorgriffsstunden

3. Dezember 2010

03.12.2010 / 1811 — 30–10

Res­o­lu­tion des Hauptvor­standes des Philolo­gen­ver­ban­des Baden-Würt­tem­berg (PhV BW) am 3. 12. 2010

Der Hauptvor­stand des PhV BW wen­det sich empört gegen geplante Vor­griff­sstun­den

Empört stellt der Philolo­gen­ver­band Baden-Würt­tem­berg (PhV BW) fest, dass die Lan­desregierung mit ihren Plä­nen zur Umset­zung ein­er Vor­griff­sstun­den­regelung erneut die Arbeits­be­las­tung von Lehrerin­nen und Lehrer in Baden-Würt­tem­berg erhöhen will. Beson­ders betrof­fen wären hier­von die Lehrkräfte an Gym­nasien, die schon 1997 und 2003 eine Arbeit­szeit­er­höhung um je eine Dep­u­tatsstunde hin­nehmen mussten. Fas­sungs­los nimmt der Hauptvor­stand, das zwei­thöch­ste Beschlus­sor­gan des Ver­ban­des zur Ken­nt­nis, dass die Kul­tus­min­is­terin die Gle­ich­set­zung ein­er Dep­u­tatsstunde mit ein­er Zeit­stunde akzep­tiert.

Trotz eines erst kür­zlich wieder bekräftigten Ver­sprechens von Kul­tus­min­is­terin Schick, die riesige Bug­welle von Über­stun­den an Gym­nasien schrit­tweise abzubauen, sollen Lehrerin­nen und Lehrer nun mit ein­er weit­eren Zusatzs­tunde belastet wer­den. Woche für Woche wer­den bere­its jet­zt weit über 20000 Über­stun­den geleis­tet, um den von der Lan­desregierung zu ver­ant­wor­tenden chro­nis­chen Lehrerman­gel an unseren Gym­nasien so gut es geht abzufed­ern. Dies hat eine Umfrage des Philolo­gen­ver­bands zu Beginn des laufend­en Schul­jahres bestätigt.

Die Mit­glieder des Hauptvor­standes des PhV BW stellen fest: Es beste­ht eine Über­stun­den­bug­welle von mehr als 20400 Wochen­stun­den, was rund 860 Lehrerstellen entspricht. Kol­legin­nen und Kol­le­gen haben ein Anrecht auf Aus­gle­ich der geleis­teten Über­stun­den jew­eils im darauf fol­gen­den Schul­jahr. Es ist ein Ent­ge­genkom­men, wenn Lehrkräfte auf diesen zeit­na­hen Aus­gle­ich verzicht­en, um die Unter­richtver­sorgung und nicht zulet­zt die Bewäl­ti­gung des dop­pel­ten Abitur­jahrgangs zu sich­ern. Die Über­stun­den­bug­welle ist in den let­zten Jahren immer weit­er angestiegen. Mehrfach gab es Zusagen von Min­is­teri­ums­seite, dass ab 2012 schrit­tweise ein Aus­gle­ich erfol­gen soll, wenn der dop­pelte Abi­turi­en­ten­jahrgang die Gym­nasien ver­lassen hat. Der Hauptvor­stand des PhV BW muss jet­zt fas­sungs­los erken­nen, dass alles leere Ver­sprechun­gen und Zusagen sind, wenn die Lan­desregierung wie angekündigt ein Vor­griff­s­tun­den­mod­ell im Lehrerbere­ich tat­säch­lich umset­zen wird.

Wenn jet­zt Lehrkräfte ab 2011 bis zum Alter von vierzig Jahren wöchentlich jew­eils eine Unter­richtsstunde mehr unter­richt­en sollen und gle­ichzeit­ig ein erster Ein­stieg in die Rück­gabe der bis­lang ange­häuften Über­stun­den in Aus­sicht gestellt wird, so bedeutet dies prak­tisch nur ein Umschicht­en der bere­its geleis­teten Über­stun­den auf die jün­geren bis zu vierzig Jahre alten Kol­legin­nen und Kol­le­gen.

Angesichts der riesi­gen Über­stun­den­bug­welle von 20400 Wochen­stun­den, d.h. 860 Lehrerstellen, muss man sich auch die Größenord­nung der geplanten Maß­nahme bewusst machen: Etwa 40% der Lehrkräfte an Gym­nasien sind bis zu vierzig Jahr alt, also ins­ge­samt rund 8800 Lehrerin­nen und Lehrer, die dann ab 2011 jew­eils eine Wochen­stunde zusät­zlich unter­richt­en müssen. Dies sind dann 352 Lehrerstellen, die im kom­menden Schul­jahr weniger beset­zt wer­den müssen. Oder soll ein Teil der Stun­den doch für den Abbau der Über­stun­den­bug­welle einge­set­zt wer­den? Dies wäre der Fall, wenn die Kul­tus­min­is­terin einen ersten Ein­stieg (bei den beru­flichen Schulen im Umfang von etwa 100 Dep­u­tat­en angedeutet) in den Aus­gle­ich von Über­stun­den plant.

Kol­legin­nen und Kol­le­gen, die bish­er bere­its in großem Aus­maß Über­stun­den geleis­tet haben, ste­ht ein Aus­gle­ich für die über die Unter­richtsverpflich­tung hin­aus­ge­hende geleis­tete Arbeit zu. Dieser Aus­gle­ich darf aber nicht auf Kosten von Mehrar­beit ander­er Lehrkräfte erfol­gen. Lehrerin­nen und Lehrer bis zum Alter von vierzig Jahren, ins­beson­dere Beruf­san­fänger dür­fen nicht weit­er zusät­zlich belastet wer­den.

Alle Vol­lzeit-Lehrkräfte sind mit ihrem 25-Stun­den-Dep­u­tat schon über­mäßig aus­ge­lastet. Ihnen darf nicht über viele Jahre hin­weg eine sech­sundzwanzig­ste Stunde verord­net wer­den, deren Aus­gle­ich dann in fern­er Zukun­ft vielle­icht nach etwa fün­fzehn Jahren zu erwarten ist. Dies gilt auch für Teilzeit-Lehrkräfte (in der Alters­gruppe bis vierzig Jahren über die Hälfte), die ja aus jew­eils gutem Grund ihren Lehrauf­trag reduziert haben.

Die beab­sichtigte Maß­nahme basiert auf ein­er völ­li­gen Verken­nung der in den ver­gan­genen Jahren kon­tinuier­lich angestiege­nen Arbeits­be­las­tung der Lehrkräfte an unseren Gym­nasien. Die Mit­glieder des Hauptvor­standes des PhV BW sehen hierin einen Ver­stoß gegen die Für­sorgev­erpflich­tung des Dien­s­ther­rn. Der Hauptvor­stand des PhV BW wen­det sich daher entsch­ieden gegen die Umset­zung eines solchen Vor­griff­sstun­den­mod­ells und fordert die Kul­tus­min­is­terin auf, sich in der Lan­desregierung gegen diese ungerechte Spar­maß­nahme einzuset­zen.

www.phv-bw.de

Down­loads:
Pressemit­teilung als Word-Doku­ment
Bild des PhV BW-Vor­sitzen­den Bernd Saur

 

 

 

 

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